Dienstag, der 27.6. Am Morgen lesen, was weit draußen im Pazifik befürchtet und geplant wird.
Ansonsten ein Tag, an dem ich nichts notiert habe, was selten genug vorkommt. Ein Tag also, an dem ich womöglich auch nichts gedacht habe und mich dabei, wie immer in solchen Fällen, dann permanent gefragt habe, ob das nun erholsam sein soll oder was. Mich macht so etwas tendenziell gereizt. Bemüht unbemüht sein, mich verwirrt es.
Nebenbei habe ich immerhin noch festgestellt, dass ein Sohn in diesem Sommer viel entschlossener als ich sein Monatsticket nutzt, dass er nach der Schule mit Freunden den ganzen Streckenplan in Hamburg abfährt, irgendwo aussteigt, dort dann herumgeht. Einfach nur, weil es geht. Heute waren sie in Niendorf. Was macht man denn in Niendorf? „Ja, nichts.“ Aber irgendwelche Eindrücke gewinnen sie doch dabei, denke ich mir. Im nächsten Jahr sollen in Hamburg die Schülerinnentickets kostenlos werden, lese ich, das ist einmal eine gute Nachricht, eine sinnvolle Entscheidung. Ob sie dann auch als Deutschlandticket gültig sein werden, das ist noch in Klärung. Na, man hofft so vor sich hin, und schön wäre es schon.
Mittwoch, der 28.6. Das von einer Großmutter geerbte Silberbesteck, mit dem ich neulich nicht fertig geworden bin, habe ich nach dem Home-Office weiter geputzt. Dabei diese Methode mit Alufolie, Salz und heißem Wasser probiert. Es stellt sich heraus, das funktioniert tadellos, es gibt also Haushaltstipps auf Tiktok, die tatsächlich anwendbar sind. Ich kann mich jetzt sogar wieder in den Löffeln spiegeln, das allerdings empfinde ich als eher unschön. Motivbedingt.
Auf meinen Einkaufswegen noch mehr über das Jahr 1923 gehört, es geht da um Thüringen und die extremrechten Bestrebungen dort, es ist alles enorm frustrierend. Hundert Jahre sind ein Tag. Wenn Sie diesen Satz gerade spontan Udo Jürgens zuordnen konnten und vielleicht sogar die Melodie gehört haben, sind Sie wohl auch nicht mehr das jüngste Exemplar, ne.
Update: Stimmt gar nicht, bei Udo Jürgens waren es tausend Tage! Zunehmende Verwirrung hier, Dank an Thomas Renger für den Hinweis.
Es geht mir nicht durchgehend so, dass mir Nachrichten aus Deutschland oder der Welt spürbar aufs Gemüt oder die Tagesform schlagen, ich komme über lange Strecken mit meinem fröhlichen Fatalismus recht gut durch, im Moment aber ist die Mischung aus dem Erstarken der Rechten und der fortschreitenden Klimakatastrophe plus Krieg schon extraherb. Ich lese in den Timelines von Menschen, die jetzt in energischer Gegenreaktion kurzentschlossen linksgrünen Parteien beitreten. Diese Phase habe ich schon hinter mir, been there, done that, got the t-shirt, es war leider nicht meine Welt.
Aber bitte, machen Sie das ruhig, es ist richtig so und ich wünschte tatsächlich, ich wäre da verwendbarer.
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Ansonsten ist unübersehbar ein islamischer Feiertag, das Opferfest, wie ich dann nachlese. Ich sehe viele Menschen in Festtagskleidung, aus verschiedenen Herkunftsländern und Kulturkreisen, teils sind sie betont prächtig gewandet. Es gibt viel Glanz und viel Gold, leuchtende Farben. Die Kinder können, auch das lese ich nach, an diesem Tag schulfrei haben, wenn die Eltern das so anmelden, ich hoffe, ich gebe das richtig wieder. Aber nach der Zahl der Kinder zu urteilen, die ich zur Schulzeit im Familienverband draußen sehe, wird es wohl so sein.
In der S-Bahn sitzen mir zwei kleine Mädchen in goldfadendurchwirkten, glänzenden Kleidern gegenüber. Ihre Eltern neben ihnen tragen Kleidung aus dem gleichen Stoff, mit dem gleichem Muster, und die beiden Kinder strahlen dermaßen gut gelaunt und aufgeregt, es ist fast ansteckend.
Aber eben nur fast. Das ist immerhin Hamburg hier und man fährt zur Arbeit. Contenance.
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‚Sind Wolken schneller als der Wind, soviele Fragen hat ein Kind…‘ Diese Zeile kommt dann auch in dem von Ihnen erwähnten Udo- Jürgens- Titel vor und ja, es ist schon lange her, dass diese Titelmelodie erklang und dennoch können wir uns gut erinnern. Das spricht sowohl fürs Gedächtnis wie auch für die Reime des Liedes. Es sind (wie immer) die kleinen Dinge 🙂 Schöne Julitage trotz seltsamer Weltlage..
also wenn es demnächst eine*n andere_n buddenbohm nach niendorf verschlägt, sei diese*r herzlich eingeladen auf ein getränk in unseren garten!
Der letzte Absatz: sehr schön. Er brachte mich dazu, breit zu grinsen.
Immerhin Pop-Song-tauglich, Niendorf: https://www.youtube.com/watch?v=tA4QN-ZawXY
Ich musste lachen, lebe selbst, ursprünglich aus der Innenstadt kommend seit Jahrzehnten in Niendorf und kann das Empfinden des Sohnes schon verstehen. Aber…obwohl nach Beendigung der Schule fast alle Kinder meines Umfeldes (auch meine eigenen Söhne) schnell von hier fort wollten, kamen viele davon zurück als sie selbst Eltern wurden. Das hat einige gute Gründe.
Übrigens finde ich toll, wie sich der Sohn auf diese Weise mit den unterschiedlichen Stadtteilen befasst.