Wie bei vermutlich allen Familien ist auch hier die Sache mit der Mediennutzung in Woche acht, neun, zehn oder zwölf mit Corona (was weiß ich) nicht mehr ganz einfach, um es zurückhaltend und milde auszudrücken. Alles eskaliert so vor sich hin, jeder suchtet – die Kinder sagen das so, man ist nicht süchtig, man suchtet – stundenlang an seinem Gerät, Erwachsene eingeschlossen. Pädagogische Bemühungen brisen ab und zu noch sachte auf, erreichen aber längst keine Sturmstärke mehr. Oder fast keine mehr.
Neulich dann aber doch noch einmal, als ein gewisser Sohn hier von den Bildschirmen in verschiedener Größe schier überhaupt nicht mehr abzulösen war, über Stunden nicht, gefühlt den ganzen Tag nicht, Putzerfisch nichts dagegen, und als schon diverse freundlich bemühte Kommunikationssituationen mehrmals nacheinander komplett entgleist waren und andere Bemühungen aller Art gründlich gescheitert waren – da saß doch eben dieser Sohn dann nach höchstens zweiminütiger Unterbrechung schon wieder zusammengekrümmt über einem Endgerät auf dem Sofa, statt wenigstens mal zwischendurch etwas länger irgendwas ganz anderes zu machen. Und da, Sie verstehen das vielleicht, ging es dann doch ein wenig mit mir durch und ich wurde vielleicht auch etwas lauter und deutlich ungehalten, das kann sein, denn die Geduld dehnt sich zwar in der aktuellen Lage tatsächlich etwas aus, aber doch nicht bis ins Unendliche. Ich stand also schimpfend vor dem Sohn und hob zu einer längeren Predigt an. Woraufhin der mich aber nicht etwa schuldbewusst und reumütig, sondern eher völlig entgeistert ansah, denn er hatte, wie ich leider einen Tick zu spät feststellen musste, nicht etwa ein digitales Endgerät in der Hand, nein, er las einfach nur ein Buch. Ein analoges Endgerät sozusagen.
Nun gut. Kann passieren, die Körperhaltung war wirklich ähnlich. Und wir sind womöglich alle leicht verwirrt und tendenziell etwas überreizt im Moment. Aber jetzt bloß nicht aus der Rolle fallen! Konsequenz ist in der Erziehung ja wahnsinnig wichtig, das kann man praktisch überall lesen, man muss immer alles durchziehen. Einmal eine Ansage gemacht, dann auch dabei bleiben. Man steht als Elter im besten Fall für Verlässlichkeit, man muss das also energisch vorleben und mit robustem Mandat durch die Jahre bringen, kein Wanken und kein Weichen. Das Kind darf jetzt also keine Bücher mehr lesen. Oder nur höchstens mal 30 Minuten, dann ist aber Schluss. Immer auf Kurs bleiben, und Medien sind Medien. That was easy!
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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, heute natürlich für Sohn I, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Merci!
Siegfried Lenz, „Der Leseteufel“.
@slowtiger: Lese ich nach.
Und auch hier sei auf http://dasnuf.de verwiesen, die kluge Dinge zu Medienkonsum von Kindern schreibt und grade ein Buch dazu veröffentlicht hat.
@Magnus: Äh, ja. Das Buch ist in meinem Text verlinkt.
Wat? Wo? Ah. Da. Oh. Tja. Doppelt hält besser. Der Rest im Blog ist auch toll.