Therapeutisch wirksam

Ansonsten bin ich überraschend der Migräne zugeneigt gewesen. Damit habe ich dieses unselige Thema vielleicht auch schon für 2025 abgedient, ´denn mehr als zwei, drei Tage pro Jahr habe ich eigentlich seit vielen Jahren nicht mehr im Abo.

Andererseits kann man es nicht genau wissen, denn im Kleingedruckten vieler Verträge und Geschäftsbedingungen wird gerade viel und manchmal auch heimlich geändert, siehe Internet, Instagram etc. Und plötzlich bekommt man von irgendetwas deutlich mehr, als man wollte oder man zahlt einen höheren Preis, Sie kennen das. Man muss höllisch aufpassen bei allen Vereinbarungen, die man getroffen hat.

Im Vergleich zu fast allen anderen mir bekannten Migränemenschen, und es gibt doch ungeheuer viele von uns, geht es mir jedenfalls noch gold, so unterm Strich und über einen längeren Zeitraum bilanziert. Das ist mir auch bei jedem Anfall bewusst und es hilft sogar etwas. Sogar darin habe ich ein Immerhin gefunden, wenn ich es recht bedenke. Aber die Stunden mit dem vollen Programm, sie kommen mir dennoch entbehrlich vor, versteht sich.

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Zur Erholung hörte ich zwischendurch einen Text, den ich längst kenne, auch gut kenne. Bei dem ich fast sämtliche Pointen längst mitsingen kann, der mir aber dennoch gerne erneut vorgetragen werden darf. Besonders dann, wenn ihn der geschätzte Autor persönlich liest. In der ARD-Audiothek findet man „Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes“, gelesen von Friedrich Torberg.

Hören Sie einmal kurz rein, und Sie nehmen sofort die andere Geschwindigkeit wahr, die dieser Prosa zugrunde liegt. Stark abweichend vom zappelnden, blinkenden Stakkato der Gegenwart. Wie neulich bereits erwähnt, ich finde den Rückgriff auf alte Erzählstrukturen, Motive und Sprachmuster mit jedem Lebensjahr erholsamer und auch tröstlicher.

Vermutlich ist dies eine gesunde oder zumindest eine pflegeleichte und günstige Entwicklung für mich. Ist es doch eine ausgesprochen einfache Methode der (Rück-)Besinnungseinleitung. Andere müssen vielleicht reisen, um sich seelisch in dieser Art aufseufzend und loslassend zurücklehnen zu können, vor einem teuer erkauften Sonnenuntergang in der Toskana vielleicht. Ich dagegen lasse mir zum zehnten Mal einen sattsam bekannten Abschnitt von Fontane oder Konsorten vorlesen, von irgendwelchen längst vertrauten Autorinnen und Autoren bis etwa zum Einbruch der Gegenwart also. Und es hat gar nichts mit Bildungsstreben zu zun, mehr mit Wellness, die bekanntlich ansonsten nicht mein Fachgebiet ist.

In der Geschichte des Lesens gab es im 19. Jahrhundert oder eher kurz davor den Übergang zum extensiven Lesen, zur immer unruhigeren Vielfalt des Konsums, zum Lesen des immer Neuen. Davor wurden die wenigen Texte, die im Haushalt vorrätig waren, immer wieder gelesen, also etwa die Bibel.

Womöglich ergibt es irgendeinen Sinn, in der eigenen Lebensgeschichte den Konsum zumindest teilweise umzukehren. Nach ausgedehnten Reisen in die entlegensten Winkel des kulturellen Konsums zumindest stunden- oder tageweise zurückzukehren zum intensiven Lesen. Mit dem die meisten in der Kindheit auch begonnen haben werden, siehe Bilderbücher, Märchen etc. Das gilt zumindest noch für meine Generation, heute ändert sich auch das.

In diesem Sinne habe ich dann gleich auch noch etwas R.L. Stevenson gehört, leg die Geschichten von damals auf. Therapeutisch war es wirksam, was will man mehr. Zu Risiken und Nebenwirkungen befrage ich mich dann bei Gelegenheit selbst.

Eine alte Tür in einem Fachwerkgebäude, schief und verzogen, eine Aufnahme aus dem Stadtteil Sankt Georg

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Gleich mehrere interessante Links sah ich außerdem bei der Kaltmamsell, und ich meine damit natürlich nicht den Link, der freundlicherweise  zu meinem Blog führt.

Im Social-Media-Newsletter von Thomas Giegold sah ich schließlich einen Link zu Mashable, enthaltend eine Liste der zehn Youtube-Kanäle mit den weltweit meisten Abonnenten. Eine, wie soll man sagen, aparte Mischung, die man sich ruhig einmal ansehen kann.

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Wir lecken am Dachs

Gestern erwähnte ich Meatloaf im Blogtext, und die Rechtschreibkorrektur schlug mir pikiert vor, dieses Wort besser gegen „Maalouf“ auszutauschen. Vermutlich war es einer der originellsten, gewissermaßen auch feinsinnigsten Rechtschreibkorrekturvorschläge, die ich in letzter Zeit bekommen habe. Denn der Herr Maalouf macht zwar auch Musik, die Richtung stimmt also grob. Seine Kunst unterscheidet sich aber etwas von Meatloafs Ausprägung. Er macht eher so etwas:


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Apropos Rechtschreibkorrektur (wiederum keine bezahlte Werbung, nein), erheblich bessere Ergebnisse als mit der sattsam bekannten Version von Word erzielt man etwa mit der hier, und zwar auch in der kostenfreien Version: Scribbr.

Nutzungsbedingungen, Datenschutz und andere Abgründe bitte selbst prüfen, ich fand nur nach einigen Tests interessant, dass diese Software wesentlich treffsicherer als das Office-Programm ist.

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You can’t lick a badger twice“ ist eine mir besonders schön vorkommende Schlagzeile. Es geht in diesem Text bei Wired erneut um einen reproduzierbaren Strickfehler bei KI-Aussagen.

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Ansonsten habe ich etwas weitergelesen im bereits erwähnten „Gentleman über Bord“, und der Empfehlungsdruck wird spürbar deutlicher, ich schreibe dann abschließend noch etwas dazu. Aber bestellen oder lesen Sie ruhig schon einmal, es lohnt sich, das ist gute Literatur.

Und überhaupt, lest mehr Längeres, sagt auch Johannes Franzen. Er ist natürlich nur einer unter vielen, die immer wieder zum gleichen Schluss kommen, am Ende wird sogar etwas dran sein.

Aber, nun die gute Nachricht, wenn man so ein mäanderndes Blog wie dieses hier mit einem kurzen Ausruf bei Mastodon oder Bluesky vergleicht, dann sind wir alle eh schon bei der Langform, werden wir dieser Forderung längst gerecht und können lässig abwinken.

That was easy!

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Blick über den Bleichenfleet zur Ellerntorsbrücke, die Rundbögen spiegeln sich zu Kreisen

 

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Pop und Pathos

Ich habe eine Sendung gehört, die popkulturell und kulturgeschichtlich einiges zu bieten hat. Die allerdings auch etliche Trigger für vielleicht etwas unangenehme, schambelastete Formen der Nostalgie liefert, denn es ging um Power-Balladen. Da werden alle, zumindest alle etwa in meinem Alter, die bei der Entwicklung vollumfänglich dabei waren und bei Musik dieser Art zum ersten Mal geküsst etc. haben, ihre Lieblings- aber auch ihre Hass-Melodien haben: Wie Balladen dem Pop das Pathos lehrten (56 informative, sehr saxophon- und gitarrenlastige Minuten).

Nicht wenige in meiner Altersgruppe werden leider heute noch verhaltensauffällig, wenn sie auf Partys zu späterer Stunde ein Stück aus diesem Genre und also aus ihrer Jugend hören. Ich dagegen höre etwa einmal im Jahr das alte „Bat out of hell“-Album von Steinman/Meatloaf auf einem Spaziergang durch eine möglichst menschenleere Gegend. Dabei habe ich einen Nostalgieflash in Drogentripqualität und bin mit dem Thema dann wieder fertig für ein Jahr, ohne jemanden damit zu belästigen. Rücksicht auf andere, so wichtig.

Zwischendurch habe ich, pardon, ich schweife ab, etwas herumgegrübelt, mit dem Ergebnis, dass ich mir sicher bin: Weder bei meinem ersten Kuss noch beim ersten Sex lief bei mir Musik. Waren diese Szenen ohne Soundtrack aber überhaupt gültig, fragt man sich da im etwas ratlosen Rückblick. Habe ich tatsächlich schon damals alles falsch angefangen. Ich sehe noch eben die Top-Hits des Kuss-Jahres nach, was habe ich da verpasst. Und okay, das war etwa „Der Nippel“ von Mike Krüger. Lassen wir das.

Ein Grafitti-Schriftzug "Liebe" an der Wand eines Durchgangs zu einem Hof

Wie auch immer, man kann bei dem unvermeidlichen Wind of change (es wird auch noch voll ausgespielt, man macht was mit) schnell vorspulen, dann hat man das Schlimmste hinter sich. Vorspulen, noch so ein Wort aus der Vergangenheit. Mit, es fällt mir gerade auf, mehreren Vergangenheitsschichten, was die Technik betrifft. Denn die hölzerne Spule, von der es stammt, verweist noch ins Mittelalter und zu aufgewickelten Fäden, zum Spinnen. Meine Generation assoziiert aber den Finger am Kassettenrecorder oder am Walkman. Meine Söhne wiederum assoziieren vermutlich nur noch das sachte Antippen eines Buttons in diversen Apps. Es liegt immer weniger Tätigkeit in diesen Anklängen. Die noch fiktiven Kinder der Söhne werden für diese Funktion sicher gar nichts mehr berühren und keinen Finger mehr bewegen.

Aber das nur am Rande, das nur als Anmerkung der Generation „Wir haben noch klackernde Tasten betätigt. Hat es uns geschadet?“, zu der ich nun einmal gehöre.

Wie man es auch dreht und wendet, ein Stück unserer Geschichte ist diese Musikrichtung jedenfalls. Und die unheilvolle Drohung am Ende der Sendung, dass die Power-Ballade vielleicht nur schläft und irgendwann wiederkommen kann, wie Barbarossa im Berg gewissermaßen … warten wir es einfach ab.

Das hat sich im Falle des alten Kaisers auch bis heute bewährt, also schon recht lange.

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Unter Mitnahme der Mönchsgrasmücke

Es gab eine ereignislose Rückfahrt nach Hamburg. Ereignisse sind auf Routinereisen in aller Regel ohnehin abzulehnen, finde ich. Solche Touren haben lediglich aus Abfahrt und Ankunft zu bestehen. Der Rest mag Schweigen sein, gerne auch das der Beifahrenden, und es ist dann in Ordnung so. Auf Autobahnfahrten kann man länger am Stück nachdenken, das ist ab und zu auch willkommen.

Anzumerken ist, dass es trotz unseres nur kurzen Aufenthaltes auf dem Land auf der Rückfahrt eindeutig grüner und auch blühender in den Straßenbegleitgebüschen als auf der Hinfahrt war. Quasi Expressfrühling, ein dringlicher Wechsel der Außendekoration. Weite Strecken sahen auf einmal nach Sommer aus, in eher unzureichender Übereinstimmung mit der Temperatur.

Das Auto steht nun wieder in der Garage, und nachdem ich eine Weile darüber nachgedacht habe, glaube ich, dass dies meine ersten Fahrten damit in diesem Jahr waren. Das ist etwas erstaunlich. Aber das Jahr scheint auch sonst etwas aus der Reihe zu fallen, ich weiß noch nicht recht, was ich davon zu halten habe. Alles mit Skepsis betrachten und langsam auf sich zukommen lassen, vieles besser erst ex post bewerten.

Am späten Ostermontagnachmittag fiel mir dann der Dienstag ein, welcher in dieser Woche zweifelsfrei Montagsqualitäten haben wird, wie sich in Kürze zeigen dürfte. Das trübte meine Stimmung etwas ein. Andererseits ist der Montag also immerhin ein Dienstag. Man kann es so oder so sehen. Durch die offene Balkontür hörte ich bei diesen Gedanken wieder den Gesang der Mönchsgrasmücke, als hätte sie mich aus dem Heimatdorf der Herzdame herbegleitet. Wie außerordentlich nett von ihr.

Ein alter Apfelbaum an einer Landstraße, der aus einer abgebrochenen Krone noch einmal blüht

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Ich stellte beim Lesen der Timelines ansonsten am Ostermontag fest – ganz ohne Wertung, denn ich war durch die Feiertage friedlich gestimmt und nahm nur unaufgeregt zur Kenntnis – dass die Reaktionen auf den Tod des Papstes ein Spektrum abbildeten. Ich las von den erwartbaren grundschülerhaft rohen Witzen minderer Qualität über die pubertär-vulgären Zoten und den studentisch-scharfen Sarkasmus hin zu geschäftsmäßiger und betont erwachsener Eloquenz und auch zu staatstragenden und amtlich klingenden, vielleicht schon allzu routiniert wirkenden Pflichtübungen und Beiläufigkeiten, weiter zu durchdachten, altersweisen, manchmal originell oder auch schon schrullig anmutenden Befunden, Bonmots und Bilanzierungen.

Es war alles dabei, Kernkatholisches und kalauernde Ketzerei. Und ja, es war in einem gewissen Sinne ein rundes Bild. Jede und jeder hatte wieder die faire Chance, die Äußerungen anderer Menschen vollkommen abwegig zu finden.

Es ist ein freies Land. All dies ist noch statthaft, und das muss man auch sehen und würdigen.

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Gemeinsam altern mit Blogs – ich glaube, ich lese zum ersten Mal von dem Phänomen, es passt zweifelsfrei in diese Reihe: Die milden Gedanken bei der Wahl des Lebensabendwohnsitzes.

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Diverses mit Geschichte, KI und Zeug

Ich hatte neulich die ersten drei Folgen der Radioreihe „Der Rest ist Geschichte“ zum 8. Mai und der Beziehung zu unseren Nachbarländern nach dem Zweiten Weltkrieg erwähnt und gelobt (hier war das). Mittlerweile sind die anderen und abschließenden drei Folgen erschienen. Zu Tschechien (Die Last der Vergangenheit), zu Frankreich (Das Wunder der Aussöhnung, darin enthalten auch Aufnahmen einer Rede, die de Gaulle in großem Bemühen auf Deutsch gehalten hat, das kannte ich nicht) und zu Großbritannien (Nach dem Bombenkrieg die Beatlemania). Jeweils rund eine Stunde, das ist empfehlenswertes Bildungsprogramm.

Währenddessen geht es auf dem Fußweg vor der Tür schon nicht mehr um die vergangenen Kriege:

Die Kreideschrift "Sammeln - es wird Krieg" auf einem Fußweg

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Gesehen: Die Doku über TikTok auf arte. Was allerdings wiederum nichts ist, was die Laune auch nur ansatzweise heben würde, eher im Gegenteil. Aber es nützt ja nichts, so geht es zu in der Welt.

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Nach dunklen Tagen kommt das Licht“, lässt ansonsten der bedauerlicherweise bald Kanzler werdende CDU-Politiker als Osterbotschaft verbreiten, vielleicht um das intellektuelle Niveau seiner Regierung frühzeitig herauszustellen. „Und immer, immer wieder geht die Sonne auf“, sang Udo Jürgens damals, und nach allem, was ich über die beiden Herren weiß – ich hätte den Entertainer lieber als Kanzler gehabt. Aber zu retten, ach, zu spät. Siehe dazu auch im Comic damals, Asterix und der Seher: „Nach Regen kommt Sonnenschein.

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Nicola macht währenddessen ein Blogexperiment, gucken Sie mal hier. Das trifft in diesem Fall nicht mein Interesse, das würde ich so nicht probieren wollen. Aber das Herumspielen finde ich grundsätzlich nicht abwegig, eher empfehlenswert.

KI ist da und geht auch nicht wieder weg, da ist es in Ordnung, das alles verstehen zu wollen. Wozu Spiele dieser Art kein ungeeigneter Weg sein werden. Und das gilt auch dann, wenn man schon bei der bloßen Erwähnung von KI nichts als berechtigte Gegenargumente im Kopf hat, was nach aktueller Informationslage keine allzu große Herausforderung ist. Auch seine Gegner sollte man zumindest ansatzweise verstehen. Dies steht so bestimmt auch kalenderzitattauglich bei irgendeinem Kriegstheoretiker, ich sehe nur gerade mal etwas nicht nach.

Worauf ich aber gesondert hinweisen wollte, das steht bei Nicolas Text im ersten und hervorgehobenen ChatGPT-Zitat. Dieses fürchterliche Herumgeschleime der Software nämlich („Wir bauen hier etwas richtig Schönes!“), die erst einmal die eingegebenen Anforderungen mit Lob garniert, als müsse sie für die richtige Stimmung sorgen, als sei das Betriebsklima im Verhältnis zu den Benutzerinnen zentral in ihrer Zuständigkeit.

Das kenne ich so auch von meinen Versuchen, und ich finde es entsetzlich. Ich möchte fast sagen, ich finde es ekelhaft. Künstlich erzeugte sprachliche Bestätigungs- und Befriedungsgeschwulste, da wird bei mir irgendein Limit erreicht. Und zwar so überdeutlich, dass es psychologisch vermutlich schon wieder interessant ist. Aber worüber soll man noch alles nachdenken.

Ich hatte im Brotberufskontext mit anderer Software neulich als Antwort auf einen experimentellen Prompt, mit dem ich etwas in Excel vereinfachen wollte, die lapidare Antwort, das Problem könne ich doch wohl mal eben manuell selbst lösen, ohne KI. Ein augenrollendes Emoji hätte mich am Satzende nicht gewundert, so erstaunlich pampig kam diese Antwort auf dem Bildschirm daher.

Damit kann ich viel besser umgehen als mit dem Heranwanzen an die User.

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Wenn Sie osterbedingt vielleicht zu viel Tagesfreizeit haben, nicht an den Tickermeldungen zum Ableben des Papstes hängen und noch einige frische Links brauchen, bei Heiko findet man ein ganzes Osternest voll davon.

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Bei Kaffee und Kuchen

Der Sonnabend beginnt märzmäßig frisch in Nordostwestfalen. Da hält sich die Freude am Aufenthalt in der freien Natur noch in engen Grenzen und alle, die aus irgendeinem Grund vor die Tür gehen, kommen mit einem gemurmelten Kommentar zur Kälte wieder rein. Als sei das so vorgeschrieben und guter Brauch.

Am frühen Nachmittag traut man sich dann kollektiv in Winterjacke raus und es gibt, eher einem ehernen Prinzip als einer inneren Neigung folgend, Kaffee und Kuchen im Garten. Zum ersten Mal im Jahr, denn es ist Ostern, es schneit und friert nicht, also bitte, was hält uns auf. Und die Sonne bricht schließlich durch.

Es wird ein Grad wärmer, es wird zwei Grad wärmer, da kann man die Jacken immerhin vorsichtig öffnen. Fliegen und Hummeln umsummen den Kuchen auf dem Gartentisch, als sei es längst Sommer. Es wird drei Grad wärmer, da legt man vielleicht schon etwas ab. In der Hecke singen uns Zilpzalp und Mönchsgrasmücke dazu ein hinreißendes Duett aus den schöneren Tagen neulich, die sich deutlich mehr nach Frühling angefühlt haben.

Ein Sohn setzt sich dann in die nächste Stadt ab, der andere hackt für seine Großmutter Holz und häckselt an laut jaulender Maschine ihre Strauchwerkreste. Unter Nützlichkeitsaspekten fallen die Söhne heute grundverschieden aus. Aber gut, man soll nicht alles nur nach Nützlichkeitsaspekten bewerten, der innere Hanseat soll nicht immer alles aufrechnen und bilanzieren.

Der Löwenzahn blüht hier jedenfalls um uns herum viel gelber als in Hamburg, so viel steht fest. Das Gras ist auch grüner in dieser Gegend. Ich verifiziere nebenbei auf einem Spaziergang die gestern erwähnten Blüten an Apfelbäumen und Fliederbüschen, und ich sehe, es bestätigt sich alles. Vollfrühling, ja, du bist’s.

Kühe auf einer Wiese voller blühendem Löwenzahn

Auf dem Weg neben dem Acker riecht es intensiv nach dem Pferd, auf dem ein Mädchen gerade vorbeikam. Ein paar Meter weiter riecht es nach Kuh. Ein Misthaufen hinter einer Scheune dünstet Wärme und ein seltsam vertrautes Aroma aus. Und an manchen Stellen riecht es im Wind aus der Richtung des Dorfes auch nach Feuer und Grillfleisch.

Obendrüber zieht ein deplatziert wirkendes, laut kreischendes Geschwader Möwen durch den nun wieder blauen Himmel und sichtet die noch brachliegenden Flächen ringsum. „Ja, sind wir denn an der See oder was!“, schimpft die Großmutter der Söhne und sieht ihren Besuch auf einmal skeptisch an.

Am Ende ziehen diese Hamburger neuerdings Möwen nach sich, was soll das nun wieder.

Ein blühendes Rapsfeld

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Der Raps um Syke herum

Gesehen: Eine arte-Doku über Lauren Bacall und Humphrey Bogart in der Reihe „Legendäre Liebespaare.“ Irgendwo muss die Motivation ja herkommen, nicht wahr.

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Wir sind nach Nordostwestfalen gefahren, ins Heimatdorf der Herzdame. Wie in jedem Jahr zu Ostern, wenn nicht gerade eine neue Pandemie ausbricht. Über graues Land im Regen fuhren wir, unter schwerem, tiefhängendem Himmel. Es war ein ungewohnt gewordener Anblick nach all den Wochen der besonnten Trockenheit in Hamburg.

Von der Autobahn wurden wir wiederum abgeleitet und kurvten durch die Dörfer, es war erneut eine Strecke, auf der wir nie vorher gefahren sind. Man könnte glauben, dass ich nach über zwanzig Jahren auf dieser Route irgendwann alle Varianten durchhaben müsste, um das Ziel knapp hinter der Grenze zu NRW zu erreichen, aber dem ist nicht so. Niedersachsen liegt in einer erstaunlich breit aufgefächerten Form vor, es gibt eine beachtliche Vielfalt der Möglichkeiten, da durchzukommen. Labyrinth nichts dagegen, aber immer und von überall weist irgendein Schild nach Syke. Es muss, diesen Eindruck gewinnt man unweigerlich, der meist ausgeschildertste Ort Deutschlands sein und alles Fahren, wohin auch immer, ist am Ende nur ein Fahren um Syke herum.

Unter der bleischwer aussehenden Wolkendecke des Karfreitags sahen wir weite Felder unter schmuddelig weißem Plastik. Da wuchs der Spargel, und schön sah das nicht aus. Am Straßenrand einige Verkaufsbuden, unbesetzt. Handgeschriebene Kilopreisschilder aus Pappe, vermutlich am Vortag noch aktualisiert.

Ab und zu auch ein Gelb im weiten Grau, ums Leuchten sichtlich bemüht, das war der Raps. Wieso blühte der Raps, das irritierte mich kurz. Man liest so viel über die klimawandelbedingten Verschiebungen, da muss man sich längst bei allem, was man in der Natur sieht, fragen, ob es wirklich jetzt dran oder zu früh ist, zu spät vielleicht. Oder ob es ohnehin verkehrt ist, hier nicht hingehört.

War es ein Alarmzeichen, dass es dort gelb blühte, war es eine schlechte Nachricht, was man im Vorbeifahren sah? Oder war es nur ein Bild der Heimat, der süßen Heimat, und gehörte nun einmal so?

Ich habe das nicht für alle Natureffekte parat, die uns unterwegs begegnen können. Wer hat das schon noch. Ich ließ also die humanoide Intelligenz neben mir auf dem Beifahrersitz recht altmodisch googeln. Um es abzusichern, wie wir uns beim Anblick der frühlingshaften Felder zu fühlen hatten, besorgt oder aufblühend: Und es war okay.

Der Raps durfte schon gelb strahlen, zu dieser Zeit im Jahr, da hatten wir noch einmal Schwein gehabt. Schwein haben in Niedersachsen, das allerdings ist wie die Eulen, die man nach Athen trägt. Vielleicht ist es weniger wert als anderswo, das mag sein, aber immerhin ein wenig Schwein haben wir doch gehabt.

Einen Tag vorher übrigens hatte meine Wetter-App per Pop-up jubelnd den „Vollfrühling“ vermeldet (Apfel und Flieder blühen, der Kuckuck ruft, Maikäfer fliegen, Männer grillen, so die phänologischen Bedingungen dafür). Aber wie es so ist, ich hatte gerade keine Zeit, etwas zu fühlen.

Das vielleicht demnächst nachholen.

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Rapsabschließend wollen neuere Leserinnen und Leser vielleicht noch, wo wir schon bei der Pflanze sind, die Sache mit der Entstehung der Rapsmusik eben zur Kenntnis nehmen. Das altgediente Publikum kennt den Clip längst, er ist aber andererseits immer wieder gut und eine erneute Kenntnisnahme schadet nicht. Denn wie der Opa damals durch die Rapsfelder ging … es ist kulturgeschichtlich schon wichtig.

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Ein Blumenkübel mit Tulpen darin vor freiem Feld

Im Heimatdorf gab es dann Kaffee und Kuchen. Unter den Tellern lag die Tischdecke mit den Küken, die noch aus der Kindheit der Herzdame stammt. Auch das Geschirr passte dazu, denn so gehört es hier alles.

Und der selbstgebackene Kuchen, es versteht sich von selbst, er schmeckte sehr gut.

Ein Kuchenteller auf einer alten Ostertischdecke in 70er-Design mit Küken darauf

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Innovatives und Zukünftiges

Es soll zweckmäßig und geistig gesund sein, sich ab und zu etwas Optimismus zuzuführen, weshalb ich – und sogar noch weit außerhalb meiner thematischen Komfortzone! – eine Sendung über Sprunginnovationen gehört habe: Welche Technologien haben Zukunft? 32 Minuten lang. Es gibt, habe ich dabei gelernt, eine Bundesagentur für Sprunginnovationen. Mit der allerdings unschönen Abkürzung SPRIND, die für mich leider so klingt, als würde man da einen Spurt einfach nicht hinbekommen, mit diesem weichen, unsportlich klingenden, sacht versumpfenden D am Ende.

Ich habe nach dem Hören jedenfalls den spaßig anmutenden Begriff „Leapfrogging“ im Kopf behalten. Es kommt mir gerade besonders smalltalktauglich vor, diesen Begriff parat zu haben, und die Anglizismusquote im Umfeld ist ohnehin wieder stark ansteigend. Hätte ich in meinem Berufsleben ordentlich Buch über diesen speziellen Sprachwandel geführt, ich könnte mittlerweile vermutlich Wellenbewegungen über die Jahre ableiten. Aber das ist nur eine weitere verpasste Gelegenheit.

Mit diesem Begriff vielleicht demnächst mal irgendwo angeben: „Wir könnten bei diesem Topic auch einfach leapfroggen.“ Und dann finden das alle wieder megaspannend oder gleich great and inspiring, schon klar.

Ich brauche womöglich Urlaub, merke ich gerade. Immerhin ist Ostern, da vielleicht mal etwas ausruhen. Falls hier zwei, drei Tage kein Text erscheinen sollte, wird es also nur daran liegen. Aber das ist kein Plan, nur eine Eventualität.

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Ein Zeitzeichen habe ich ebenfalls gehört. Es ging da um einen Satz, der nie gesagt wurde, nämlich „L’etat c’est moi“, Ludwig XIV (14 Min.). Ich meine mich zu erinnern, dass dieser so berühmte Satz in den Geschichtsbüchern der Söhne ohne einen Hinweis darauf vorkam, dass es nur ein zugeschriebenes Statement ist. In meinen Geschichtsbüchern damals sowieso. Es war einer der Sätze, das weiß ich noch, die man auswendig zu lernen hatte für die nächste Arbeit. Dabei gab es ohnehin nichts zu hinterfragen.

Quasi historische Fake-News, immer wieder neu aufgelegt und in ihrem Fortbestand recht gründlich abgesichert.

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Einen Elternabend gab es dann noch, zu dem ich allein ging, da die Herzdame Amüsanteres vorhatte. Man muss auch gönnen können, ja, ja. Es wurde dort eine Präsentation vorgelesen, die dann hinterher auch per Mail verschickt wurde. Das Format ist in dieser Form in Büros aller Art und auch in Schulen gleichermaßen unsinnig und müsste dringend generalüberholt oder gleich geleapfrogged werden, aber egal.

Es ging, und da wurde es dann entschieden wunderlich, um die Abiturtermine im nächsten Jahr. Auch schon um die Wahl der Prüfungsfächer, der Prüfungsformen, die man heutzutage wohl auch zumindest teilweise wählen kann, und dergleichen. Sogar um die Berufswahl und die Studienmöglichkeiten ging es, um Ausbildungswege etc. Dabei wissen wir doch alle, dass der betroffene Sohn neulich erst eingeschult wurde.

Wie geht das nun wieder zu.

Auf Instagram wurde mir direkt nach dieser Veranstaltung, obwohl das Smartphone doch bekanntlich niemals mithört, spontan Werbung für Abiballkleider gezeigt. Von der ich allerdings nicht recht weiß, ob sie vielleicht Satire war oder nicht. Die Roben waren nämlich in etwa so ansprechend wie diese Kleider, die Brautjungfern auf amerikanischen Hochzeiten tragen, also diese schauderhaft bunten Bonbon-Umwickelungen, die man aus etlichen Filmen kennt. Trägt man das jetzt im Ernst so? Nanu.

Aber wie auch immer, den betreffenden Sohn womöglich neben solchen Kleidern in einem Anzug zu sehen – es sprengt bisher noch die eigentlich recht weit gefassten Grenzen meiner Vorstellungskraft.

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Menschen sitzen an einem warmen Nachmittag an der Kleinen Alster vor den Rathausarkaden auf den Stufen zum Wasser

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Weitere Nörgelrentnernotizen

In der Reihe Radio Bremen Retro gibt es in der Audiothek ein Interview aus dem Jahr 1962. Irmgard Bach befragt Siegfried Lenz zum Thema „Als ich 17 war.“ Da war der Schriftsteller 36 Jahre alt, und ich fand die Aufnahme gleich doppelt überraschend. Zum einen klingt er überhaupt nicht so, wie ich mir die Stimme von Lenz vorgestellt habe. Was ich aber auch nicht näher definieren könnte, also abgesehen von: So eben nicht.

Zum anderen, und das ist dann eine fast schon langweilig reproduzierbare Überraschung, also eigentlich keine, staune ich immer wieder, wie weit sich die gesprochene Sprache von dieser Ausdrucksart damals, mit der ich immerhin noch groß geworden bin, fortentwickelt hat. Sehr stark hat sie sich verändert. Und ich wüsste nicht, nach welchen Kriterien man die Entwicklung seit der Zeit als Fortschritt im üblichen Deutungssinne dieses Begriffs werten könnte. Es ist eine Veränderung, so viel steht fest, aber ob da etwas besser geworden ist – ich sehe oder höre es nicht.

Es ist aber das gleiche Dilemma wie immer. Denn obzwar, um eine schöne und fast ausgestorbene Lenz-Vokabel zu benutzen, ich davon ausgehe, dass es in meiner Lebenszeit kulturell eher abwärts ging, schon von den Ambitionen her, kann ich es nicht verifizieren. Denn ich weiß ja, dass dies die meisten Menschen in meinem Alter immer schon gedacht haben, quer durch alle Jahrhunderte.

Ein paar von ihnen haben auch aus heutiger Zeit Recht gehabt, siehe das Auf und Ab der Kulturgeschichte, die kollektive Bewertung ex post. Aber kann man es zu Lebzeiten wissen, dass man richtig liegt und in einer Abwärtsphase zu Gast war?

Während ich dies schreibe, ich sehe es gerade, zeigt die Wanduhr über mir viertel nach. Wozu es in Verbindung mit dem Thema Lebenszeit auch wieder ein Lied gibt. Weil es zu allem ein Lied gibt.

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Durch das neue Einkaufsriesending an der Elbe, wo ich gerade bei Kulturgeschichte bin, stromern währenddessen die Influencenden von Instagram etc. und kriegen sich gar nicht mehr ein, ob der möglichen Shopping-Ekstasen und der Auswahl an Fast-Fashion etc. vor ihren Smartphonekameras. In meiner Timeline taucht viel von diesem Reklamematerial auf. Was auch logisch ist, da ich am passenden Ort wohne und mir die Clips etc. tatsächlich neugierig ansehe. Wie so ein williger Konsument sehe ich sie mir an und lasse alles in voller Länge durchlaufen. Dabei ist diese Neugier eher vergleichbar mit dem Unfallgucken auf der Autobahn, nicht mit dem unterstellten Kaufinteresse.

Aber das können die Algorithmen so nicht deuten, schon klar.

Es wundert mich also nicht, was mir da im Stream geboten wird. Staunenswert ist aber ein wenig, wie viele von diesen Influencenden es gibt. Ich habe die Menge für überschaubarer gehalten, und da lag ich falsch.

Und wie vergleichbar ähnlich sie fast durchweg im Auftritt, in der Sprache und auch in der medialen Darstellung sind, in der Perspektivwahl etc. Es versteht sich fast von selbst, dass alle dieser Werbetreibenden alles, was sie sehen und filmen, kategorisch „spannend“ finden. So spannend, superspannend, echt spannend, megaspannend, irre spannend. Und dann gehen sie, nächster Schnitt, bei H&M rein. Weil es so spannend ist und als wäre es ein Event.

Aber ich will gar nicht spotten, pardon. Ich stelle nur aus meiner Sicht fest und behalte stets im Sinn, dass ich nicht die Zielgruppe bin und mich daher nicht zu beschweren habe. Dass ich nicht einmal mehr in der Nähe einer der Zielgruppen bin, dass ich mittlerweile eher der fremde Blick bin. Alles von außen angucken.

Als nicht eben geselliger Mensch fühlt es sich manchmal seltsam passend an, aus Zielgruppen herauszufallen.

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Blick über den Südkanal in Hammerbrook

Im Bild der Südkanal in Hammerbrook mit ernster Bürobebauung an den Ufern, sommerlich blauem Himmel und weißen Wölkchen, aus denen es wiederum nicht regnen wird.

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Eine kleine Korrektur

Beim Deutschlandfunk Kultur gibt es eine Lange Nacht über Giacomo Casanova. Interessant ist sie, wie fast alle Folgen dieser überhaupt lobenswerten Reihe.

Ich habe, fällt mir da ein, wo ich gerade bei bekannten Verführungskünstlern bin, mit denen ich mich sonst nicht einmal ansatzweise näher verbunden fühle, neulich ein Kompliment bekommen und mich sehr darüber gefreut. Fast wie ein Mensch, für den flirty Situationen eher an der Tagesordnung sind.

Weswegen ich kurz und fast lebenshilfemäßig einen mir wichtig erscheinenden Aspekt bei Komplimenten hervorheben möchte: Man sollte sie machen. Und annehmen, das sicher auch.

Aber gut, es spricht auch immer etwas dagegen, sie anzunehmen, ich weiß es. Been there, done that, got the t-shirt.


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Und eine kleine Korrektur möchte ich zwischendurch anbringen. Vermutlich ist sie nur für Menschen aus Hamburg interessant, ich halte es möglichst kurz.

Das in fast sämtlichen lokalen Medien, Blogs (womöglich auch in diesem, mon Dieu!) etc. so oft und reflexmäßig wiederholte Statement, dass die Hamburger Innenstadt abends friedhofsähnlich unbelebt sei, es stimmt gar nicht mehr. Im Rathausquartier (Kleine Johannisstraße etc.) geht es bei gutem Wetter mittlerweile nahezu szeneviertelmäßig gut besucht zu, wie ich am letzten Wochenende etwas überrascht festgestellt habe. Man sitzt und trinkt und isst in der Außengastro, als stünde die Ecke seit einer Weile schon in jedem Reiseführer. Was auch sein kann, ich lese keine Reiseführer und würde es also kaum mitbekommen.

Die Innenstadt besteht nicht nur aus den beiden Haupteinkaufsstraßen, das zwischendurch einmal einräumen. Und wenn die Belebung und Sanierung des Rathausquartiers einem Plan folgt, dann scheint er sogar zu funktionieren. Es kommt mir einigermaßen originell vor.

Verblüffend allerdings, dass für das, was dort so überzeugend nach sich belebender, Fahrt aufnehmender Gentrification aussieht, vermutlich keine Mieterinnen oder Mieter vertrieben werden mussten. Weil dort meines Wissens in den letzten Jahrzehnten eh niemand gewohnt hat. Das wirkt auf eine gewisse Weise nicht drehbuchgerecht, was die klassische Stadtentwicklung angeht, deren Phasen man doch zu kennen meint.

Man erwartet es anders, aber gut – irgendwas ist immer.

Die Gegend da ist ein BID, ein Business Improvement District, sehe ich nebenbei, und weise daher sicherheitshalber darauf hin, dass ich damit geschäftlich nichts zu tun habe. Keine bezahlte Werbung, nein.

Alle positiven Sätze über irgendwas fallen unter einen gewissen Generalverdacht, nicht wahr. Das ist auch keine schöne Entwicklung, aber ich weiß, ich habe mitgemacht. Siehe auch „Die schärfsten Kritiker der Elche“ beim Großmeister F.W. Bernstein.

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Ein Steg an der Außenalster, Außengastro-Bestuhlung darauf, an einem Fahnenmast die Hamburg- und darunter die Regenbogenflagge

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