Vom Aufhängen der Lampions

Sohn II: “In vierzehn Jahren kannste in Rente, Papa. Dann wird alles ruhiger.”

Ich: “Wieso weißt du denn sowas nun wieder? In deinem Alter wusste ich nicht einmal, was Rente überhaupt ist!”

Sohn II: “Ist eben so.”

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Urlaubsreif.

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Der Erfolg der neuen Rechten ist nicht alternativlos. Ach? Am Ende werden die Linken noch wirkungsgleich? (Ich muss aufhören mit dem Lesen von Nachrichten. Dringend.)

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Isidor Eisenstein.

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Heute habe ich wenig beschriftete Menschen gesehen, aber einen dann doch. Der hängte gerade vor einem Lokal eine Lampiongirlande auf, gespannt zwischen Straßenbaum und Hauswand, und wie gewissenhaft er das tat! Er stand auf einer Leiter und zuppelte an der Strippe, stieg wieder runter, besah sich kritisch sein Werk, stieg gleich wieder rauf. Zog noch einmal, dass die Leine mit den Lämpchen etwas weniger durchhing, stieg wieder runter, besah sich sein Werk. Stieg dann noch einmal auf die Leiter, fummelte etwas, stieg wieder ab – und so ging das noch eine ganze Weile. Eine dieser ganz normalen Lampionleinen war das, wie man sie auch in Gärten aufhängt. Und ganz müde und zerknittert sah der Mann aus, er sah genauso aus, wie ich mich gerade fühlte, verbraucht, urlaubsreif, überfordert und lustlos. Aber er gab sich dennoch nicht so leicht zufrieden, das musste schon perfekt sein, dieses Lämpchendings da oben.

Dabei sah man gar keinen Unterschied. Wenn er wieder auf die Leiter stieg und etwas zog, das machte überhaupt nichts aus, dieses Ziehen, da hingen eben Lampions, wie auch immer, vorher wie nachher. Niemand wird je darunter sitzen und sich mit einem Blick nach oben denken: “Es wäre noch schöner hier. wenn sie ein klein wenig anders hingen, diese Laternen da.” Nein, es ist tatsächlich völlig wurscht wie sie hängen, am Ende sind es eh nur kaum beachtete Lichtklunker in der Dunkelheit einer Großstadtnebenstraße.

Aber der Mann da hatte eben seinen eigenen Ehrgeiz, der sah etwas, was ich nicht sah, was vielleicht auch keiner jemals sehen wird. Ich verstand im Vorbeigehen seine Mühe nicht, er hätte wiederum vermutlich meine Ignoranz nicht verstanden, denn für ihn war es ja sicher klar, was seine Mühe da ausmachte. Ratlosigkeit also auf beiden Seiten, Grundprobleme der Menschheit, wohin man auch blickt, es ist im Grunde ein Wunder, dass wir uns überhaupt ab und zu verstehen.

Am Ende überspannte die Lichterkette sachte schaukelnd ein winziges Stück Fußweg. Auf dem T-Shirt des Mannes stand: Street Style.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Das folgende Stück würde Ende Dezember sicher noch besser passen, aber der Refrain sprach mich gerade an, und wie der mich ansprach: “Pass the wine, fuck the government, I love you.”

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