Gelesen – Alex Capus: Reisen im Licht der Sterne

Das muss man Literaturinteressierten einigermaßen dringend empfehlen, das ist ein großer Spaß um einen großen Dichter. Es geht um Robert Louis Stevenson, den man von der Schatzinsel her kennen kann und von Jekyll & Hyde unbedingt kennen sollte. Es geht also um einen alten Bekannten, genauer um den letzten Abschnitt seines Lebens.

Den hat er auf Samoa verbracht, angeblich wegen des Klimas, das so einladend allerdings gar nicht ist. Da wird etwas hinterherrecherchiert und auch etwas nachgereist, was hat dieser Stevenson wann und wo gemacht, wen könnte er wo getroffen haben, wovon hatte er Kenntnis, was hat er literarisch wie verarbeitet? Und was steht ausdrücklich nicht in seinen Büchern? Fügt sich das dann zu einem möglichen Bild, das in den bekannten Biographien bisher so gar nicht vorkommt?

Da geht es um verblüffend viel Geld in Stevensons Besitz, für das es keine rechte Erklärung gibt, vom Buchverkauf wird man bekanntlich eher nicht steinreich, auch damals wurde man das nicht. Da geht es auch um einen Flaschenkobold, der äußerst fragwürdige Geschenke verteilt und um die kleine Kokosinsel, die im Laufe der Jahrzehnte von zig Schatzsuchern aus aller Welt immer wieder und vergeblich um- und durchgewühlt wurde. Es geht um den sagenhaften Kirchenschatz von Lima und auch um andere berühmte Hinterlassenschaften der Piraten mit den bekannten Namen. Und es geht natürlich um den vielleicht wahren Grund, warum Stevenson sich ein riesiges Grundstück am eher unwirtlichen Rande der Welt gekauft hat.

Es ist einigermaßen faszinierend, dass Capus dieses Thema tatsächlich spannend hinbekommt, obwohl man das Thema Schatzsuche auf den ersten Blick vielleicht nicht mehr so spannend finden mag. Das wird es dann aber doch und man kann bei der Lektüre ein wenig über sich selber lachen, wie diese alten Mechanismen wieder greifen, aufgrund derer man schon einmal – lange, lange ist es her – die Story um Long John Silver wahnsinnig spannend gefunden hat. Und wie die wieder greifen, da kann man noch so erwachsen sein, man kann eben doch wieder die Strände von Südseeinseln und Schiffe im Sturm vor Augen haben und überraschend neugierig weiterblättern, auch wenn es schon recht spät ist.

In einem Rutsch durchgelesen, ein wunderbares kleines Buch.

 

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