Imaginäre Bleistiftmarkierungen und Bilder mit und ohne Geschichten

Hier bitte mal besonders den Absatz über die Bildbetrachtung beachten, wobei die Blogaktion an sich selbstverständlich auch interessant ist. Aber das mit den Bildern … es ist doch immer so faszinierend, wie andere Menschen denken. Dass ein Bild in einem problematischen Sinne überreich an Informationen ist, darauf wäre ich nicht gekommen, auch wenn es nachvollziehbar beschrieben wird. Ich kenne aber das ungefähre Gegenteil, nämlich die sonderbar nervtötende Informationslosigkeit stark reduzierter abstrakter Gemälde, diese geradezu dreiste Geschichtenlosigkeit, weswegen ich gewisse Kunstwerke völlig geduldfrei mit “Ja, und?” anbrüllen möchte, wenn sie irgendwo so herumhängen, dass ich sie beachten muss, also etwa in einem Wartezimmer.

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Die Sache mit dem Igel. Falls Sie den Link im eben verlinkten Text nicht angeklickt haben. Könnte ja sein.

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Neil Gaiman über Bibliotheken und Literatur. Ein Text von 2013, macht ja nichts. Oh, und übrigens – Constantin Seibt u.a. über sein Lesen, ein Artikel in seiner ADHS-Reihe.”Ich las, seit ich denken konnte. Ich las Donald-Duck-, Urmel- und Weltraum-Bücher, kindgerechte Biografien von Forschern, Erfindern, Entdeckern, griechische Sagen, fünf­bändige Seefahrts­schinken, später Kipling, Dickens, Jack London und – in einer schockierenden Nacht – auch einen Band Kurz­geschichten von Edgar Allan Poe. Ich las vor dem Frühstück, nach der Schule, auf dem Sofa, auf der Toilette – und wenn es ging, auch bei Tisch und unter der Bettdecke. Ich las, um zu verstehen, und las, statt zu denken.

Ich könnte das unterschreiben. Wobei der letzte Halbsatz im eben zitierten Text sehr leicht zu überlesen ist, der hat es aber in sich.

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Beim Moby-Dick-Hörbuch nähere ich mich dem Ende. Ich kann die entgeisterte Reaktion des Lektorats damals verstehen, ich verstehe aber auch, dass der Herr Melville immer wieder und wieder mitten in den langatmigsten Beschreibungen von Gegenständen, Tierteilen und Gebräuchen, Bezüge zum Allgemeinen, zur Philosophie und zu uns allen herstellt, die ich, wenn es denn ein gedrucktes Buch wäre, vielleicht doch mal mit einem Bleistift markieren würde, was ich sonst eigentlich nie tue. Und wenn man sich endlich, endlich durch die -zig Kapitel gehört oder gelesen hat, wenn man das geradezu groteske Übermaß an Beschreibungen und Ausführungen und Überlegungen endlich intus hat, das selbstverständlich auch mit der Länge der Seereise korrelieren soll und es auch tut, wenn man also ganze Wochen an oder unter Deck verbracht hat, dann möchte man, wenn endlich Moby Dick doch noch auftaucht, genau wie der Mann im Ausguck enthusiastisch “Wal! Wal!” rufen, und wenn es so weitergeht, dann werde ich, wenn es auf die allerletzten Kapitel zugeht, vielleicht auch bald lauthals “Land in Sicht!” rufen. Aber ich weiß auch jetzt schon, das wird dann eine großartige Leseerfahrung gewesen sein. Hörerfahrung. Egal.

Und noch ein Nebeneffekt bei einem solch ungeheuren Geschoss von Buch – ich freue mich dermaßen auf die Bücher danach, das hatte ich leider schon lange nicht mehr. Ich habe endlich wieder Lust auf irgendein anderes Werk, auf ein ein bestenfalls mittellanges vielleicht, auf ein schmales Novellchen oder auf Gedichte, Grotesken und Kolumnen, was auch immer, ich habe also wieder Literaturhunger, seltsamerweise hervorgerufen durch das ausführliche Mästen mit einer wahren Schwarte. Das ist auch ein schönes Ergebnis, finde ich.

Im nächsten Winter lese oder höre ich dann Krieg und Frieden. Oder den ganzen Proust, es wird sich schon etwas finden lassen.

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Musik! The Teskey Brothers.

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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3 Kommentare

  1. Das mit den Bildern ist bei mir ganz einfach: entweder es gefällt mir oder es gefällt mir nicht, das zu entscheiden dauert keine 2 Sekunden. Und ich interpretiere sie niemals, denn der Künstler hat ja etwas Visuelles produziert und nichts geschrieben, um etwas zu erzählen oder zu erklären.

  2. Was Sie über Melville schreiben, habe ich mit Mann erlebt. Seine endlosen Beschreibungen haben mich den „Zauberberg“ aber völlig entnervt aufgeben lassen.

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