Auf dem Weg zur Arbeit warte ich am Donnerstag im Hauptbahnhof auf eine S-Bahn, während neben mir eine Frau in einem klassischen Business-Outfit mit einer Banane telefoniert, also angeregt in die Frucht hineinspricht, aus der wohl auch zumindest für sie hörbare Antworten kommen, wie es aussieht. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen geht es um ernste Themen. Das ist einerseits normal verrückt, wie es in einer Millionenstadt eben zugeht, hier laufen sie ja alle frei herum und machen seltsame Dinge, aber andererseits ist es nicht mehr so interessant wie früher, weil es am Ende wieder nur irgendein blöder Prank einer schwachsinnigen Show ist. Man kann also gar nicht in Frieden hinsehen und sich heimlich amüsieren, man muss immer die Befürchtung haben, damit irgendwie reinzufallen oder später mit einem dämlich gaffenden Gesichtsausdruck auf Tiktok zu landen. Ich ignoriere die Dame also standhaft, die fortwährend neben mir mit der Banane telefoniert. Das sind so die Aufgaben, die einem die Außenwelt schon vor 8 Uhr zumutet. Es ist nicht immer leicht, aber dies war immerhin noch zu bewältigen.
Dann Arbeit, Arbeit, Arbeit. Und so verging meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war. Ab und zu denke ich das, und schön ist das ja nicht.
Ich habe im weiteren Verlauf des Tages ausreichend Grund, mir über die Dummheit anderer Menschen Gedanken zu machen, was ich immer interessant finde, da ich mich auch nicht für besonders schlau halte, ich sympathisiere da sozusagen zunächst reflexmäßig. Aber ich habe doch manchmal Anlass zu denken, und das darf ich vielleicht insgeheim erfreulich finden, dass ich auch erwiesenermaßen nicht der allerdümmste Mensch auf Erden bin, es gibt schon noch Steigerungen. Das ist auf der einen Seite etwas erleichternd, es ist andererseits aber leider meist betrüblich, da ich das in der Regel nur anhand von Sätzen oder Handlungen anderer feststelle, die mich irgendwie beeinträchtigen. Und das wiederum ist ein wenig schade, denn ein anlasslos gutes Gefühl für das eigene Denkvermögen ohne vorhergehende Vergleiche wäre vielleicht doch erstrebenswerter.
Aber am Ende ist auch das, ich kenne das schon, nichts als ein dummer Gedanke.
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„Dummheit ist nicht schlimm, verpflichtet aber zur Zurückhaltung“
(Autor Unbekannt)
Ja, @Claus:
Das ist ein sehr freundlicher Satz, dem ich gerne zustimmen möchte (ich kenne schließlich meine Defizite) aber…
das Tragische an der Dummheit ist doch, dass der/die Betroffene selbst zumeist nicht in der Lage ist, das zu erkennen, oder? Deshalb scheint mir diese Verpflichtung leider nur ein frommer Wunsch zu sein.
Mir fallen in dem Zusammenhang übrigens sofort einige Personen ein, sei es in der Politik oder in anderen Zusammenhängen, die ungeachtet dieser Eigenschaft jede Zurückhaltung vermissen lassen.
@Trulla:
à propos „Zurückhaltung“ in der Politik: Jemand sagte mal…. „“Der letzte Politiker, der einen Beschluss ‚zügig‘ umsetzte, war Günther Schabowski …..““