Wir übersehen Saisonwaren

Wenn Sie mal ein wenig von der Gegend sehen wollen, über die ich hier dauernd schreibe, ein wenig von den Problemen auch, es gibt einen Bericht beim NDR über die Eröffnung der neugebauten Bahnhofsmission. Das ist einer von den wichtigen Orten, zu denen man in desolaten Lagen immer gehen kann, so niedrigschwellig, wie es nur denkbar ist. Und das machen auch viele Menschen, die in irgendeiner Not sind, es ist nicht immer nur die Wohnungslosigkeit. Der Bedarf ist riesig, die Leute haben da viel zu tun und sind im ganzen Bahnhof emsig, ich sehe die oft herumlaufen. Drumherum müssen Sie sich bitte noch weitere Angebote von anderen Anbietern von Hilfen vorstellen, die etwa Kaffee und Essen ausgeben, dazu noch die verschiedenen Gesundheitsmobile, das Zahnmobil, auch den Duschbus für Obdachlose vor dem benachbarten Museum, den Gabenzaun und dann, noch etwas weiter, die Methadonausgabestelle usw. Es gibt viel Not, es gibt viel Hilfe, aber vermutlich ist es nie genug.

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Im Drogeriemarkt wurde der erste Stand mit Karnevalszubehör aufgebaut. Kinderschminke, Bärte zum Ankleben, Konfetti und dergleichen, denn in den Grundschulen und Kitas findet Karneval auch bei uns statt. Danach verwächst sich die Bereitschaft dazu dann allerdings und tritt später nicht mehr auf. Die erwachsene Kundschaft ohne Nachwuchs an der Hand sieht ernst und entschlossen über diese Saisonwaren hinweg. Vor dem Regal mit den Nahrungsergänzungsmitteln stehen währenddessen drei Herren mit Lesebrillen und studieren gründlich, womit sie sich noch verbessern könnten.

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Wir erreichen ansonsten planmäßig den Februar, den ich immer als Zwischenstation verstehe. Februar, das ist keine Endstation, das ist keine Wunschdestination, da kommt man eher irgendwie durch, das ist wie Umsteigen in Hannover oder so. Das will man nicht, das macht man mit. Im März – also gleich schon! – dann wieder die Frühlingshofferei als Unterhaltungsprogramm, da hat man seelische Beschäftigung und ist wieder etwas schöner ausgelastet.

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Ich war im Traum in den meines Wissens nicht existenten Günter-Grass-Stuben in Lübeck und habe nachgesehen, ob dort Butt auf der Speisekarte steht. Das nächtliche Unterhaltungsprogramm ist hier also weiterhin super, keine Klagen, jeder Schlaf ein Genuss. Der Wachzustand fällt deutlich dagegen ab.

Egal. Weitermachen.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

3 Kommentare

  1. Nein, es wird nie genug sein. Schon durch die politischen Rahmenbedingungen wird es immer neue Menschen geben, die in Not geraten. (Ukraine – Krieg und Geflüchtete von dort)

  2. Ab dem 2. März gibt es im Grass-Haus eine Ausstellung zum Thema „Grass kocht. Essen im Werk von Günter Grass“. Man könnte jetzt sagen: Träume werden wahr?!?!

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