Ein Text von Maret Buddenbohm, auch bekannt als die Herzdame, die Vorträge über Klippenkohl gehört hat
Nachts kam dann der Sturm, den der Gatte nicht vorausgesagt hatte. Die komplette Familie hat ihn mitbekommen, nur ich habe geschlafen wie ein Stein. Der Blick morgens aus dem Fenster war atemberaubend. Die Düne – vor fünf Minuten noch zu sehen – war innerhalb kürzester Zeit komplett im Nebel verschwunden und fünf Minuten später wieder klar zu sehen. Und die Wellen, die da an den Strand rollten …. und die Gischt … und die überspülte Hafenmole …. ganz großes Kino.
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Nach dem Frühstück dann erstmal ein kleiner Spaziergang: Oberland, Mittelland, Unterland. Für jeden was dabei und die Söhne habe ihre neue Berufung gefunden: Schneckenumsiedlungsexperten. Die mussten nämlich alle von den Wegen zurück ins Grün befördert werden. Der Gatte geriet bei jedem wildwachsenden Helgoländer Klippenkohl in botanische Totalverzückung und ich liebte es, über die Kante aufs Meer zu schauen, besonders mit Wind und Wellen und Gischt.
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Es war die ganze Zeit übrigens erstaunlich warm. Aber dafür ist Helgoland ja auch bekannt, dass die Temperatur hier immer deutlich milder als an der restlichen Küste ist. Und das trotz des Sturms.
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Und dann das Highlight eines jeden Schrebergartenbesitzers: der Besuch des Helgoländer Kleingartenvereins. Zugegeben, das war im Oktober nicht allzu spannend, aber immerhin ist es der einzige Kleingartenverein auf einer deutschen Hochseeinsel.
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Und weil man auf Helgoland ja „ach so günstig“ zollfrei einkaufen kann, haben es die Jungs sich nicht nehmen lassen uns so lange vollzunörgeln bis sie ihre absolut „ich werde sonst nie wieder glücklich und du willst doch, dass ich glücklich bin“ Helgolandandenken bekommen haben. Sohn I die Nachplapper-Möwe „Laber-Kuddel“ und Sohn II einen Schokolinsen-Spender in Form eines ziemlich großen und sehr unhandlichen Flugzeugs. Für diesen ganzen Schund hasse ich Helgoland dann doch ein bisschen.
Ich verstehe auch gar nicht, warum man nach Helgoland zum Einkaufen kommt. Ich finde hier nichts günstig. Es gibt alles nur in gigantisch großen Verpackungseinheiten und wenn man dann noch die Überfahrt und die unverschämt teuren Bockwürstchen an Bord dagegen rechnet, die man unter Umständen eh wieder erbricht … Aber gut, irgend wovon müssen die Helgoländer leben, warum nicht von einem Mythos.
Dann gab es Kaffee und Kuchen im Café Krebs, mit der angeschlossenen ältesten Diskothek Deutschlands übrigens. Die Diskothek kann ich nicht beurteilen, aber zumindest im Café hat sich seit der Eröffnung jedenfalls nichts mehr geändert. Irgendwann zeigten die Söhne fasziniert auf so einen riesigen schwarzen Kasten, der ein Fernseher sein sollte, noch älter als der Röhrenfernseher, den wir schon vor ein paar Jahres entsorgt haben. Und auch sonst, modern und schön geht anders. Kaffee und Kuchen waren anständig, aber auch wenn da hauptsächlich Senioren hinkommen, wollen die es nicht mal etwas moderner haben?
Der nächste Programmpunkt war das Helgoländer Schwimmbad. Jetzt weiß ich auch, warum wir in den ganzen zehn Jahren noch nicht einmal da waren. Es besteht aus einem kleinen Indoorplanschbecken, das mit 10 Kindern bereits überfüllt ist und einem großen Außenbecken. Durchaus beheizt, aber man muss es mögen. Irgendwann nahmen mich die Söhne zur Seite und bekundeten ihr grenzenloses Mitleid mit den Insulanerkindern, die nie in ihrem Leben lernen würden vom Einer oder Dreier zu springen oder gar das Vergnügen kennenlernen würden, die eine Wasserrutsche bereitet. Das Leben auf so einer Insel kann hart sein.
Ein Highlight hat das Mare Frisium aber, den Panorama-Ruheraum mit Blick aufs Meer und die Düne, den die Söhne aber leider nicht genießen konnten, weil ist ja Ruhe-, nicht Toberaum.
Draußen vor dem Schwimmbad gab es ein großes Schachbrett, von dem die Jungs erstmal nicht mehr wegzukriegen waren. Wir haben sie dort gelassen und sind schon mal ins Hotel gegangen. Das ist wieder das Schöne, wenn die Kinder erstmal ein gewisses Alter haben, kann man sie auf der Insel gut alleine lassen. Die Gefahr, von einem sehr langsamen Elektroauto überfahren zu werden, halte ich für gering und die Insel ist so klein, sich zu verlaufen wird da schwierig.
Die Jungs kamen dann irgendwann auch wieder, sie hatten sich vorher noch bei fremden Leuten zum Minigolfen eingeladen.
Zum Abendessen ging es ins Aquariumcafé, das ist einer der wenigen brauchbaren Läden dort und deshalb immer voll. Der Gatte war mit seinem Helgoländer Pannfisch sehr zufrieden, die Kinder mit ihren Fischstäbchen mit Pommes und mein Steak war auch sehr in Ordnung.
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Fazit des Tages: Die armen Kinder von Helgoland haben ja nix. Und Helgoland ist auch bei Nebel, Regen und Sturm sehr, sehr schön.
Fortsetzung folgt.
War wieder schön Danke!
all diese wunderbaren Gründe, nie NIE nie nach Helgoland zu wollen, verraten, dass @Herzdame sowas von nicht gesponsert wurde
Wunderbar beschrieben, falls ich je nach Helgoland kommen sollte, werde ich auf jedem Meter an die Buddenbohms denken müssen (und das auch sehr gerne!). Einen Extra-Digitalapplaus an die Herzdame für die „botanische Totalverzückung“ – diese Wortschöpfung begeistert mich immens und wird in mein Vokabular eingemeindet!