Da gab es doch wieder Diskussionen über böse Spiele, die von der Jugend auf dem Computer, dem Handy oder worauf auch immer gespielt werden. Spiele, die unseren Nachwuchs entweder komplett verblöden oder aber aggressiv machen, zumindest gerüchtehalber, Stichwort Killerspiele, Sie kennen das. Darüber denke ich nach, weil mich das Thema etwas verunsichert. Aber nicht als Vater, wie man zunächst denken könnte, nein, eher als erwachsener Durchschnittsbürger. Denn es ist doch so: wir haben ja auch einmal gespielt. Wir alle. Und wenn es tatsächlich so ist, dass die heutigen Spiele die Kinder dermaßen beeinflussen, dass sie dabei ihre Intelligenz einbüßen oder sonstwie durchdrehen – müssen wir uns dann nicht fairerweise fragen, was die Spiele unserer Kindheit mit uns gemacht haben? Erklärt das nicht auch etwas? Warum sollte es denn so sein, dass unsere Spiele sich nicht auf uns ausgewirkt haben, das ergibt doch keinen Sinn. Spiel ist Spiel, ob nun digital oder mit handgeschnitzten Holzfiguren, alle Kinder spielen zu allen Zeiten hochkonzentriert, hingegeben, begeistert, engagiert, die Zeit vergessend. Mit was auch immer.
Vermutlich müssen wir also nur einmal überlegen, was wir gespielt haben, und uns dann fragen, wie wir sind, vielleicht hilft das tatsächlich weiter. Ich z.B. habe damals, ich bin noch Generation Brettspiel, stundenlang Mensch ärgere dich nicht und Malefiz gespielt. Das klingt so nett und harmlos, aber was heißt das bei näherer Betrachtung? Ich habe als Kind intensiv gelernt, andere komplett in den Wahnsinn zu treiben und ihnen Steine in den Weg zu legen. Ich müsste wohl meine heutigen Kollegen fragen, ob sich das tatsächlich bis heute spürbar auswirkt – aber die reden nicht so gerne mit mir. Komisch eigentlich.
(Dieser Text erschien als Kolumne in den Lübecker Nachrichten)
Als ich ein Kind war, spielten wir jeden Sonntag mit meiner Großmutter Halma. Ein Spiel wie eine Völkerwanderung, jeder achtet nur auf sich und benutzt andere höchstens als Sprungbrett. Auch nicht nett. Die Köpfe der hölzernen Spielfiguren waren teilweise mit Einkerbungen versehen – Meine Großeltern hatten das Spiel mit ihren Kindern in Bombennächten gespielt, wenn verdunkelt war und man wartete, ob Angriffe kommen würden. An den Einkerbungen konnte man die lila Pinöpel von den schwarzen unterscheiden.
Ich habe mit meiner kleinen Schwester gerne Mau-Mau gespielt – um Geld. Sie war erst fünf Jahre alt, aber in dem Spiel nicht zu schlagen. Weil ich meine Spielschulden gerne auf einmal loswerden wollte, habe ich den Einsatz, ohne auch nur einmal zu gewinnen, so lange verdoppelt, bis ich eine fünfstellige DM-Summe verloren hatte. Netterweise hat sie mir meine Schulden nach dem Spiel erlassen. Gelegentlich weist sie mich heute noch auf ihre Großzügigkeit von damals hin.
ich finde dieses thema zu ernst, um ihm mit einem ironischen text gerecht werden zu können (wobei die idee, was haben unsere spiele damals mit uns heute gemacht schon interessant ist). ist es doch ein meilenweiter unterschied zwischen dem (abstrakten) spiel mit holzfigürchen auf dem brett oder zb den visuell erlebbaren killerspielen, in denen das killen aber keine folgen hat (weder für den killer noch für den gekillten).
ich bin keine freundin von sowas. spielen sollte in der realität stattfinden, nicht in der virtualität.
Nun, wir haben uns im Karl-May-Wahn auch monatelang gegenseitig mit Pfeil und Bogen und sonstigen Waffen umgebracht. Es hatte keine Folgen, weder für die Killer noch für die Gekillten.
aber sie haben sich doch eben nicht wirklich, sondern nur theatralisch umgebracht (wir übrigens auch). in der virtualität sieht das doch sehr realistisch aus.
es macht doch einen entscheidenden unterschied, ob ich symbolisch umfalle, meinetwegen mit ächz und stöhn, oder ob da auf der mattscheibe blut, hirn, gedärm spritzt etc.. eine kinder/menschenseele kann das nicht gut differenzieren, das stumpft einfach ab. wieso werden die krimis und spiele immer brutaler, wieso brauchen die leute immer heftigere kicks? weil das einfache nicht mehr wirkt, weil sie abgestumpft sind. und irgendwann reicht der kick auf der mattscheibe nicht mehr, dann schlagen manche zu…
soweit ich weiß gibt es da auch neuere untersuchungen zu, die diese befürchtung bestätigen, leider habe ich dazu grad keinen anzubieten.
„keinen link“, wollte ich schreiben.
Hat die Beliebheit von Monopoly also vielleicht was mit dem Kapitalismus als legitimierte Gesellschaftsform zu tun?