Der 22.5., ein Montag, ein Werktag. Wir ruckeln uns nach der Reise ins Heimatdorf mühsam in den Alltag zurück. Mehrere Familienmitglieder bestaunen nach dem Wecken erst einmal die seltsame Uhrzeit und fragen sich, ob sie früher auch zu der aufgestanden sind, ob das denn tatsächlich sein kann, es fühlt sich heute alles dermaßen falsch an.
Ich bin mutig und glaube dem morgendlichen Wetterbericht, ziehe mich tropentauglich an und gehe ins Büro. Und ja, der Wetterbericht lag richtig, es wird warm, sehr warm sogar, auf einmal juliwarm, fast könnte man es heiß nennen. Aber überall noch skeptische Menschen, die das mit der plötzlichen Erwärmung nicht recht für bare Münze genommen oder auch komplett ignoriert haben, die noch Pullover tragen, Übergangsjacken, Mäntel und dergleichen. Im Laufe des immer schwüler werdenden Tages bekommen sie rote Gesichter, atmen schneller, schwitzen mehrere Lagen Klamotten durch, zerschmelzen dann am späten Nachmittag und werden nie mehr gesehen. Der Mensch muss sich anpassen können, es zeigt sich auch im Alltag, nicht nur über Jahrhunderte.
Ich gehe nach der Arbeit noch durch die Innenstadt, ich hole bei einem Arzt etwas ab, es gibt immer irgendwas zu besorgen oder von A nach B zu tragen. Jeden Tag Strecke machen und alles ablaufen. Es wird währenddessen noch wärmer. Ich höre Simon & Garfunkel dabei, was singen sie da: „I can gather all the news I need from the weather report.“
Yes, we can.
Ich höre danach noch einen Podcast über den Song „Mrs. Robinson“ von den beiden und lerne, dass der ursprünglich als „Mrs. Roosevelt“ gedacht war, das wusste ich nicht. Daher auch die Liedzeile „going to the candidate debate“, die ist einfach aus dem ersten Entwurf dringeblieben und wurde nicht durchgetauscht. Beim nächsten Hören wissend nicken an der Stelle, dann fühlt man sich gleich wieder etwas eingeweihter.
In der Innenstadt sehe ich einkaufende Menschen in allen Stadien der Hitzeverwahrlosung („Mir doch egal, ich ziehe das jetzt aus!“), aber wer bei diesem Wetter in Kaufhäusern Hosen und dergleichen anprobiert, der hat auch selbst schuld.
Im Hamburger Hauptbahnhof steht etwas, das da vorher nicht stand, ich sehe es auf dem Rückweg. Es ist groß und beeindruckend und es trägt verdammt schwer an der Welt: Der gerettete Atlas. Hier die Geschichte dazu, es ist noch eine Kriegsgeschichte aus diesem Land, nach all der Zeit noch.
Atlas hat, das passt schön zum Wetter, nichts an, nicht einmal unten herum. Es ist ein Wunder in unseren immer spießiger werdenden Zeiten, das man nichts davor gehängt hat.
Und während ich diese Zeilen schreibe, wird das Licht vor dem Wohnzimmerfenster auf einmal deutlich gelb und die Unwetterwarnung poppt zeitgleich auf dem Handy auf, während auf den Dachfenstern die ersten großen Tropfen trommelnd zerplatzen. Es ist alles wieder sehr schön synchron heute. „Teils unwetterartige Entwicklungen mit Starkregen. “
Okay. I can gather all the news I need from the weather report.
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Schön. Danke für die Musik (ich mochte die beiden immer) und die Atlas-Geschichte, die ich mir genauer anschauen werde.