Ich als Spezialexperte

Ein Terminhinweis für Hamburg, bei mir um die Ecke – Gegen das Vergessen u.a. mit Esther Bejarano (Auschwitz-Komitee) und Regula Venske (PEN). Sonntag 13. Januar, 13 Uhr, im Polittbüro auf dem Steindamm, kostet nix.

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Ein Lob der schlechten Laune, das liest man ja auch nicht jeden Tag.

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Ease. (Ich überlege noch, welches Wort ich nehmen würde)

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Bei Spektrum gab es auch einen Artikel über gute Vorsätze und deren Scheitern, danach ist es eine menschliche Grunderfahrung, ständig hinter den eigenen Möglichkeiten zurückzubleiben und bei aller Mühe dann doch nicht das Richtige zu tun. Im Grunde eine banale Erkenntnis, man müsst aber das Wort “ständig” vielleicht noch einmal verinnerlichen, es ist doch irgendwie tröstlich. Und selbstverständlich ist es kein Grund, nicht irgendwas zu probieren. Schöner scheitern, Sie kennen das.

Wo wir schon wieder dabei sind, noch ein Wort zur Selbstoptimierung. Ich nutze zur Speicherung von Links den Service von Pocket, dort gibt es auch eine Rubrik “Empfohlen”. Ich habe nie verstanden, was da wie ausgewählt wird, ein Algorithmus macht irgendwas, bei mir erscheinen da aus irgendwelchen mir vollkommen schleierhaften Gründen immer wieder etliche Artikel aus den USA mit wunderwirksamen Listen. Zehn Schritte, um ein toller Autor zu werden, ein reicher Influencer, ein schlanker Mensch oder sonstwas. Fünf Bausteine für mehr irgendwas, mehr Geld, Erfolg, Liebe, Selbstvertrauen und immer so weiter, der Mensch als solcher mag wohl Listen und To-Dos. Sieben Tricks gegen schlechte Stimmung und Schreibblockade und Selbstmitleid und Siechtum, was weiß ich. Es gibt To-Dos für und gegen alles, manche absurd und abwegig, manche geradezu nervtötend naheliegend: “Räum dein Zimmer auf.” Man liest es und hört sich selbst zu den Kindern sprechen, Selbstoptimierung ist am Ende auch nur eine Fortsetzung der eigenen Erziehung mit Bordmitteln und ohne Eltern.

Ich überfliege da morgens immer schnell die Überschriften, denn manchmal finde ich in dem Wust tatsächlich doch einen interessanten Link, wenn auch selten. Deswegen weiß ich, dass da immer wieder das Frühaufstehen dringend empfohlen wird. Was man alles erreichen kann, wenn man früher oder noch früher aufsteht! Die Welt steht einem plötzlich offen, man hat um acht Uhr schon das Tagewerk erledigt, kann ab dem Mittag in strahlender Stimmung die Erfolge abgreifen und wird, das ist ja ganz wichtig, Topmanager und in Folge auch noch steinreich. So stellen sich das viele wohl vor. Ich nehme an, man kann da schreiben, was immer man will, es probiert eh niemand aus, denn das frühere Aufstehen fällt den allermeisten Menschen so irrsinnig schwer, es wird ein typischer ewig scheiternder Vorsatz sein.

Ich bin das Gegenbeispiel, ich stehe seit Jahren früh auf, sagen wir ruhig sehr früh. Nicht weil ich mir da irgendwie Mühe gebe, sondern weil ich einfach aufwache, ein Folgeschaden aus der Kleinkindzeit der Söhne, mein Biorhythmus hat sich danach nie wieder umgestellt. Ich kann da jedenfalls als Insider und Spezialexperte einen Punkt ergänzen, der in diesen Texten immer, immer fehlt, der ist aber gar nicht mal so unwichtig – wenn man früher aufsteht, dann ist man abends auch früher müde. Logisch, ne.

Weswegen ich mir übrigens gerade Mühe gebe, das wieder etwas umzudrehen. In letzter Zeit werde ich gerne schon um vier Uhr morgens wach, da hört der Spaß allmählich auf, denn am Abend bin ich dann ab etwa acht Uhr völlig unbrauchbar und mit einem irgendwie gearteten Sozialleben muss mir keiner mehr kommen. Ich versuche also seit einer Weile, abends wieder länger aufzubleiben, um morgens dann etwas länger zu schlafen und irgendwann – möglichst bald – wieder in einen etwas sozialverträglicheren Rhythmus zu kommen. Man kann die Komfortzone auch zeitlich verlassen, um noch einmal auf die Gedanken der letzten Tage zurückzukommen. Wobei ich das aber nicht aus Prinzip versuche, sondern weil es mir für andere spaßige Vorhaben sinnvoll erscheint. Wenn ich z.B. versuchen möchte, mehr Gelegenheiten und Möglichkeiten aller Art wahrzunehmen, brauche ich dafür sicher auch die Abendstunden, da trifft man nun einmal Freundinnen und andere Menschen, da geht man ins Theater, ins Kino usw., und mir ist gerade sehr nach Anregungen aller Art.

Oder wenn ich wieder Geschichten oder gar ein Buch schreiben möchte, dann brauche ich dazu auch die Abendstunden, die sind dafür nämlich viel geeigneter als die Morgenstunden. Die wiederum sind eher gut fürs Blog oder für den Wirtschaftsteil. Ich kämpfe mich also momentan abends minutenweise vorwärts, andere Menschen, so höre ich, sollen ja bis elf oder noch länger aufbleiben.

Na, wir haben jedenfalls schon den 4. Januar und ich bin noch nicht gescheitert. Geht doch!

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Im Vorübergehen gehört:

“Erst mein Sohn, dann meine Frau, dann ich.”

“Erst dein Sohn, ja.”

“Ja. So ist das jetzt.”

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Ich kümmere mich selten um Podcasts, aber ich mag diese kleine Reihe vom SWR: “Die größten Hits und ihre Geschichte”. Fünf Minuten und man weiß mehr, das kann man mal eben hören während man Kaffee kocht oder so.

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Musik! Und zwar für den Abend, vielleicht sogar für den späten Abend.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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7 Kommentare

  1. Ich mag One little word! So eine nette Idee!
    Mein Wort für 2017 war „besonnen“. Mir gefiel „deliberate“, aber ich wollte ein deutsches Wort.
    Das Wort für 2018 war „ankommen“, neuer Job, neues Baby (K2) – da hat man zu tun in all den neuen Rollen anzukommen.
    Dieses Jahr lautet mein Wort „anfangen“. Ich bin bereit.

  2. Ich danke ebenfalls für den Link zum französischen Blog, der mich zum hätteichjaichtgedacht wirklich netten Film über Herrn Lafers Suche nach dem Glück führte, der mich jetzt – um 3:21 Uhr, also kurz bevor Sie wieder wach werden und ich noch immer nicht müde genug bin – darüber nachdenken lässt, wo ich meines eigentlich grade mal wieder so verlegt habe. Aber mit genug „Ease“ wird es sich schon wieder anfinden.
    Jedenfalls, sagte ich das schon? Danke dafür. Und die Podcast-Empfehlung! Sehr schön, das.

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