Sohn II bittet mich, beim Lernen mit ihm möglichst gestüm vorzugehen. Dann denken wir beide über das Wort nach. Ungestüm, gestüm, man kann das natürlich googeln. Und ja, das gab es zumindest einmal, diesen heute seltsam klingenden und nicht verneinten Wortstamm, wir dürfen das also so sagen, stellen wir zufrieden und gestüm fest, das Wort gefällt uns sehr gut. Dann legen wir fest, was wir heute wann machen, dabei hebt einer von uns einen Daumen hoch für die Eins in der Priorisierung des Tages, wie man dann so macht, dann zwei Finger für die Zwei. Und weil wir ja gestüm vorgehen, denken wir über alles sorgsam nach, auch darüber, warum man eigentlich, Sie müssen jetzt kurz mit den Fingern mitzählen, die Eins mit dem Daumen zeigt, die Zwei mit Zeige- und Mittelfinger, die Drei aber mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Wenn Sie das bitte mal kurz nachmachen, dann fällt Ihnen vielleicht auch auf, dass der Daumen mit der Zwei nichts zu tun hat, mit der Drei und der Eins aber sehr wohl, was natürlich mathematisch gar nicht haltbar ist und im Grunde auch seltsam kontraintuitiv.Das ist etwas abgefahren, welches Theater der Daumen da aufführt, dieses ich duck mich, da bin ich wieder, wenn man bis zur Drei zählt. So viel Bewegung, so kleine Zahlen. Der Sohn und ich zählen mehrmals und zeigen Finger, wir finden das im Grunde ganz falsch, wie man das macht, es ist nicht stringent und durchdacht, es ist geradezu widersinnig, möchten wir meinen, wie konnte sich das so durchsetzen? Und wie wäre es besser? Wir sind nämlich Topchecker, der Sohn und ich, wir bemerken alles, auch solche Kleinigkeiten. Wir können uns an guten Tagen an solchen Fragen entlang bis sonstwohin durchdenken, wir lernen und denken einfach immer weiter.
Nur zu den Aufgaben der Home-School kommen wir dummerweise auf diese Art nicht und vielleicht sollte ich das genauso in eine Entschuldigung schreiben, pardon, wir mussten erst bis Drei zählen, das hat eine Stunde gedauert, und mehr Zeit hatten wir heute nicht. So schade.
Ich: „Jetzt machen wir aber endlich Mathe!“
Der Sohn: „Das ist ungenau, Badematte oder was.“
Und jetzt müssen wir, das wird ja jeder sofort einsehen, dringend über Bademathe nachdenken oder es mal eben erfinden.
Lassen Sie uns durch, wir müssen herumdenken.
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Ich möchte dazu wirsch anmerken, dass in angelsächsischen Ländern beim Fingerzahlen sinnvollerweise mit dem kleinen Finger angefangen wird. Weiß ich von Quentin Tarantino, daher muss das wahr sein.
Vier und Hundertzweiunddreißig passen gut zur aktuellen Situation… https://www.wdrmaus.de/filme/sachgeschichten/bis_1023_zaehlen.php5
Dazu möchte ich zwei Dinge ergänzen: Ich zeige die 2 mit Daumen und Zeigefinger, der Daumen ist also deutlich beanspruchter als bei Ihnen. Und dann habe ich mal von einer Amerikanerin gelernt, dass man dort mit dem Zeigefinger auf 1 anfängt, dann kommen alle anderen Finger und der Daumen ist erst die 5. Das mal ausprobieren!
Könnte es sein, dass der Daumen immer bei ungeraden Zahlen eingesetzt wird und damit auch als optisches Kriterium den Wechsel anzeigt?
Im Arabischen zeigt man die Zahlen mit den Fingern anders an: wenn man nur den Daumen hochhebt, bestellt man damit 5 Badematten – beispielsweise… 😉
„Gestüm“ ist ein schönes Wort, dass mir sehr gut auf Sie zu passen scheint. Ich selbst bin leider eher ungestüm, auch jetzt noch.
Spannend wird das, wenn man die Finger zum binären Zählen verwendet – habe ich meinerseits von den Söhnen gelernt …
1 = Daumen
2 = Zeigefinger
3 = Daumen + Zeigefinger
4 = Mittelfinger
5 = Daumen + Mittelfinger
6 = Zeigefinger + Mittelfinger
…
Da kommt man mit 10 Fingern auch deutlich weiter als bis 10 … ist aber leider nicht sehr verbreitet.
@Geschichtenundmeer: Haha, das täuscht. Ich bin ungestüm wie sonstwas.
Irritation meinerseits, seit mehr als 50 Jahren zähle ich die 2 immer mit Daumen und Zeigefinger, aber ich bin auch im Osten aufgewachsen.
Spannend ist das mit den Fingern und Zahlen übrigens in China, da bedeutet meine 2 nämlich 8.
https://chinafreund.de/chinesische-handzeichen-fur-zahlen/
Die drei ist bei mir auch Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Aber die vier!!! Bei der vier verschwindet der Daumen dann und wartet ab bis zur fünf.
Die zwei meinte ich natürlich. Die zwei ist Daumen und Zeigefinger…?
Jetzt bin ich auch herumdenken gegangen – also wenn ich die Finger zum Zählen nehme, wird die Zwei ganz natürlich mit Daumen und Zeigefinger angezeigt, das ist ein fließender Vorgang, eine Momentaufnahme – da kommt ja gleich der Mittelfinger für die Drei dazu.
Will ich aber der Bäckereifachverkäuferin gestisch klarmachen, dass ich nicht drei, sondern nur zwei Brötchen möchte, halte ich Zeige- und Mittelfinger hoch.
Vielleicht, weil die „Zähl-Zwei“ aus Daumen und Zeigefinger aus dem Zusammenhang des Zählens herausgerissen auch als die gestische Darstellung einer Pistole aufgefasst werden könnte? Bei mir ist da intuitiv eine (Lade-)Hemmung, das so zu tun, jedenfalls …
Moment, bei 3 hält der Daumen den kleinen Finger fest, gezeigt werden Zeige-, Mittel- und Ringfinger. So!
Viel Spaß weiter beim gestümen Lernen.
Ilka
Ich zeige die 2 auch mit Daumen und Zeigefinger, einzig bei der 4 kommt der Daumen nicht zum Einsatz.
Sehr lustig übrigens auch bei meinem 4 jährigen Sohn, der vor zwei Wochen noch 3 Jahre alt war und Probleme hatte, den Wechsel von 3 auf 4 zu zeigen, weil der 5 Finger immer mit rausklappte. Da wurde bei uns auch schon länger über die „richtige“ Fingerhaltung der verschiedenen Zahlen diskutiert.
Ich kenne das Wort „gestüm“ aus dem Buch „Pu der Bär“. Dort gibt ein ein Kapitel, in dem Tieger gestüm gemacht wird. 🙂
Herrlich, diese Sammlung an verschiedenen Zählmöglichkeiten mit den Fingern! Ich hab das schon beim Blogeintrag erwartet, weil ich auch anders zähle als sie, aber dass ich jetzt auch noch internationale, binäre und sonstwasfür Fingerzählarten hier lerne, großartig.