Weiter in dieser Reihe.
Natürlich ist dies kein Foodblog, natürlich habe ich überhaupt keine Ahnung vom Kochen. Daher muss sich das Kochbuch “Deutschland Vegetarisch” hier auch im beinharten Alltag beweisen, nicht in gestellten, sorgsam vorbereiteten Szenen. Zum Aussuchen des Rezeptes für heute blieben mir beispielsweise nur etwa zwei Minuten hektischen Geblätters und statt einen Einkaufszettel zu schreiben, habe ich einfach mein fotografisches Gedächtnis genutzt und mir die notwendigen Zutaten mit einem einzigen Blick auf das Rezept eingeprägt. Nun weiß ich auch, dass ich gar kein fotografisches Gedächtnis habe.
Man zerlege einen Hokkaido-Kürbis und zwei Zwiebeln, das ist übrigens fast schon die ganze Arbeit, so ein Kürbis kostet ja immer ein wenig Kraft, den Rest macht man dann so nebenher.
Das dünste man in schaumiger Butter glasig. Zwei Esslöffel Honig dazu, ein Lorbeerblatt, einen Sternanis (hatte ich nicht, egal), mit 50 ml Weißwein ablöschen, wenn keine Kinder mitessen. Hätte ich die Kinder im Auge gehabt, hätte ich löschen können, aber egal. 400 ml Gemüsebrühe dazu, dann zwanzig Minuten lang köcheln lassen, zunächst kein weiterer Handlungsbedarf beim Kürbis.
Währenddessen zwei Esslöffel Haselnusskerne grob hacken und in einer Pfanne in Öl rösten. Danach salzen und in Ruhe lassen. Ich hatte auch keine Haselnüsse, egal.
Etwa hundert Gramm Lauch, sagen wir also lieber eine habe Stange, und einen Apfel ungeschält kleinschnippeln. In einer Pfanne und in Öl etwa fünf Minuten braten, das kommt aber auf die Minute nicht an.
Einen Bund Petersilie waschen und ungewöhnlich gut abtrocknen, das Zeug wird nämlich gleich frittiert und darf dabei nicht nass sein. Öl in einem Topf auf 160 Grad erhitzen. Steht jedenfalls im Rezept, ich habe nicht die leiseste Ahnung, woran man bei Öl in einem Topf 160 Grad erkennen soll. Aber egal – Petersilie hatte ich auch nicht. So löst ein Problem das andere auf, auch schön.
Den Sternanis und den Lorbeer aus dem Kürbis nehmen, mit einem Stampfer alles fluffig zerlegen. Mit Pfeffer und Salz würzen. Lauch-Apfel darüber, wenn man hat auch gerne die Nüsse und die bei exakt 160 Grad frittierte Petersilie.
Etwa an dieser Stelle hätte ich bemerken können, dass die Kinder seit geraumer Zeit nur deswegen so still waren, weil sie schon seit längerer Zeit enormen Hunger hatten und deswegen klammheimlich Toastbrot und Erdnüsse in rauen Mengen in sich hineinschaufelten. Dann hätte ich nämlich gar nicht erst Kindergeschirr befüllt, sondern nur die Erwachsenen von manierlichem Geschirr speisen lassen. Macht aber nichts, der Stampf (Das klingt komisch, nicht wahr? Der Stampf. Ganz seltsam. Was essen wir? Einen Stampf.) der Stampf jedenfalls sah in dem Kindergeschirr eh besser aus als auf dem feineren Porzellan und es bringt ja auch ein wenig Abwechslung in die Bebilderung dieser Reihe.
Das leider also einigermaßen unvollständige Gericht, das ein wenig wie ein Remix von Himmel und Erde und Kürbissupe anmutet, schmeckt überraschend toll. Wieder so eine Kombination, die ich so nicht gemacht hätte, Lauch-Kürbis-Apfel, die ich aber begeistert abspeichere und sicherlich wieder machen werde. Das fand auch den Beifall der Herzdame, obwohl sie diese Kombination gar nicht aus Nordostwestfalen kennt, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Sehr einfach, sehr schnell, das Essen. Womöglich ist es mit Haselnüssen, Sternanis und bei exakt 160 Grad frittierter Petersilie noch besser, das mag sein. Aber egal, ich sagte es bereits, das Rezept verträgt leichte Verluste.
Lauch-Kürbis-Apfel ist toll zusammen. Man muss nur darauf kommen.
Ich bin übrigens mit den vergleichsweise leichten und jahreszeitlich noch passenden Rezepten nahezu durch. In Kürze werde ich mich also unweigerlich komplizierteren Gängen zuwenden müssen. Wirsingrouladen vielleicht? Kochen und Basteln in einem? Das wird spannend.
Ich kann da nur zur Pizza raten.
Stampf………..Stamp in Belgien 🙂
Seht nicht aus aber schmeckt vermutlich gut.
Damit werde ich erneut in meiner Meinung positiv bestätigt, dass die halb improvisierten häufig die wohlschmeckendsten Gerichte sind. (Ich finde es einzig um den Sternanis ein bisschen schade.)
Ich hab das auch schon gekocht und hatte bis auf die Petersilie alles da (seit ich das Buch habe, kaufe ich mehr Sternanis als alle Jahre zuvor), aber obwohl ich Kürbis liebe, fand ich es nicht sehr begeisternd. Speziell die Haselnüsse haben mich gestört. Aber das muss ja niemanden abhalten.
Ich koche aktuell in Ermangelung eines eigenen Exemplars (was sich aber, so hat der Weihnachtsmann mir geflüstert, bald ändern sollte) immer abwechselnd von hier und Anke Gröners Blog die Rezepte nach, weil die mir alle so toll erscheinen.
Der Stampf war bei Anke schon etwas früher dran, bei mir dadurch auch und ich – als jemand, der üblicherweise einen Bogen um alle Nahrungsmittel oder Getränke macht, die nur in Entfernung an Anis vorbeigelaufen sind – kann warm empfehlen, beim nächsten Mal Anis mit auf die Einkaufsliste zu setzen. Durch die bisherigen (für mich) ungewöhnlichen Kombinationen aus dem Buch, die mir allesamt gut geschmeckt haben, war ich so mutig, im Zweifel einen verhunzten Kürbis zu riskieren und der Mut wurde belohnt. Das gibt einen ordentlichen Geschmackswumms im Hintergrund!
Übrigens kann ein fotografischer Einkaufszettel das fotografische Gedächtnis gut ergänzen. Wenn mir die Zeit vorm Einkauf knapp wird, fotografiere ich einfach die Zutatenliste mit dem Handy und kann im Laden auf das Foto zurückgreifen, wenn ich nur noch weiss, dass etwas fehlt, nicht aber was das war.
wirsingrouladen aus der vegetarisch app. ja, bitte. wenn du das kannst, dann kann ich das auch. so.
Das mit dem fotografischen Gedächtnis ging mir gestern auch so. Mangels wichtiger und essentieller Zutaten gab es gestern dann nur Brot.
Lustig — das ist das erste Rezept aus diesem Buch dass ich (following Anke Gröner) auch ausprobiert habe.
Auf eine kleinere Menge Kürbis (600g nach Putzen) einen ganzen Sternanis fand ich deutlich zu heftig, und ich hatte zu wenig saure Äpfel genommen. Irgendwie cool, aber nach einem halben Teller dann eher — hm. Also Vorsicht damit.
Dass man aus Hokkaido etwas anderes machen kann als Suppe weiss ich aber jetzt.
Oh, ich freue mich auf die neue Kategorie ‚Kochen und Basteln‘!
Und auf die Kommentare der Söhne – zugeschnürtes Essen – ich bitte Sie sehr um eine Berichterstattung. Ich fand das als Kind immer komisch, genau wie diese langen Spieße in den Rouladen oder Schaschlik….
Und warum lese ich eigentlich die ganze Zeit „Sternanis“ als Plural von „Sternani“ und komm‘ erst beim fünften Kommentar drauf, worum es geht ? Wieder was gelernt…
Hihi, sehr gelacht! Ich mag die unkonventionelle Rezeptreihe und dieser Teil war bis jetzt der beste – so erfrischend unperfekt und praxisnah in der Beschreibung!
Kürbis kleinmachen kostet kaum noch Kraft, wenn man ihn vorher eine Viertelstunde bei 100°C in den Ofen legt.
Wenn Kinder mitessen kann man einfach den Weißwein durch Apfelsaft ersetzen.