Unterwegs nach Süden

Es ist nichts passiert in den letzten Tagen, nichts jedenfalls, was einen längeren oder launigen Bericht lohnen würde und zumindest auch nichts, wovon ein Bericht im Blog statthaft wäre. Es fand lediglich ein ebenmäßiger Alltag statt, ich saß wie gewöhnlich am Schreibtisch, dabei wurde es von Tag zu Tag immer wärmer und wärmer, bis jeder in der Familie wenigstens einmal gesagt hatte, dass es jetzt aber wirklich zu warm in der Wohnung sei und dabei doch erst Mai … Und sehen Sie, so spiegelt sich die große, die ganz große Krise auch im kleinen Werktagsgeschehen. Man sitzt und schwitzt und ab und zu fällt es einem auf, dass da etwas nicht stimmt.

Im Bekanntenkreis und in den Timelines fahren auf einmal sehr viele Menschen Zug, fast möchte ich alle Menschen sagen, das ist dieser vermutlich trügerische und nur postpandemische scheinende Trend in der Gesellschaft, alles gerät in Bewegung und regen Kontakt, alles eilt zu endlich nachgeholten Kuchenbasaren, Konferenzen und Kundengesprächen. Aber niemandem scheint das Reisen zu gelingen. Keiner kommt planmäßig an, kein Zug ist pünktlich, nichts geht ohne Umstände, Abweichungen und Ausnahmen, es wird viel von den desaströsen Zuständen berichtet. Die Herzdame hatte die erste Dienstreise seit Gott weiß wann, seit ganz damals, und prompt hing sie in Berlin fest. Es gab keine Rückreisemöglichkeit, auch die Mietwagen waren selbstverständlich sofort alle weg, die Busse waren augenblicklich ausgebucht, und dann diese Überlegungen, wie man sich nun am besten von Berlin nach Hamburg durchschlagen könnte. Es hatte einen kleinen Abenteueraspekt, wenn man dringend etwas positiv sehen möchte.

Aber gut, sie ist wieder da. Es ist am Ende alles nicht schlimm, man steht nur länger dort herum, wo man gar nicht hinwollte. Man verpasst vielleicht einen Termin, aber hey, wir sind zwei Jahre gut ohne Termine ausgekommen. Man regt sich auf, man kommt am Ende aber doch an, kommste heute nicht, kommste morgen, und morgen ist bald genug. Das sich erwärmende Land auf dem Weg nach Süden, von der Temperatur und auch von der Haltung her. Das innere Mexiko finden, also zumindest dem alten Klischée nach, und können wir bitte noch einmal über das Prinzip Siesta reden, ich bin interessiert.

„The window she is broken and the rain is comin‘ in
If someone doesn’t fix it I’ll be soaking to my skin
But if we wait a day or two the rain may go away
And we don’t need a window on such a sunny day.“

Peggy Lee. Der Herr an der Gitarre war ihr Mann, wenn ich es recht erinnere, das Video kam hier vor Jahren schon einmal vor.

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Hier noch ein sehr gutes Buch für eine mittellange Zugfahrt mit nur kleineren Störungen im Betriebsablauf, dann hat man es auch schon durch: Dieses makellose Blau von Sarah Raich.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel. Merci!

5 Kommentare

  1. Der Mai war schon früher, weit vor der Klimakrise, oft der schönste Monat vom ganzen Sommer. Danach kam nur noch schlechtes Wetter. Also mal abwarten, wie es weitergeht in diesem Jahr.

  2. Viele, viele Freiburger Freunde haben es gestern mit der Bahn ohne jedes Problem bis Berlin geschafft. Maximal 5 Minuten Verspätung. Dann aber: Im Hotel konnten sie nur mit ziemlicher Verspätung einchecken: Feueralarm.
    Schönes Wochenende.

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