Aber schön war er schon

Vorweg ein Dank in die Runde der Leserinnen und Leser, es haben uns zwei Sendungen erreicht. Gartenkalender waren darin und ein Anzuchtset für “flippiges Gemüse”, ich finde, das passt ausgezeichnet zu uns. Herzlichen Dank!

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Im Wartezimmer, in dem ich wegen eines Sohnes sitze, nicht wegen eigener Probleme, fasst mir ein anderes Kind, vier Jahre wird der Junge etwa alt sein, unaufgefordert sein Lieblingsbuch zusammen. Er hat das schon oft gelesen, denn er ist oft in dieser Praxis und er lässt es sich jedesmal vorlesen, wie ich dem Gespräch zwischen ihm und seiner Mutter entnehme, immer wieder nur dieses Buch, die Mutter lacht etwas gequält. Ich kenne das Buch nicht, es kam in unserem Kinderzimmer nicht vor, aber die Zusammenfassung des Jungen ist schon einmal herausragend und vielleicht reicht das ja auch einfach so, eine bündige Geschichte, über die man mal nachdenken kann, der Literaturschnipsel des Tages:

“Es war einmal ein Regenbogenfisch. Der hatte keine Freunde, aber schön war er schon.”

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Nachzureichen ist noch, dass ich neulich mit einem Sohn in der Kunsthalle war, in der es gerade eine Impressionismusausstellung gibt. Das war eine völlig verfehlte Unternehmung, da wir beide schlecht gelaunt waren, insofern kann ich nicht recht beurteilen, wie die Ausstellung ist, wir waren eher mit der Stimmung in uns, nicht mit der auf den Gemälden beschäftigt, wobei letztere doch schöner gewesen wäre. Na, man macht Fehler. Erwähnenswert aber, dass uns ein Bild im grummeligen Vorbeigehen besonders auffiel, der Sohn fragte knurrend, wer das gemalt habe: “Manet!” Ein paar Meter weiter ein anderes, der Sohn fragte, wer das gemalt habe: “Monet!” Und dann die nachvollziehbare Enttäuschung, dass das nächste Bild nicht von Minet oder Munet war.

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Ich habe gestern zwischen zwei Vorhaben zehn Minuten auf dem Sofa gesessen und die Meisen auf dem Balkon beobachtet, wie sie da an den nach ihnen benannten Bällen herumturnten. Mir fiel auf, was nur auffällt, wenn man länger hinsieht, nämlich wie irrsinnig unentspannt diese Vögel sind, wie hektisch, unruhig, gestresst, getrieben, flatterhaft und angespannt sie wirken. Wie felsenhaft ruhig man als Mensch auf dem Sofa dagegen wirkt, egal, wie getrieben man gerade ist, man bewegt sich doch mit großer Sicherheit weniger, man ist im Vergleich, also nur im Vergleich, versteht sich, doch gelassen wie eine Buddha-Statue im Vorgarten.

Das jedenfalls war der entspannte Moment der Woche, es ist eben alles relativ.

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Der Trinkgeldbericht zum November folgt in Kürze

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Und hier selbstverständlich noch der durch den Titel ausgelöste Ohrwurm.

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Und außerdem bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank!

4 Kommentare

  1. Wieeeee? Das Buch vom Regenbogenfisch fehlte im Zimmer Ihrer Kinder?
    Wie schade…
    Jetzt ist es zu spät…
    Meine Tochter (27) hat sich das total zerlesene Exemplar gesichert, für ihre Kinder. Aber ich habe den Verdacht, dass sie das Buch immer wieder mal liest…

  2. Ach wie schön… es gibt sie noch, diese „Kinderarztbücher“, die immer und immer wieder vorgelesen werden und dies es nur beim Kinderarzt und nicht zu Hause gibt.
    Bei meinem Kinderarzt in den 70er Jahren war mein Lieblingsbuch „Mein Esel Benjamin“, das ich HEUTE noch auswendig kann. Ich bin mir sicher, denn ich fand einen Nachdruck und kaufte ihn für mein Kind, das das Buch ebenfalls geliebt hat.

  3. Würde man hingegen das Sofa durch einen maßstabsgerecht vergrößerten Meisenknödel ersetzen, die Menschen würden ebenso Zeichen von Hektik und fehlender Balance zeigen. Ist eben relativ.

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