Ich gehe Wassermelone kaufen, denn Teile dieser Familie leben im Sommer größtenteils von Wassermelonen, was ich als Koch sympathisch finde, das spart viel Zeit. „Was wollt ihr essen?“ „Wir haben schon!“, und dann liegen da überall die abgenagten Melonentrümmer und die halbe Küche klebt fruchtzuckerwässrig. Im Laden mit den besten Melonen gibt es zwei Kassen, an beiden sitzt gerade niemand. Ich frage also den Chef, der aus dem Hintergrund dienstbereit auf mich zueilt, an welche Kasse ich gehen soll. „Gehen Sie nach rechts“, sagt der Obstundgemüsemann, strahlt mich an und macht eine einladende Geste zur Kasse hin, „immer nach rechts, nur nicht politisch!“ Okay. Da mal öfter einkaufen.
Wassermelonen sind allerdings verflucht teuer in diesem Jahr, wenn mich die Erinnerung an die Preise im letzten Jahr nicht trügt.
Ich gehe danach zum Edeka. Da kann man nach wie vor nicht mit der EC-Karte bezahlen, immer noch scheiternde, schimpfende Kunden in der Schlange vor mir, die kein Bargeld dabeihaben. Ich frage, wie lange das wohl noch dauern wird, die Antwort ist: „Da ist kein Ende in Sicht.“ Dann wird vermutet, die Medien hätten „wieder an allem Schuld“, das erschließt sich mir argumentativ eher nicht.
Haben Sie es gelesen, der Herr Delius ist verstorben. Wenn Sie nichts von dem kennen, ich habe die Birnen von Ribbeck in guter bis sehr guter Erinnerung.
Peter Härtling ist schon länger nicht mehr bei uns (seit 2017), ich lese gerade Herzwand von ihm, Untertitel „Mein Roman“. Es ist ein Zufall, dass es schon wieder ein Buch ist, in dem Herzprobleme vorkommen, wie neulich erst bei Ortheils Ombra. Ich suche das nicht aus, weil ich betroffen bin, es war eine eher beiläufige Mitnahme in der Bücherei, in der ich gerade wieder öfter bin, weil das abendliche Lesen auf einmal wieder gut geht. So gut geht es, ich könnte jetzt Wochen mit Lesen zubringen. Na, es sind alles nur Phasen. Betroffen bin ich vom Buchinhalt jedenfalls, indem ich auch älter werde, also auch ein alter weißer Mann bin, das schon. Mit der Härte der Härtlingschen Erfahrungen hatte ich bei diesem Buch nicht gerechnet, im Klappentext stand etwas von „weicher, fast zarter Prosa“. Ich wusste nicht viel über ihn, ich wusste gar nichts über die besondere Bitternis seiner Nachkriegszeit, man kann hier die Kurzfassung des Lebenslaufs nachlesen, das erschlägt einen schon. Ich lese also schon wieder vom Krieg und von seinen Folgen. Wenn ich zwischendurch auf eine Nachrichtenseite gehe, steht dort die moderne Version davon und es ist wenig überraschend, dass im Zuge der im Buch geschilderten Verbrechen aus dem letzten Weltkrieg wieder das Wort Ukraine fällt, es werden Verbrechen dort beschrieben, wo sie jetzt auch passieren.
Das erste Drittel des Buches fand ich schon einmal lesenswert.
Ich habe außerdem „Die Liebe unter Aliens“ gelesen, Terézia Mora. Kurzgeschichten mit passender Länge für die Abendlektüre, das ist ja nicht unwichtig. Ein mittelmelancholisches Buch, der Spiegel hat es als „durchweg klug“ bezeichnet. Ich fand die Stimmung in einigen Geschichten sehr gut, in einige bin ich nicht hineingekommen und habe sie daher frühzeitig abgebrochen. Aber ich bin eben nicht „durchweg klug“, daran wird es vermutlich liegen. Oder ich war zu müde.
Es ist ansonsten schon Donnerstag, wie kann es sein, was ist überhaupt passiert.
„How the hell can a person
Go to work in the morning
Then come home in the evening
And have nothing to say?”
John Prine hat das geschrieben, in seinem vielleicht bekanntesten Song „Angel from Montgomery“, besonders erfolgreich war damals die Version von Bonnie Raitt. John Prine hat durchweg kluge Lyrics geschrieben. In diesem Lied singt er die Rolle einer Frau, „I am an old woman named after my mother“, das schien damals spektakulär zu sein, so etwas machte man nicht.
„There’s flies in the kitchen
I can hear ‚em there buzzin‘
And I ain’t done nothing
Since I woke up today.”
Der Mann konnte Bilder, und wie er die konnte.
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Wassermelone essen wir auch gerne als Salat:
Rezept für 2 Personen:
ca. 1/2 mittelgroße Wassermelone
Limettensaft
Olivenöl
1 Feta (200 gr.)
Lauchzwiebel
Kürbis-Walnuss-oder Pinienkerne
frische Minze
Salz, Pfeffer
Die Melone in Würfel schneiden, den Feta ebenfalls. Die Nusskerne (ich habe halb Kürbis-halb Pinienkerne genommen) ohne Fett etwas in der Pfanne rösten
Melone, Feta (Schaf!), die feingeschnittene Lauchzwiebel (auf die Menge habe ich zwei dünne genommen), und Nusskerne mit ca. 2 Eßl. gutem Olivenöl, zwei Eßl. Limettensaft, etwas Salz und Pfeffer abschmecken. Minze kleinhacken und je nach Geschmack dazu.
Das Ganze am besten im Kühlschrank noch etwas durchziehen lassen. Ein ganz wunderbares Sommeressen
Den letzten Satz (Der Mann konnte Bilder, und wie er die konnte.) sollte, ja muss mann auf den Blog-Autor abwandeln:
Der Mann kann Bilder, und wie er die kann.