Freitag, der 21. Juli. Am Abend habe ich gestern weiter Friends gesehen. Ich denke, das ist gerade das Ausmaß, das ich an Urlaubsentspannung erreichen kann, und warum auch nicht. Bemerknis dabei: Wie wahnsinnig schwach alles dargestellt und beschrieben wurde, was Berufe und Jobs betrifft. Hanebüchen abwegig ist das fast durchgehend, und so dermaßen platt klischeehaft. Mir ist der Bedarf an Überzeichnung klar, auch der intendierte Effekt der humoristischen Darstellung, aber dennoch … Das würde man heute definitiv anders machen, denke ich die ganze Zeit.
Wobei mir das Detail gefällt, dass Chandler einen so dermaßen uninteressanten Bürojob hat, dass keiner seiner Freunde weiß, was er da tut – ich fühle mich treffend mitbeschrieben.
Ich finde auch das Theaterhafte der Requisitenwahl lustig, wenn etwa bei der Figur der Rachel das Kellnern konsequent fast ausschließlich durch das Halten eines Geschirrhandtuchs dargestellt wird. Wie diese entscheidenden Zubehörteilchen bei Playmobil oder Barbie. Ich hätte in der Rolle meines Zweitberufs, also als Blogger, Schreibender, auf diese Art immer ein Notizbuch in der Hand. Wobei – stimmt ja auch. In der Home-Office-Rolle wiederum würde man heute sicher ein Headset als zwingendes Zubehör nehmen, damit wäre die Rolle dann klar symbolisiert, man setzt es auf und ist dann der Home-Office-Ken.
Ansonsten habe ich am Abend lange und intensiv mit der Herzdame geredet und bin unterm Strich wiederum dankbar gewesen, dass wir das überhaupt noch können, nach all der Zeit, und es auch tatsächlich auch immer noch interessant finden, wenn nicht sogar anregend. Ich muss schon sagen, was ein Stück Glück, wie es bei Asterix damals hieß, im Britenband.
In unserem Viertel gab es außerdem gestern eine Explosion, jemand verlor dabei eine Hand. Der Vorgang ist bisher noch einigermaßen unklar, schafft es aber bis in die Hauptnachrichten und ich finde es doch etwas belastend und an den Nerven zerrend, dass ein Sohn da verdammt knapp vorbeiging. Das ist unser Revier hier, und es hat seine Abgründe, to say the least.
Gerade neulich wieder war eine der benachbarten Straßen (der Steindamm) in den Medien, mit Zuschreibungen wie „gefährlichste Straße Hamburgs“ und dergleichen. Ich gehe da jeden Tag zum Einkauf entlang, furchtlos wie ich bin. Nein, das war ein Scherz, tatsächlich empfinde ich dort kaum je Gefahr. Statistik und Alltag fallen auseinander, aber wenn sie sich doch einmal berühren, dann wird es schnell unheimlich.
Gelesen: Annie Ernaux, Eine Frau. Deutsch von Sonja Finck. Es hat mich nicht so beeindruckt, wie es die Zuschreibungen vorhergesagt haben, aber es war auch nicht uninteressant.
Gehört: Weiterhin den Fallada. Er erwähnt da ein Detail, das geschichtlich vermutlich stimmt, nämlich den enorm hohen Anteil an Süchtigen in der Ärzteschaft der Nachkriegszeit – weil sie an das gute Zeug so leicht herankamen. Und er schreibt, auch das mag stimmen, das bei allgemeiner Verfügbarkeit drei Viertel der deutschen Bevölkerung 1945 sehr schnell morphiumabhängig geworden wären.
Unbeweisbar einerseits, andererseits aber auch naheliegend.
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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Hier gibt es auch ein Stück Glück.
Ihre Beschreibung ist herzerwärmend und kratzt ein bisschen an der Hoffnungslosigkeit des „GroßenGanzen“.
Das ist der Stoff der hilft einfach weiterzumachen.
HG
Nelia