Das Kloster Scheyern ist eine Benediktinerabtei im gleichnamigen Ort. Da kommen übrigens auch die Wittelsbacher her, die mit der Geschichte des Kloster viel zu tun haben. Für die Region und auch für Bayern also ein besonderer Ort und nicht nur ein Kloster unter vielen.
Es klingt vielleicht nicht so spannend, mit Kindern zu einem Kloster zu fahren, die Erfahrung zeigt aber, das kann man sehr gut machen. Besonders, wenn man norddeutsche Kinder dabei hat, die eine derartige Prachtentfaltung überhaupt nicht gewohnt sind. Denn die Anlage ist schon auf den ersten Blick reich, pompös, mächtig, riesig und beeindruckend – und zwar in einem Ausmaß, dass Sohn I nach einigen Minuten Bedenkzeit schon auf die Frage kam, wie denn bitte die Kirche so viel Geld haben könne, was den mit den Armen sei und überhaupt?
Kopfschütteln beim Nachwuchs, gleichzeitig fanden die Söhne das Bauwerk aber schon auch schön. Eine seltsame Sache, aber schön. Und so nett angemalt, das fanden sie auch gut, das mit der Farbe.
Das Kloster ist noch in Betrieb, gar kein Museum wie sonst immer alles aus dieser Zeit,das fanden sie höchst irritierend.
Das hebt so einen Bau auf eine ganz andere Dimension der Echtheit, das wird dann sofort mit anderen Augen gesehen. Kein Museum, keine Attrape, kein Plastik, keine Show!
Und der Papst war auch schon da, singe ich im Geiste vor mich hin, denn das war er wirklich, zumindest der vorige, wie man auf den Schildern dort lesen kann, auf denen sogar stolz verzeichnet ist, welche Wanderwege er gegangen ist.
Die Wanderwege sind teilweise auch Pilgerwege, ein Zubringerweg zum Jakobsweg ist dabei, da hatten wir dann wieder viel zu erklären. Das Ziel des Pilgerns leuchtete den Söhnen nicht ganz ein, aber die Sache mit der Muschel als Wegzeichen, die fanden sie gut. Kinder lieben Geheimzeichen, das klappt immer. Und bis zur nächsten Muschel zu laufen, das klingt dann doch nachvollziehbar. Schnitzeljagd in ganz groß.
Im riesigen Hof des Klosters ein Springbrunnen, die Söhne waren natürlich sofort drin, das hört jetzt so leicht nicht mehr auf. Vor dem Eingang der Basilika eine Hochzeitsgesellschaft, so etwas ist natürlich auch immer interessant. Vom lautstarken Kommentieren des Hochzeitskleides konnten wir die Söhne gerade noch abhalten, es sagte ihrem Geschmack leider nicht zu.
Ebenfalls abhalten mussten wir sie vom naheliegenden Verlangen, diese Glocke mit größeren Steinen zu bewerfen, um den Klang zu erleben.
Zu dem Kloster gehört ein Gut von beträchtlicher Größe, das Gut ist in Betrieb, eine Versuchsanstalt für die nachhaltige Nahrungsproduktion. Man kann sich dort auch herumführen lassen. Das haben wir nicht gemacht, es war schon wieder zu heiß, interessiert hätte es mich aber schon.
Man sieht übrigens, dass es menschenleer war, die ganze Anlage kaum besucht.
Vor dem Gutshof ein Skulpturenpark, der lohnt auch einen Abstecher (vom Kloster 10 Minuten zu Fuß), denn Skulpturen finden Kinder in aller Regel super.
Ist das schön, warum ist das schön – und wenn es nicht schön ist, warum macht das dann erstens jemand, warum stellt man es zweitens dahin, wo sich drittens jemand dann all das fragen muss? Kunst ist ein endloses Thema.
Und können sie irgendwann auch so gut schnitzen? Wenn sie viel üben?
Vor dem Kloster auch ein altes Brauhaus, ein Schild weist darauf hin, dass hier Solarbier gebraut wird – also die Anlagen nur mit regenerativer Energie betrieben werden. So ein Koster kann eine ziemlich moderne Angelegenheit sein.
Und zum Kloster gehört auch ein Biergarten. Der erste Biergarten, den die Söhne gesehen haben, das Prinzip kannten sie so überhaupt nicht. Stühle und Tische auf Schotter unter Bäumen, Kellnerinnen und Kellner in Tracht, Brezeln ungeheuerlichen Ausmaßes. Getränke gibt es nur in Übergröße und niemanden stört es, wenn sie neben dem Tisch weiter an ihren Stöckchen herumschnitzen oder wenn sie zwischen den Tischen herumlaufen. Das Prinzip Biergarten fanden sie sehr überzeugend, das dürfte gerne auch bei uns öfter vorkommen. Mit Tracht und allem.
Gegessen habe ich dort ein Brauburschenbrotzeit, schon weil “Buddenbohm isst Brauburschenbrotzeit” so einladend klang. Die Platte reichte für mich und die Kinder, Brauburschen müsssen sehr viel Hunger haben. Sohn II aß noch ein paar Weißwürste dazu, er ist schon lange ein großer Fan dieser Spezialität. Sehr gute Auswahl, sehr guter Preis, den Biergarten sollte man aufsuchen, wenn man dort in der Nähe ist, das lohnt auch einen Umweg – Klosterschenke Scheyern (sorry, Link kaputt).
Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Südtirol und haben unterwegs etwas ausgelassen, was mich immer noch ärgert.
Solange noch Kellnerinnen und Kellner da sind, ist es aber kein richtiger Biergarten (oder der falsche Teil des Biergartens).
Was Dentaku sagt. Ein richtiger Biergarten ist es eigentlich erst dann, wenn man das Essen selbst mitbringen kann – mit Bedienung ist es eher ein Wirtsgarten.
Das war in einem Teil dort auch vorgesehen.
Sag‘ mal: eure Jungs stehen öfters mal beieinander in dieser Kumpanei-Umarmung, oder? Das finde ich ja zu süß!
Sie hören auf das Kommando „Blogbild“ 🙂
Die Söhne hören auf ein Kommando? Einfach so, ohne Bestechung? 🙂
Bitte? Die Söhne kannten vorher keinen Biergarten? Das ist ja schon fast Kinder-Vernachlässigung…..!
(aber stimmt, das war wirklich nur ein „halber“ Biergarten, aber ich war auch schon mal dort und fand es sehr hübsch).
@Aurora: Naja, im hohen Norden gibts halt nicht so viele Biergärten wie bei uns im Süden – da kann man ziemlich alt werden, ohne je einen besucht zu haben 😉
Ansonsten noch zwei kleine Fakten zu Kloster Scheyern:
– einer der ganz wenigen Orte, an denen man noch die „Wassernuß“ (auch Wasserkastanie genannt) in Deutschland finden kann (https://de.wikipedia.org/wiki/Wassernuss#Vorkommen)
– Im Mai rentiert ein Besuch des Guts. Da ist nämlich immer die Ausstellung „Kunst im Gut“ – und meines Wissens wächst der Skulpturenparkt dadurch stetig
Sohn I sieht auf dem Geländerbild aus, wie Michel aus Lönneberga 😀