Am Sonnabend gibt es gegen 17 Uhr etwas Abendrot mit freundlich angestrahlten Wolken, rosa eingefärbt. Es gab auch schon einmal schöneres Abendrot, es ist nicht so, dass man da jetzt den großartigsten Himmel des Lebens vor sich hätte, aber es ist – immerhin! – ein Himmel, der oben blau ist und an den Rändern rötlich, es sind immerhin irgendwie angenehm ausgeleuchtete Wolken, es sind Farben in der Natur, und die Leute stehen reihenweise vor dem Bahnhof und fotografieren das, was zu anderen Jahreszeiten vermutlich keine Sau interessieren würde, das bisschen Stimmungslicht über der Kuppel der Kunsthalle. Dann sehen sie auf ihre Handys, filtern herum, verschicken vermutlich Bilder und freuen sich. Man braucht gar nicht viel, denke ich im Vorbeigehen, man braucht ja gar nicht viel.
Im Supermarkt sehe ich Regalhumor, da steht der „Leistungstee“ direkt neben dem „Anti-Stress-Tee“, es sind Produkte der gleichen Marke. Die mal lieber nicht verwechseln, alles immer zur rechten Zeit und abwechselnd trinken, wie damals bei Alice im Wunderland, rauf und runter muss es mit einem gehen, und ich stehe als Grinsekatze vom Dienst vor den so launig benannten Teesorten.
Abends koche ich Hühnersuppe, was bekanntlich enervierend lange dauert, aber hinterher hat man immerhin Hühnersuppe für zwei Tage. Wenn sich nur alles im Leben so eindeutig lohnen würde, was zu lange dauert. Beim Kochen höre ich Fontane, Mathilde Möhring, ein hervorragendes Buch. Es kommt im Text das Wort „Schlappier“ vor, französisch auszusprechen, es bezeichnet einen Menschen, der sich tendenziell hängen lässt und ich finde es sehr schön und unbedingt bewahrenswert. Es wird auch die dazugehörige „Schlapperei“ erwähnt, und wer kennt sie nicht, wer hat sich ihr nicht schon einmal hingegeben, gerade im Februar, und manche, glaube ich, planen sie sogar ganzjährig an jedem Wochenende ein.
Aber das müssen wir jetzt nicht mehr durchdenken, es ist Sonntagspätnachmittag, es dunkelt schon, es ist gleich schon wieder Montag, kaum haben wir uns im Bett einmal umgedreht.
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