19 Jahre, 34 Prozent

Bloggeburtstag, mein Onlineschreiben wird heute 19 Jahre alt, wie alt klingt das denn. Und wie in jedem Jahr der Zusatz, nein, das ist kein Aprilscherz, ich habe wirklich an diesem Datum angefangen. 34% meiner Lebensjahre habe ich mittlerweile bloggend verbracht, man könnte es allmählich für ein bestimmendes Merkmal halten.

Währenddessen regnet es immer weiter, denn der Regen, er regnet jeglichen Tag in diesem Frühjahr. Möge es den Böden und den Bäumen wenigstens etwas nützen, wenn schon mir nicht mehr, ich bin mit diesem Wetter allmählich fertig. „Regen“, denke ich beim Rausgucken, „kenne ich schon.“ Nächste Woche ist Ostern, was ihnen vermutlich längst klar war, mir aber erst seit gestern, denn seit ich so selten ins Büro gehe, hängt vor mir nicht mehr regelmäßig ein Wandkalender mit rot markierten Feiertagen, und ich bin daher immer wieder überrascht, wenn plötzlich besondere Vorhaben privater Natur in Gesprächen erwähnt werden, Ausflüge, Reisen, Ausschlafmöglichkeiten.

Ich überlege gerade, meine Kulturfrequenz 23 auch vorsorgend zu pflegen, also etwa Konzertkarten weit im Voraus zu kaufen, und ich merke, dass sich das noch etwas seltsam anfühlt. Kann man denn überhaupt so weit im Voraus planen, bis deutlich in den Herbst hinein? Da merke ich doch eine gewisse, wie nennt man das, Weltunsicherheit, ein vermindertes Vertrauen in die Ordnung der Dinge. Ich glaube, ich gehe nicht mehr von einer geraden Strecke bis zum Jahresende aus, jedenfalls nicht, bis es wieder ein paar Jahre lang verlässlich so kommt, wie es sich gehört oder zumindest früher gehört hat. Der Mensch gewöhnt sich schnell an alles, auch an Unordnung und Unwägbarkeiten. Aber für Künstlerinnen aller Art wäre es andererseits sicher erfreulich, wenn ich planen würde, das wird auch richtig sein.

Apropos Unordnung. Gestern begleitete ich die Herzdame zu ihrer Optikerin, und wir brauchten für den Weg länger als geplant, da ein König mit seinem Tross im Weg war, als sei man hier noch im Mittelalter. Wichtige Verkehrsadern waren lahmgelegt und mit enorm viel Polizei abgesperrt, ein wirklich beeindruckendes Aufgebot, entsprechende Staus mit vielen emsig betätigten Hupen in alle Richtungen, denn Hupen, das weiß man, hilft in solchen Situationen immer weiter. Jemand, der sich nicht an die Regeln halten wollte und versuchte, eine Kreuzung trotz Verbot zu queren, vermutlich wegen seiner persönlichen Freiheit, wurde von Polizisten bemerkenswert sportlich einkassiert, diesmal meinten sie es vollkommen ernst, man sah es.

Wir gingen lediglich zu Fuß durch diese komplexe Gesamtlage, aber auch so kam man kaum noch durch. „Letzte Generation nichts dagegen“, sagte die Herzdame, und Recht hatte sie, aber das bin ich ja gewohnt.

Der König fuhr schließlich langsam vorbei und winkte uns zu, wir nickten höflich. Auch wenn man tendenziell genervt ist, immer die Form wahren. Wichtig.

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Hier noch ein weiteres Update zum Umgang der Stadt Hamburg mit bettelnden Menschen. Gleichzeitig werden wieder bedeutend mehr Menschen auf die Straße geschickt, auf der sie dann aber nicht sein dürfen.  Die Sinnfrage stellt sich nicht.

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Aus dieser Wohnung verschwinden allmählich die Erinnerungen an die Kleinkinderzeit. Die Söhne werden immer jugendlicher, es ergibt sich ein anderes Zusammenleben. Nur hin und wieder fällt der Blick noch auf Sachen, die aus unklaren Gründen einfach jahrelang irgendwo überdauert haben, wie dieser Hase im Home-Office. Man kann ihn jetzt als Osterdeko umdeuten, und damit bleibt er uns erst einmal noch eine Weile erhalten.

Ein kleiner blauer Stoffhase klemmt hinter einem Monitor im Home-Office.

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2 Kommentare

  1. ja, ja, altbekanntes Phänomen: Schallwellen lösen bekanntlich Blechanhäufungen auf. Kann man in jedweder Agglomeration dieser Erde beobachten, es sei denn Hupen ist verboten…

  2. Das darf doch nicht wahr sein, war mein erster Gedanke als ich über diesen verqueren Umgang mit bettelnden Menschen gelesen habe.
    Mein zweiter Gedanke: Das kann doch nicht sein.
    Mein dritter Gedanke: Heute ist 1. April – ob das ein Aprilscherz ist?
    Mein vierter Gedanke: Über sowas macht man keine Scherze.

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