Als ich der Chef von Jesus war

Das ist keine Einleitung zu einer blasphemischen Schmähung der Feiertage, nein, das liegt mir natürlich völlig fern, das ist nur der Anfang einer kurzen Erinnerungssequenz, die mir heute im Auto einfiel, als im Radio Weihnachtslieder kamen und dabei irgendwas mit Jesus gesungen wurde. Vor vielen Jahren nämlich, oder sagen wir ruhig vor mehreren Jahrzehnten, denn das trifft so zu, war ich eine Weile der Chef eines Mannes, der wiederum der Chef von anderen Männern war. Dieser Mann war Spanier, weswegen die Männer, die für ihn arbeiteten, auch Spanier waren, das ergab sich irgendwie so und das war auch recht naheliegend. Menschlich war das absolut nachvollziehbar, für die Firma war es aber irgendwann nicht mehr ganz einfach, denn diese Abteilung wurde dadurch zeitweise komplett spanischsprachig und man verstand nicht mehr recht, was da eigentlich vorging. Es gab dadurch also Diskussionen, es gab Überlegungen, man wurde sich nicht recht einig, was da zu tun war – und dann kam Jesus. Den muss man selbstverständlich auch spanisch aussprechen, dann klingt es auch gleich wie ein ganz normaler Vorname, so hieß der eben, das war nicht ungewöhnlich. Jesus war eine Aushilfe, er kam häufig, es war nur leider nicht recht ersichtlich, warum er kam, man sah ihn eher selten arbeiten. Und Jesus war dann also der eine Mann zu viel, als er da war, mussten wir etwas ändern, das war allen klar, das konnte mit der Truppe da so nicht mehr weitergehen. Aber bevor wir etwas ändern konnten, gab es aus irgendeinem Anlass noch eine Firmenfeier, auf der wir dann merkten, dass die spanischen Aushilfen kein zufällig zusammengewürfelter Haufen waren, das war eine Band. Oder sie waren zumindest als Spontanband ein Wunder der Abstimmung, das war nicht ganz klar, was da wirklich passierte, es gab, wie gesagt, gewisse Sprachbarrieren. Sie spielten jedenfalls, ich erinnere das eher dunkel, Musik in Richtung Flamenco, ich würde es allerdings nicht mehr beschwören, was es genau war. Jesus sang, auch das ist eine eher schwache Erinnerung, ganz deutlich aber weiß ich noch, dass diese Truppe da überraschend gut war. Es war ein Effekt wie in einem Musical, wenn Menschen, die scheinbar in einem ganz anderen Kontext stehen, plötzlich in der Musik zusammenfinden und dann auch noch brillieren. Der Rest der Belegschaft stand staunend davor, wir hatten ja keine Ahnung.

Mit Jesus, das wollte ich nur erzählen, mit Jesus konnte ich nie etwas anfangen – aber die Musik war gut. Das fiel mir heute im Auto ein und ich finde, den Satz kann man ruhig verwenden, wenn man als nichtreligiöser Mensch mal wieder ein Weihnachtslied gut findet.

Und damit sinken wir hier in eine kleine Weihnachtspause, machen Sie es gut, haben Sie es sehr schön, seien Sie nett zu den Kindern und zu anderen Menschen. Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachten, ob nun mit oder ohne Religion, bitte sehr, es ist ein freies Land (Stand Dezember 2018).

Und hier noch eine herausragende Albernheit aus den Tiefen von Youtube, ich kann ja nicht einfach ohne Musik in die Pause gehen.


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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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4 Kommentare

  1. Ich mache viel zu wenig aus dem Umstand, dass ich die Tochter von Jesus bin.
    (Der im Gegensatz zum beschriebenen Herrn sehr fleißig ist, dafür als Musiker auf einer Party komplett unbrauchbar.)

  2. Wir haben einen sehr erfahrenen Kollegen Jesus aus Spanien. Wenn wir nicht mehr weiter wissen, fragen wir oft Jesus, oder er meldet sich selbst und wir sagen „Jesus sagt …“. Fast unerschöpfliches Potential 😀

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