A fight for love and glory

Am Nachmittag, der sich überzeugend nach Sommer anfühlt, übt draußen einer Trompete, lange und gründlich. Erst spielt er immer wieder Sequenzen aus Moon River, dann aus As time goes by. Beide Songs klingen auf der Trompete als Soloinstrument wie die letzten Stücke bei einem Begräbnis mit militärischen Ehren. Die Träger kommen im Gleichschritt am offenen Grab an, der Sarg sinkt, my huckleberry friend, alle werfen eine Handvoll Erde. Die Gäste gehen dann, nachdem sie noch eine angemessene Minute lang gewartet haben, in kleinen Grüppchen gehen sie. Zwei, drei bleiben aber noch eine ganze Weile an der Grube stehen und sehen still auf den Sarg und auf die Kränze und fassen sich schließlich an den Händen, it’s still the same old story, a fight for love and glory. Abblende, Ende. Ein seltsamer Soundtrack.

Am nächsten und ebenso schönen Nachmittag übt der Kirchenchor auf dem Platz vor der Kirche. Ich nehme an, sie müssen immer noch draußen üben. Vielleicht wollen sie es aber auch, weil das Wetter so schön ist, was weiß ich. Die Häuser ringsum ermöglichen einen Klang wie im Freilufttheater, laut kommen die Lieder hier oben an. Es sind vermutlich Kirchenlieder, ich erkennen keines, das ist nicht mein Gebiet.

Das Rotkehlchen singt von unserem Balkongeländer aus laut gegen diesen Chor an. Zwischendurch hört es kurz zu, nur um dann eine noch lautere Strophe zu singen und meine Güte, kann dieser kleine Vogel laut sein. Rotkehlchen twelve points, sage ich anerkennend.

Ich liege vor der offenen Balkontür und lese Die Vögel von Tarjei Vesaas, neu übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel. Das Buch und die neue Übersetzung sind überall bejubelt worden, alle Rezensionen positiv, alles abgeräumt, und nach den ersten dreißig Seiten kann ich das bereits nachvollziehen. Dummerweise ist ganz vorne schon klar, dass so ein Buch mit so einer Hauptfigur nur schmerzhaft enden kann. Das also mal durchstehen.

Apropos durchstehen, die Söhne haben wieder zwei Tage Home-School. Weil Abitur geschrieben wird. Okay, das ist immerhin zeitlich absehbar. Es kommen abendliche Schulmails, kurzes Augenzucken, es sind aber nur die Einladungen zum Elternrat, es ist also fast nichts. Weiter atmen.

Noch ein Link:

Reisen muss sich wieder lohnen

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