Im Dickicht des Literaturbegriffs – vermutlich nur für Leserinnen und Leser interessant, die in der letzten Woche hier und da etwas von der Miroloi-Debatte mitbekommen haben. Aber für die dann sehr.
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Eine Rezension zur Rühmkorf-Ausstellung in Altona.
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Was die Amazonas-Brände wirklich bedeuten
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Der Klimawandel und die Bürgermeister
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Kein Weg führt nach Utopia und Träume von den Fleischtöpfen in Ägypten – eine Rede von Àgnes Heller.
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“Wir müssen aufhören zu glauben, dass besondere Erlebnisse etwas sind, das man konsumieren kann.”
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Stellen Sie sich bitte einen misslungenen Familienmorgen vor. Sie werden da ja Ihre ganz eigenen Assoziationen haben, aus der damaligen Kindheit oder aus dem heutigen Leben mit Ihren Kindern, egal, so etwas ändert sich kaum, na gut, es läuft heute sicher gewaltfreier ab als noch vor ein paar Jahrzehnten, das dann doch. Also so ein Morgen, an dem überhaupt nichts klappt, das Brot ist verschimmelt und der Kaffee ist alle, die Milch reicht nur noch für einen und die Müslisorte ist falsch, die Behälter für die Pausenbrote waren nicht in der Spülmaschine und die Wasserflaschen sind unauffindbar, die neue Jacke hat ein unerklärliches Loch von erstaunlicher Größe und vor der Tür steht eine ungerade Anzahl Schuhe. Die Nachbarin hört wieder in Endlosschleife und voller Lautstärke “Heal the world”, die Söhne hören Partykracher im Bad, wobei sie erbittert um die Auswahl streiten, und der Computer möchte jetzt bitte sofort ein Update, das aber selbstverständlich hängenbleibt, blauer Bildschirm, aus die Maus. Sie kennen vermutlich all diese Versatzstücke, suchen Sie sich genug aus, so dass es in der Gesamtheit völlig absurd klingt, denn so ist es eben manchmal. So ein Morgen also, an dem keiner etwas will und alle nur müssen, an dem es in jedem Raum vor sich hin eskaliert und man sich zwischendurch fragt, in welchem Film man denn jetzt wieder gelandet ist und vor allem warum und wieso ausgerechnet nach dieser fast komplett schlaflosen Nacht, was ist das bitte für ein Timing und wenn ich den Drehbuchautor erwische, das wird aber unschön. Zu einem misslungenen Familienmorgen gehören unbedingt noch allerlei fehlende Zubehörteile in Sachen Schule, also verschollene Hefte, leere Federmappen und Ranzen. Sportbeutel mit bestenfalls halbem Inhalt stehen mahnend und kläglich in sich zusammengesunken im Flur, es folgt ein sinnloses Suchen und Wühlen, es gibt intensive Verhöre mit verstockten Verdächtigen und gemeinsames Raten, die Kamera schwenkt währenddessen immer wieder auf die Uhr, die unerbittlich kurz davor ist, den roten Bereich anzuzeigen, den roten Bereich, in dem dann endgültig alle zu spät zu Schulen und Jobs kommen, wobei es gerade heute dort doch Arbeit und Arbeiten von einiger Wichtigkeit gibt, versteht sich.
Es fehlt in der allerletzten Minute schließlich immer noch eine entscheidende Information über zu lernende Englischvokabeln, wir brauchen die aber aus hier gerade zu komplizierten Gründen jetzt, sofort, unverzüglich. Wir suchen also alles ab, was mit Englisch auch nur entfernt etwas zu tun haben kann, es wird natürlich auch per Whatsapp in der Klasse nachgefragt – und von dort kommt endlich in aller Trockenheit die Antwort. Das Kapitel, dessen Vokabeln umgehend zu erlernen sind, es trägt den wunderschönen Titel: “Everybody can enjoy a challenge.”
Altkluger Alltag, das hat mir gerade noch gefehlt .
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Wir waren auf einer Hochzeit, was ein hervorragender Anlass war, mir nach längerer Zeit mal wieder einen Anzug zu kaufen. Den habe ich dann zuhause vor dem Spiegel angezogen und mich prüfend darin betrachtet. Nachdem man eine Weile keinen Anzug getragen hat, sieht man darin immerhin auf einmal aus wie ein komplett anderer Mensch. Immer spannend, so ein Relaunch. Ich überlegte dann noch eine Weile, ob der andere da nun besser oder schlechter als der sonst übliche Typ im Spiegel aussah, denn wenn man kraft ausreichender Lebenserfahrung erst einmal skeptisch genug geworden ist, dann glaubt man auch dem Spiegel nichts mehr auf den ersten Blick, nein, dem schon gar nicht. Die Söhne sahen mir erstaunt dabei zu und kommentierten schließlich:
“Papa, du bist schon verheiratet. Weißte, ne.”
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Musik! Wo wir schon bei Anzügen sind – Tom Jones in alltagstauglicher Herrenmode.
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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.
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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank!
Die Sohn-Zitate sind gerade meine Rosinen in deinen Posts. *Billig-Adrenalin* – schon übernommen.
Ansonsten: schon befremdlich, dass man den Eindruck gewinnen kann, dass es Mensch ausreicht, mit Klima-Infos versorgt zu werden. So à la: da kümmern wir uns drum, da bleiben wir dran… theoretisch…
Altkluger Alltag geht auch ohne (eigene) Kinder. Und zwar genauso gründlich.
Danke! Mal wieder. Für diesen erleichternd schönen Beitrag.
Le scénario de la matinée n’était visiblement pas de Quentin Dupieux… Bien trop rationnel 🙂 Bonne chance pour trouver la chanson qui va avec le vocabulaire du commentaire !