Freitag, der 30.6. Der Juni neigt sich, ich erledige weitere Monatsabschlussdinge in diversen Berufen und nehme nur nebenbei und widerstrebend zur Kenntnis, wie verschiedene etablierte Medien durch ihre Berichterstattung den Faschismus immer weiter normalisieren.
Mario Sixtus fasst es auf Mastodon recht gut zusammen:
Hitler: „Ich bin kein Nazi!“
Deutsche Presse:
„Hitler: ‚Ich bin kein Nazi!'“
Ein leider zutreffender Scherz. Wieder dieses Summe-Teilchen-Problem, einzelne Journalistinnen in meinen Timelines wirken durch die Bank zurechnungsfähig, vernünftig, gut oder sogar hervorragend informiert und eindeutig der klaren Analyse fähig, auch moralisch gefestigt, in der Gesamtheit aber, bzw. in dem, was sie da als Blatt oder Seite oder Sendung produzieren … Es ist doch arg seltsam. Selbiges gilt übrigens auch für die SPD und für die Grünen, vielleicht sogar noch deutlicher. Es gilt aber faszinierenderweise nicht für andere Parteien, das ist auch leicht festzustellen. FDP-Mitglieder etwa sind auch einzeln oft schwer zu ertragen ob ihrer etwas besessen wirkenden Trollhaftigkeit. Schon von der Art her, wie die Leute aus Parteien sich in den sozialen Medien aufführen und wie dumpf sie dabei argumentieren, kann ich meine Wahlentscheidungen ableiten, und zwar bemerkenswert leicht.
Ich habe es neulich schon einmal erwähnt, ich habe jedenfalls eine Art geistiges Heimweh nach einer Zeit, als Spiegel, SZ, Zeit, Tagesschau und dergleichen noch ausdrücklich meine mediale Heimat waren. Tempi passati, ich bin mittlerweile im Exil beim englischen Guardian.
Nun, man nennt es wohl Nostalgie, es ist überhaupt nichts Besonderes und früher war keineswegs alles besser, ich weiß. Früher war es nur kompatibler mit mir.
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Es regnet am Morgen. Wir sehen aus dem Fenster und denken, dass wir heute nicht gießen müssen, was also alle Gartenbesitzerinnen sofort denken, sobald es auch nur etwas tröpfelt. Zumindest in dieser Hinsicht wird man tatsächlich naturnäher durch so eine Parzelle.
Am Nachmitttag komme ich beim Einkaufen an einer Demo vorbei, an einer kleinen, fast winzigen Demo. Sie richtet sich gegen das Sterben der kleinen Läden im Bahnhofsviertel, gegen die Gentrification und Vertreibung. Es sind Pressevertreterinnen da, es werden Fotos gemacht, jemand hält eine Rede. Es gibt keinen regen Zulauf, das Thema interessiert eher nicht, obwohl sich alle gerne über die Umstände aufregen und es ganz schlimm finden, dass es hier kein Fischgeschäft mehr gibt, keinen Käseladen usw. Pardon, ich korrigiere mich – das Thema interessiert also allgemein schon, bewegt aber keinen ernsthaft zu mehr als zu flapsigen Kommentaren auf Facebook. Das ist nicht als Anklage gemeint, ich stelle es nur fest.
Der Juni endet dann mit Amselgesang. Der Vogel sitzt am Abend auf unserem Balkongeländer, nur etwa zwei Meter von mir entfernt der große Soloauftritt. Ich sitze knapp hinter der offenen Tür – und dann erst merkt man, wie laut sie wirklich singen können, die Amseln, es ist unglaublich. Wie aus so wenig Vogel so dermaßen viel Lautstärke und Melodie kommen kann, wie fantastisch das eingerichtet ist.
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Sie machen mich völlig fertig mit den Daten.
Und mit den Rechenaufgaben!
Das bedaure ich natürlich sehr.
Sieh an, da gibt es noch mehr Menschen, die auf den Guardian als Tageszeitung umgestiegen sind.
Es ist ja nicht so, daß die anderen alle lügen und so. Aber diese Instagrammisierung der Artikel-Überschriften und Anreißer haben sie ja glücklicherweise beim Guardian nicht mitgemacht. Ausserdem, eine explizit linke Haltung ist natürlich auch was schönes 🙂