Ich habe heute nicht viel zu sagen, ich habe alles schon hier drüben gesagt, beim Goethe-Insitiut, für das ich etwas über die Stimmung geschrieben habe. Also über ein enorm schwieriges Thema.
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Ansonsten bin ich auf eine seltsame Art verstimmt. Ich weiß nichts mit mir anzufangen. Ich ziehe die Jacke an, ich weiß nicht, wo ich hingehen soll, ich ziehe sie wieder aus. Ich gehe in mein Abstellkammerarbeitszimmer, es sieht im Moment aufgeräumt und gemütlich darin aus, aber ich weiß nicht, was ich da soll. Ich gehe zum Kühlschrank, ich sehe hinein, ich will nichts essen. Ich setze mir Kopfhörer auf, ich weiß nicht, welche Musik ich hören möchte. Ich lege mich hin, ich schlafe nicht ein.
Es müsste irgendetwas grundsätzlich anders werden, glaube ich. Vielleicht müsste die Pandemie mal aufhören, das könnte sein.
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Nachdem ich auch beim xten Anlauf das Sachbuch (Erzählende Affen, ich berichtete) als Hörbuch einfach nicht zureichend verstanden habe, verschiebe ich den Genuss des Werkes kurz entschlossen, bis ich mit der gedruckten Version neu starten kann, das wird besser sein. Es ist doch zu interessant für mich, um dauerhaft nur ein Drittel mitzubekommen.
Ich habe stattdessen das Schloss angefangen, Kafka, das ist gar nicht mal so unpassend zurzeit, will mir scheinen. Es gibt da eine Version, die wird von Sven Regener gelesen. Eine merkwürdige Hörerfahrung ist das, da ich die prägnante Stimme doch mit seinen eigenen Werken verbinde, mit den gesungenen und geschriebenen Texten von ihm. Ich werde die Erwartung nicht los, dass irgendwann eine Nebenfigur mit dem Namen Lehmann auftaucht, ich höre vielleicht auch mehr Humor, als in diesem Text vorhanden sein kann, aber ich mag es sehr. Nach der ersten halben Stunde bin ich äußerst zufrieden mit der Wahl.
Ich lese zwischendurch weiter im Tagebuch der Patricia Highsmith. Haben Sie übrigens mitbekommen, das ging durch die Feuilletons, dass man die Ausgabe kritisch sieht, weil man ihren Rassismus und Antisemitismus geglättet hat, weggelassen hat? Schwieriges Thema. Sie soll, aber so weit bin ich noch nicht, auch von diesen Problemen abgesehen, mit fortschreitendem Alter immer menschenfeindlicher geworden sein. Aber das nur am Rande, bei Interesse hier mehr.
Am 3.9.1947 jedenfalls ein Eintrag für den Freundeskreis historische Schreibgeräte, den wollte ich Ihnen noch zeigen:
„Ratschlag an junge Schriftsteller: Nähere dich der Schreibmaschine mit Respekt und Förmlichkeit. (Sind meine Haare gekämmt? Ist der Lippenstift richtig aufgetragen? Und vor allem, sind meine Manschetten sauber und sitzen richtig? Die Schreibmaschine erspürt schnell jede Nuance von Respektlosigkeit und kann auf die gleiche Weise doppelt so stark und mühelos zurückschlagen. Die Schreibmaschine ist in erster Linie aufmerksam, feinfühlig wie du selbst und viel effizienter in ihrer Arbeit. Schließlich hat sie letzte Nacht auch besser geschlafen als du und auch ein wenig länger.“
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