Ich nehme an, es ist erschöpfungsbedingt, es ist aber eigentlich auch egal, woran es liegt, aber mich interessiert gerade nichts. Das finde ich nicht schlimm, eher schon faszinierend, und ich sitze das entschlossen aus, statt mich irgendwie auch nur im Geringsten zu bemühen. Ich sitze also einfach herum und interessiere mich weder für ein Thema noch für meine Gedanken oder die von irgendwem, für kein Medium und keine Kultur, ich sitze da nur so herum und warte gespannt ab, was mich wohl als nächstes interessieren wird. Und wann. Irgendwas wird es irgendwann schon sein, vermutlich gleich schon oder übermorgen oder in einer Woche, ich habe daran gar keine Zweifel. Aber ich habe es überhaupt nicht eilig, denn ich freunde mich mit dem Nichts ja gerade erst an.
Abends auf dem Bett liegen und nichts machen, nur zusehen, wie es allmählich dunkel wird und zuhören, wie die Vögel auf den Dächern ringsum singen – neuerdings ist eine Mönchsgrasmücke dabei – oder der immerwährende Regen ans Fenster klopft. Keine Erleuchtung während dieser Stunde haben, nicht einmal mittelgute Erkenntnisse verzeichnen, auch keine Bilanzstriche im Sinn haben. Nicht zurücksehen und nicht nach vorne. Nur so zum Fenster und auf den sachte wehenden weißen Vorhang sehen und später dabei einschlafen. Auch mal schön. Andere Menschen können das vermutlich, ohne sich vorher wie bekloppt zu überfordern, und ich glaube, ich beneide die jetzt doch ein wenig.
Doch noch einmal wach werden und aufs Handy sehen. Die üblichen Apps öffnen, alles furchtbar uninteressant finden. Wieder umdrehen. Nicht gelangweilt sein, nicht gespannt sein, nur sein.
Auf dem Boden ein aufgebautes Monopoly-Spiel, ein Sohn spielt tagsüber eine lange Partie gegen sich selbst nach hochkomplizierten Sonderregeln. Ich nehme eine Ereigniskarte, auf der steht: „Rücken Sie vor bis auf Los.“
Ja, denke ich, so in etwa fühlt es sich an. Ab Montag gehen beide Söhne wieder normal zur Schule, also zumindest bezogen auf Zeit und Ort, die Umstände bleiben noch etwas speziell. Jedenfalls werden sie beide weg sein und ich werde zum ersten Mal seit November wieder ganz alleine dafür zuständig sein, mich permanent von irgendwas abzulenken. Ich weiß gar nicht mehr, wie das geht!
Na, aber mir wird dazu schon etwas einfallen.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!
Sie könnten am Montag, wenn alle weg sind, dieses Nicht-Interessiert-Sein noch einmal üben und in Einmachgläser füllen und gut verschließen. Wenn Ihnen unsere derzeitige Situation mal wieder auf den Kopf zu fallen droht, dann einfach ein Glas Nicht-Interessiert-Sein öffnen und genießen.