Porträt des Autors als genialer Erfinder

Obwohl ich Glück habe und zu den Leuten gehöre, die ihrem Job recht gerne nachgehen und obwohl ich also in der Regel nicht wie der Schmerzensmann vom Dienst am Schreibtisch sitze, habe ich in letzter Zeit doch verdächtig oft mit mehr Freizeit geliebäugelt. Es war vielleicht ein wenig viel. Ich habe zu viele Abende mit der Arbeit zugebracht, ich habe frühmorgens immer gleich wieder angefangen, zu selten Pausen gemacht… aber irgendwann ist es eben auch mal gut. Dachte ich mir so. Und überlegte lange hin und her wie ich denn bloß zu mehr Freizeit kommen kann. Wo die Stunden wohl herzunehmen sind, die man sorgsam mit liebevoll arrangiertem Nichtstun auffüllen könnte? Die passen nämlich einfach nirgendwo rein, wie ich es auch drehe und wende. Nicht am Morgen, nicht am Vormittag, schon gar nicht am Nachmittag und natürlich auch nicht am Abend, wenn die Kinder endlich schlafen und man freie Bahn hat. Nein, es ist alles bis auf die letzte Minute besetzt und verplant und verkauft, im Grunde ist es schlimm. Das ist ja kein Leben, wenn man gar keine unverplante Zeit mehr hat, nicht wahr.

Und dann hatte ich eine Idee. Eine echte Knalleridee, so eine, bei der man gleich merkt, man hat gerade einen richtig, richtig tollen Gedanken: Einfach mal einen ganzen Tag freischaufeln! Das wäre es doch, und am besten gleich regelmäßig! Komplett nichts tun! Einen deklarierten Pausentag, das klingt doch wirklich nach einem tollen Konzept? Oder? Und dann fiel mir ein, dass schon andere Menschen vor mir auf das Prinzip gekommen sind, und zwar schon vor einiger Zeit. Sie nennen es Sonntag.

Aber egal. Ich habe ihn eben gerade neu erfunden, und zwar ganz alleine. Was mir wohl als nächstes einfällt? Rollende Treppen? Sich drehende Türen? Kutschen mit Motor? Maschinen, die rechnen können? Ich scheine doch Potential zu haben.

(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zeitung.)

9 Kommentare

  1. Nee, nee, nicht ausarbeiten, – verwerfen! Klingt schon wieder gleich nach Arbeit. (es ging mir wie Frau Isa).
    Ansonsten ist die Erfindung super. Ich frage mich nur, warum noch niemand den mehrtägigen Sonntag erfunden hat.

  2. hihihi, ich auch 🙂
    Musste tatsächlich einen Moment nachdenken, was das wohl sei, bis ich nochmal las und dann Kutschen entziffert habe 😉

  3. Den Verleser teile auch ich.
    Hat bei mir gerade bei diesem Wort aber Tradition: Ich kam im Urlaub auf dem Lande mal in einem Dörfchen an einem Werbeschild vorbei, es annoncierte „Knutsch- und Kremserfahrten“. Hach, romantisch. Natürlich stand da Kutsch- und Kremserfahrten.
    Mein Verleser führte (aus unserer Sicht:) natürlich dazu, dass der Komplize und ich das Verb „kremsern“ kreierten. Ohne nun näher erläutern zu wollen, welche Aktivität sich dahinter verbirgt.

  4. Wer braucht denn bitte Räder? Die rollen doch nur weg.
    Aber bei den aktuellen Temperaturen könnte mal einer den Sommer erfinden, oder zumindest das Feuer … 😉

  5. Komsich, knutschen habe ich auch gelesen. Ist wohl gängiger als Kutschen…

    Wenn Sie schon mal so am Erfinden sind, Herr Buddenbhm, wie wäre es dann mit einer Brotröstmaschine? Oder ein Gerät, das es ermöglicht, mit Amenschen zu sprechen, die an einem anderen Ort weilen? Oder etwas, was einem ein Heißgetränk nach Wahl zubereitet (braucht wahrscheinlich kein Mensch, aber wer weiß, was die Zukunft bringt?!?)…

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