Zu den Neuerungen, die hier auf einmal stattfinden, weil wir endlich alles umgebaut haben, gehört etwa, dass wir in den letzten Tagen gleich mehrfach zu viert vor dem Fernseher gesessen haben. Das kam bei uns bisher so gut wie nie nicht vor, das kennt hier keiner, so haben wir nicht gelebt. Die Söhne kannten Fernsehen nur von den Großeltern, haben ansonsten gestreamt wie alle und wenig oder eher gar nichts vermisst. Nun aber haben wir auf einmal einen äußerst gemütlichen Platz vor dem Fernseher, und da die Söhne sich tagsüber auf einmal verblüffend dauerhaft in ihre Zimmer wegsortieren, kann man sich abends auch mal irgendwo zentral treffen. Von Zeit zu Zeit seh‘ ich die Jungen gern, warum nicht auf dem Sofa vor dem Fernseher. Eine interessante Anordnung, das hätte uns auch früher einfallen können. Egal.
Ich bin, das ist naheliegend, etwas geschockt von dem, was es da zu sehen gibt, denn ich habe wirklich lange nicht ferngesehen, fünfzehn Jahre etwa. Ich erkenne also fast niemanden und sitze staunend davor, verkneife mir nur äußerst mühsam die ganzen „Früher …!“ Kommentare und mache mir emsig Notizen, um die geistreiche Fassade wenigstens vor mir selbst zu wahren. Auf diese Art sehen wir so etwas wie diese Show mit, wie heißt das denn, Voice of Germany? Oder das mit dem Supertalent und irgendwas mit Freizeitninjas und dergleichen, die Söhne lieben diese Shows alle. Ich liebe sie nicht, diese Shows, ich bin hier beim Fernsehen aber nur ein harmloser Mitläufer.
Ich kann einiges aber auch ausdrücklich gutheißen, gerade als Vater, denn es ist ja nicht so, dass diese Shows nur ein reines Unterhaltungsprogramm wären. Sie sind vielmehr auch eine brauchbare Vorbereitung auf das spätere Leben der beiden jungen Zuschauer hier. Denn, so denke ich in meiner beginnenden Altersmilde, es ist doch tatsächlich alles recht lebensecht inszeniert. Ich gucke und nicke. Und ich kann das auch beurteilen, ich bin mittlerweile alt genug, ich weiß, dass es so ist:
Du legst dich fest, du machst dein Ding, du gibst dir irrsinnig viel Mühe. Du fühlst dich zu irgendwas geeignet, du fühlst dich zwischendurch sogar gut bis großartig dabei und du hoffst so sehr, dass du tatsächlich gut bist, denn aus irgendeinem Grund wollen wir alle immer gut sein, oder besser noch besser als andere. Wenn uns bloß jemand sagt, dass es gut ist! Dann ist es nämlich gut. Und wir zappeln uns immer wieder ab und mühen uns und streben und treten gegen andere an und investieren alles Mögliche, Zeit, Geld, Lust und Kraft, ach, so viel Kraft.
Dann kommt so ein Typ wie Bohlen, versteht es nicht recht und guckt kritisch, und das war dann also nichts. Ist das für Fernsehunterhaltung nicht fast schon zu nah an der Wirklichkeit? Ich meine, so ist es doch immer.
Na, fast immer.
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!
Ein Fernsehabend in Familie. Also fast so wie in der sogenannten guten alten Zeit. Nur das damals in den Siebzigern oder Achtzigern die Kinder ob der Fernsehgewohnheiten der Eltern verwundert waren.
Bohlen ist nie ein Maßstab. Höchstens ein negativer. Könntest Du das bitte ausrichten?
Wir haben das alles aufgeben müssen, hier hat keiner mehr die Geduld, die es bräuchte, um 90 Minuten lang den kleinsten gemeinsamen Nenner zu verfolgen. Somit gibt es nur noch Zweiergruppen: Vater und Sohn gucken, was immer sie gucken, häufig was mit Bud Spencer, Mutter und Sohn gucken Handball oder die Mutter schläft ein und der Sohn guckt Shopping Queen (frühkindliche Prägung, ich nehme das auf mich.) Der eine Moment, wo wir rund um die Weihnachtszeit eine Ausnahme von der Regel machen, ist, wenn es draußen kalt ist und man drinnen gemeinsam der Doktor und das liebe Vieh guckt. Aber dieses Jahr ist eh Corona, da braucht man diese kleine Familientradition auch nicht mehr.
Für den 11Jährigen ist das übrigens so etwas wie Science Fiction. Ein Telefon, das an der Wand im Treppenhaus hängt. Das ist für den wie für mich die Battlestar Galactica (der Name kam mir in den Sinn, ich kann allerdings nichts damit verbinden.)
TV im Wandel der Zeiten, der Generationen.
Ich mit meinen Eltern am Samstagabend: Kulenkampf, ganz unser Mann! Unvergesslich schöne, innige Wohlfühlstunden. Unser Humor war getroffen, wir lachten an den gleichen Stellen und ich bin fest überzeugt, dass solche Gemeinschaft die Familie stärkt.
Später mit den eigenen Söhnen:’Sesamstraße während der Vorschulzeit, dann Filme mit Louis de Funes, Serien wie Roseanne und Alf…
Söhne allein: Knight Rider, McGyver usw.
Die Enkelkinder streamen, sehen nur bei uns Großeltern fern, dann suche ich aus dem überreichen Angebot von Amazon und Netflix passendes ala „Ziemlich beste Freunde“, „Willkommen bei den Sch’tis“ u.ä.
Zusammen Spannendes oder Lustiges zu erleben ist auf jeden Fall wunderschön.
Der Kampfstern Galactica war ja vor allem deswegen irritierend, weil Ben Cartwright mitgespielt hat. In einem ganz anderen Kostüm.