Ein kleiner Beleg dafür, was ein Jahr Pandemie mit einem macht, also zumindest mit mir macht. Die Herzdame und ich waren am gestrigen Abend zu zweit, beide Söhne waren gründlich woanders. Wir haben auf der Fahrt nach Hause überlegt, wie lange wir wohl nicht mehr alleine waren, wie viele Monate wir schon nicht mehr kinderfrei hatten. Es muss zuletzt irgendwann im September oder August des letzten Jahres gewesen sein, darauf kamen wir nach intensiver Grübelei, und das ist lange, lange her und eigentlich schon nicht mehr wahr. Seitdem: Immer volle Besatzung hier, immer alle Mann an Deck, immer reichlich Leben in der Bude, Rückzug so gut wie unmöglich, störungsfreie Zonen nicht auffindbar. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat. Repeat.
Das ist eine enorm lange Zeit, so lange haben wir das zuletzt in der Babyzeit erlebt, und in der findet man ja alles noch schön und interessant, also bestenfalls.
Wir schlossen die Wohnung auf und was ich jetzt erzähle, ist vielleicht ein wenig peinlich, vielleicht ist es aber auch nachvollziehbar, denn da wo Sie sind, da war und ist ja auch Pandemie, da waren und sind ja auch besondere Umstände und vielleicht haben Sie sogar auch Kinder und prinzipiell gerne einmal Ihre Ruhe, das könnte ja alles sein. Vielleicht sind Sie auch sonst ein verständnisvoller Mensch, warum sollte ich überhaupt von etwas anderem ausgehen. Jedenfalls gingen wir in die Wohnung und für einen kleinen Moment, sagen wir für ein, zwei Minütchen, ging ich in eines der leeren Kinderzimmer und dachte in geradezu seliger Begeisterung: „Wow, ein Zimmer nur für mich. Wie toll ist das denn.“
Und dann erst fiel mir ein, dass es vielleicht ein ebenso höflicher wie auch erfreulicher Plan sein könnte, den Abend mit der Herzdame gezielt in einem Raum zu verbringen, denn wir konnten ja endlich, endlich vollkommen ungestört und gänzlich enthemmt und sogar mit beliebigem Zeitverbrauch Erwachsenendinge tun. Also etwa die Buchhaltung machen oder Rechnungen schreiben oder was man so macht, wenn man nach langen Entbehrungen tatsächlich einmal nur zu zweit ist. Es kann dabei natürlich auch sinnlicher zugehen, man kann also, was weiß ich, auch das Essen für die nächsten Wochen planen oder was einem so einfällt. Entdecke die Möglichkeiten! Aber kurz, wie gesagt, ganz kurz wäre ich fast falsch abgebogen.
Das hat mit ihren Folgen die Pandemie getan.
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!
Also ehrlich. Den Gedanken hatte ich auch schon vor Corona. Das schreibt ja schon Virginia Woolf „Ein Zimmer für sich allein“. Eltern bleibt nur die Küche bzw. wenn man hat, der Keller (Loriot)