Variationen und Wiederholungen

Phänologischer Kalender: Mehr lilafarbene Krokusspitzen im Stadtteil, an allen Stellen, die überhaupt dafür in Betracht kommen. Das sind allerdings gar nicht so viele, abseits der Flächen unten an der Alster, es gibt hier kaum Vorgärten. Vorm Balkon lärmende Baumfällarbeiten über zwei Tage, die alte und vermutlich viel zu schräg über einem Fußweg stehende Birke am Kirchenbüro ist weg. Die kleinen Kinder auf dem Spielplatz standen mit offenem Mund und sahen dem Mann zu, der oben auf der hoch ausgefahrenen Arbeitsplattform mit der Kettensäge hantierte und den Baum Ast für Ast zerlegte, der dann auch den Stamm kappte, stückweise immer tiefer. Das Haus, vor dem diese dichtbezweigte Birke wie ein geschlossener Vorhang wirkte, es steht nun nackt und einsehbar wie ein Puppenhaus da. Man sieht am Abend in Fenster, in die man noch nie sehen konnte. Die Menschen in den Räumen wirken auf einmal seltsam exponiert und gehen wie auf einer sorgsam ausgeleuchteten Bühne durch ihre Räume. Jetzt nimmt er ein Buch, jetzt setzt er sich hin. Jetzt geht sie von Raum zu Raum, jetzt sagt sie etwas zu ihm, was ist das für ein Stück.

Ein neuer Baum wurde bisher nicht in das Loch gepflanzt, aus dem man in langer Arbeit auch den Stumpf gefräst hat, man hofft wieder so vor sich hin.

In den Foodblogs ein Rezept für Valentinstagherzen, die genau so aussehen wie die Plätzchen zu Weihnachten, nur hat man sie vor dem Backen in Herzchenform gedrückt. Denn so gehen wir durchs Jahr, indem wir diesem und jenem immer mal wieder eine leicht andere Form aufdrücken, von Monat zu Monat. Die Plätzchen etwa verfertigen wir erst als Sternchen, kurz darauf als Herzchen, dann schon als Häschen und kurz darauf lassen wir sie einfach rund und belegen sie mit einer Erdbeere, einigen Johannisbeeren und immer so weiter. Variationen und Wiederholungen.

In den Timelines werden währenddessen noch variantenreich Minustemperaturen vermeldet, begeistert klingen die Nennungen nicht mehr.

Burt Bacharach ist gestorben. Er hat einmal gesagt, Alfie sei von all seinen Liedern sein Lieblingssong, und er hatte wirklich reichlich Auswahl.

“What’s it all about, Alfie?Is it just for the moment we live?What’s it all about when you sort it out, Alfie?Are we meant to take more than we give?Or are we meant to be kind?

And if only fools are kind, AlfieThen I guess it is wise to be cruelAnd if life belongs only to the strong, AlfieWhat will you lend on an old golden rule?”

Es gibt auf der Seite Songfacts eine schöne Erklärung zu der Song-Zeile „What will you lend on an old golden rule“: The line, „What will you lend on an old golden rule“ is one that has baffled many listeners, including Barbra Streisand, who during rehearsals in 1999 refused to sing it until someone could explain to her what it meant. Her A&R man, Jay Landers, took action, calling the song’s lyricist, Hal David, who was in China but got back to him right away (the prospect of Streisand singing his song was apparently quite an enticement). When asked about the line, David replied, „It doesn’t mean anything.“ He was simply filling in words to Bacharach’s melody, figuring he would change it later. Bacharach liked it though, so they left it in. When Landers got off the phone, he told Streisand, „It’s one of those lines that’s open to interpretation.“ That was good enough for her.

Man findet Streisands Version selbstverständlich auf Youtube, wie auch die unglaubliche Ursprungsversion von Cilla Black, die bekannte Aufnahme von Dionne Warwick, etliche Cover und eine herzbewegende Interpretation von einer Whitney Houston mit sehr sichtbaren Problemen.

Hier aber der Meister selbst:


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