Vollfett und verschwenderisch

Am Freitagmorgen um fünf Uhr höre ich die drei anderen Familienmitglieder in ihren Betten husten, es ist der Soundtrack dieses Winters. Ich versuche, an den Geräuschen schon zu erraten, wer heute wie fit sein wird, es ist besser als gar kein Unterhaltungsprogramm. Der Nachbar hustet hinter der Wand zwischen den Wohnungen, aber der spielt nicht mit.

Ich kann die beginnende Urlaubszeit beim Blick vom Balkon gut erkennen, es bleibt fast überall dunkel in den Fenstern. Kaum jemand steht noch früh auf und müht sich zeitig in den Tag; immer weniger Lichter gibt es in den Häusern gegenüber am frühen Morgen.

Ich werfe noch einmal das Home-Office an, die vorerst letzte Runde, bevor ich am 30.12. noch einmal nachsehen werde, ob alles weiterhin ordentlich, aufgeräumt und sortiert aussieht. So ist es in jedem Jahr, man hat seine Rituale, ob im Brot- oder im Kuchenberuf, also hier. Die Herzdame hat im Gegensatz zu mir schon frei und fühlt es nur noch nicht, es gibt da emotionale Verzögerungen im Betriebsablauf. Aber es soll jetzt ja alles etwas langsamer sein, es passt also gewissermaßen.

Ich sehe nebenbei schon einmal skeptisch nach, ob ich mir genug Bücher für den kurzen, den allzu kurzen Urlaub bereitgelegt habe. Es sind mehr als genug, es sind sogar viel mehr als genug, aber ich gehe dennoch lieber ein weiteres Mal zur Bücherei, um mir noch mehr zu holen. Das Angebot muss reich sein, überreich, vollfett und verschwenderisch. Am Ende dann doch wieder nur einen Band wirklich schaffen, aber egal. Man hat so seine Schrullen.

Wiedersehen mit Brideshead werde ich noch einmal lesen, so der Plan, und auch noch einmal sehen (die alte Version, den Elfteiler), ich freue mich sehr darauf. Was habe ich diese Serie damals geliebt, wann lief denn das im deutschen Fernsehen, Moment: 1983. Schon etwas länger her. Das mit dem Katholizismus fand ich damals sehr irritierend (bei der Kaltmamsell stand ähnliches, war es bezogen auf Graham Greene oder auf Waugh?), aber alles andere … was war das für ein Genuss.

Der Autor Evelyn Waugh war übrigens mit einer Evelyn Waugh verheiratet, man nannte sie zur Unterscheidung He-Evelyn und She-Evelyn, wenn das nicht großartig ist. Schönstes Sekundärliteraturwissen, wenn auch nur aus der Wikipedia. Egal.

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Nach neuen Untaten des Eigentümers reden in den diversen sozialen Medien alle wieder, nachdem es zwischendurch doch etwas ruhiger war, über Twitter und wie es da war, wie es jetzt ist und was künftig wo auch immer noch werden wird. Es ist wie bei Trennungen nach langjährigen Beziehungen, man findet einfach kein anderes Thema, siehe hier unten bei Element of Crime. Die Liebe war eben groß, lang und prägend.

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2 Kommentare

  1. Wenn man fünfzehn Jahre lang auf Twitter war, zwei bis drei Jahre länger als in der Schule, und darüber nachdenkt, dass fünfzehn Jahre etwas länger sind, als die durchschnittliche Ehe hält, dann ist es wenig verwunderlich, dass man die Zeit dort nicht einfach so nach einem Monat abschüttelt und schulterzuckend zum neuen Alltag übergeht. Es gibt vermutlich Menschen, die das können, natürlich, aber es gibt auch Menschen, die geschraubte Salti aus einem Hubschrauber springen, mit einem Paar Skier an den Füßen. Einfach genug, wenn man‘s kann, wahrscheinlich, wie alles.

  2. Wiedersehen mit Brideshead – im Vorabendprogramm derARD damals. So schön zum Herunterkommen nach Feierabend! Dass das außer mir noch jemand geguckt hat …

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