Morgen das Osterfeuer

Ich bin nicht in Wüsten geflohen (siehe letzter Text), nur wieder nach Nordostwestfalen. Man nimmt, was man kriegen kann, und immerhin ist es auch hier vergleichsweise menschenleer in der Fläche. Auf der Landstraße trifft man eher einen wartenden Greifvogel oder einen hektischen Hasen als einen benachbarten Menschen. Passt schon.

Ein Fußballtor steht auf einer weiten, leeren Rasenfläche, im Hintergrund ziegelrote Bauernhäuser

Es werden am Sonntag keine Schokoladeneier mehr im Garten der Großeltern versteckt, die Söhne sind darüber deutlich hinaus, Tempi passati. Wir haben es übrigens, dies vielleicht zur Entspannung für Kleinkindeltern, komplett verpasst, jemals mit den Söhnen Eier zu färben, es hat sich nie ergeben. Drei-, viermal mindestens hatten wir die Farben dazu sogar schon gekauft, aber dann kamen wir in Hamburg doch nicht dazu, weil man ja generell zu nichts kommt, und wir verschoben ein ums andere Jahr alles in Richtung Besuch auf dem Lande, aber in Nordostwestfalen gab es dann immer schon genug bunte Eier, es hat einfach nie sollen sein und wir dachten auch irgendwann, dass man vielleicht gar nicht alles schaffen muss, was die Familienzeitschriften und die Traditionen so vorgeben. Wir haben also nie gemeinsam bunte Eier in der Quality-Time des frühen Frühjahrs hergestellt. Und ich glaube, das gehört nicht zu den Themen, welche die Söhne später mit ihren Therapeutinnen besprechen werden.

Obwohl man sich da verdammt leicht täuschen kann, schon klar.

Auf der Fahrt durch Niedersachsen am Straßenrand die blühenden Büsche, rosa, weiß und gelb, die leuchtenden Narzissen in den Vorgärten, die Buschwindröschen an den Waldrändern, darüber schultintenblauer Himmel. Dann die schwarz oder silbern abgedeckten Spargelbeete, öde Plastikbahnen bis zum Horizont, es sieht hier und da etwas pervers aus. Ab und zu sehen wir auch eine Bretterbude im Vorbeifahren, mit einem Schild daran: „Hier in Kürze Spargelverkauf.“ Mit Ritualen durch das Jahr. An einer Bude steht schon ein Einstiegspreis für die Saison, ich kann ihn nicht genau erkennen.

Ich gehe nach der Ankunft hier mit Sohn II auf den Schulhof der Grundschule und spiele dort mit ihm Tischtennis, wir spielen ohne Regeln und Ehrgeiz. Der eisige Ostwind spielt mit wie der Bully vom Dienst und müht sich nach Kräften, uns alles zu versauen, er nimmt uns dauernd den Ball weg. Wir spielen stoisch dennoch immer weiter, das Kind kommt in dieser Hinsicht, und nicht nur in dieser, nach mir.

Der erste Schmetterling des Jahres flattert im sibirischen Wehen vorbei, zitronenfarben taumelt er ins noch kaum entwickelte Laub des Gebüschs.

Morgen das Osterfeuer. Ich habe darüber einmal einen heiteren Text geschrieben, als ich es zum ersten Mal erlebt habe, das ist etwa hundert Jahre her.

***

Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

5 Kommentare

  1. Den Osterfeuer-Text, kann man den noch irgendwo nachlesen? Ich habe eine sentimentale Schwäche für Osterfeuer.

  2. Wo Sie sowieso gerade in Ostwestfalen weilen, könnten Sie zumindest NACH Wüsten fliehen. Das ist ein Stadtteil des beschaulichen Bad Salzuflen.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert