Dennoch am Sonnabend im Garten gewesen. Also bei eher bescheidenem Wetter, es ist sonst irgendwann zu spät für alles, und es muss doch allmählich dieses und jenes in die Erde. Unter fortwährend gemurmeltem Protest bei nur mäßigem Wetter herumgegärtnert. Dabei gemerkt, dass ich Guerilla-Gardening auch einfach gegen mich selbst anwenden kann. Wenn ich mir nämlich kühn denke, ich müsste keine Schildchen aufstellen, was ich wo genau gesät habe, weil ich mir doch wohl die Bestellung dreier Beete und einiger Kleinflächen eben werde merken können – dann reicht es, mich nur einmal umzudrehen, um schon keinen Schimmer mehr zu haben, was ich gerade wo versenkt habe, was war links, was war rechts, was da hinten, keine Ahnung. Es ist vermutlich auch nur bedingt günstig, bei solchen Arbeiten gleichzeitig ein Hörbuch zu verfolgen. Es ist ein wenig auch wie mit besonders clever und trickreich merkbar ausgedachten Passwörtern, die man direkt nach der Bestätigungseingabe unweigerlich und für immer aus dem Hirn löscht.
Nun, ich werde ja demnächst sehen, was da wo wächst. Alles entspannt betrachten, alles einfach abwarten. Kommt Zeit, kommt Rauke. Oder was auch immer.
Die Bäume werden währenddessen grün und man hat nicht recht etwas davon, es fehlt an genusstauglichen Tagen und entspannten Gartenmöbelsitzmomenten. Nicht nur mir geht es so, wir verpassen das Frühjahr kollektiv, es schleicht so unbemerkt an uns vorbei. Die Tulpen blühen immerhin rot neben dem Blau der Traubenhyazinthen, diese paar Farbflecke sieht man auch ohne die Sonne, sie müssen uns reichen für ein wenig gehobene Laune. Aber die deutsche Frühlingslyrik, ich lese am Abend noch etwas nach – es ist alles nicht recht anwendbar im Jahr 2023.
Die Herzdame mäht Rasen, ich schaufele Erde ins immer noch klaffende Topinamburloch, ich berichtete. In Kürze wachsen dort dann Kartoffeln, die zuhause gerade noch ein wenig in den Eierkartons vorkeimen, wie in jedem Jahr. Ich setze zwölf vorgezogene Kohlrabis (sechs davon für die Schnecken, nehme ich an) und zack, sieht der Garten nach Fleiß und Betriebsamkeit aus, angefangen, vorbereitet, saisonwillig. Die ersten Nachbarn grillen währenddessen schon gegen die Kälte an, eh klar.
In der Bille schwimmt wieder eine Nutria, ich stehe am Ufer und staune, denn dass die so dermaßen groß werden können, das habe ich nicht gewusst. Vielleicht stehe ich aber auch vor der größten Nutria jemals, wer weiß, lammgroß mindestens kommt sie mir vor. Ausgesprochen gemütlich schwimmt das Tier dahin, nicht ahnend, dass es doch gar nicht ins Wasser darf, nach dem Großbrandunglück und dem Giftschaden gleich um die Uferecke. Gerade habe ich noch schnell nachgelesen, in der Wikipedia geht es, wie soll es anders sein, auch um die Essbarkeit dieser Tiere, darin enthalten ist ein Satz zur deutschen Geschichte: „… in den Gefängnissen der DDR gab es Nutria mit Pellkartoffeln.“ Wieder kostbares Smalltalkwissen, das mal irgendwo unterbringen.
Auch die eleganten Mandarinenten wissen das mit dem Großbrand und dem Gift offensichtlich nicht, sie ziehen als ausgesprochen gut angezogene Patrouille in Formation durchs kontaminierte Revier und denken sich nichts dabei. Was vermutlich auch besser für sie ist, aber das Denken wird ohnehin stark überschätzt, finde ich.
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Wir haben Ostern in den Keller gebracht.
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Im Bild noch der Demowagen einer kleinen Protestkundgebung hier um die Ecke, es ging dabei um Themen, die ich auch im Blog mehrfach erwähnt hatte. Nicht im Bild, da auf der Rückseite dieses Wagens, ein anderes Transparent, auf dem die Abschaffung der Polizei gefordert wurde. Ich weiß nicht, wie naiv, verblendet oder durchradikalisiert man sein muss, um das in dieser Gesellschaft für eine irgendwie sinnvolle oder zielführende Maßnahme zu halten. Aber das Transparent auf der Vorderseite – okay, schließe mich gerne an.
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„Kommt Zeit, kommt Rauke.“
Dieser Gedanke verdient eine (noch) größere Bühne als hier im Blog……
Ich denke an übergroßformatige Plakate vor sämtlichen Gärtnereien.
Oder als Gerüstabdeckung von Wolkenkratzern.
Oder, besser noch: Als in Großbuchstaben beschrifteter Banner, von einem Flugzeug quer über den Himmel gezogen.
Denn diesen Satz sollten tatsächlich alle Menschen zu lesen bekommen, während sie kollektiv das Frühjahr verpassen. ?
PS. Das Fragezeichen sollte ursprünglich ein Emoji sein … ein sprießender Keimling. Wurde nicht erkannt, ist wohl zu frisch da draußen.
Zum Thema „Abolitionismus“ gibt es (auf YouTube) einen »Streitraum« von Carolin Emcke mit Vanessa E. Thompson und Tobias Singelnstein, falls Interesse besteht …?