Dienstag, der 1. August. Nach der Sommerreise kommt noch eben und irgendwie unvermittelt der August, dann schon der Monat mit den Geburtstagen der Söhne und unserem Hochzeitstag. Der September vergeht meist ungewöhnlich schnell und in ihm wird sich der Herbst bereits deutlich abzeichnen, danach beginnt übergangslos die Vorweihnachtszeit und kommen auch schon die Vorbereitungen auf den Jahresschluss. So ist es bei uns immer, nach dem Urlaub kippt das Jahr auf einmal zur Seite weg und verkürzt sich seltsam, zieht sich zusammen und nimmt von Woche zu Woche Fahrt auf, es duckt sich und nimmt Anlauf. Plötzlich ist es dann weg, wie verpufft, und erst später im Januar, Februar bleibt die Zeit wieder stehen und die Monate werden langsamer, immer langsamer, und kurz vielleicht sogar langweilig. So in etwa wird es sein. Vermutlich.
Aber okay, erst einmal der August. Und auch den wickeln wir wie alle anderen Monate ab, nämlich Tag für Tag. Ich gehe heute zu einem Uhrmacher, um in die Armbanduhr meiner Mutter eine neue Batterie einsetzen zu lassen, sie schafft den Weg dorthin nicht mehr. Ich gehe durch den Regen, immer geht man jetzt durch viel Regen, auf jedem Weg, zu jeder Stunde. Ich gehe in den Laden des Uhrmachers, eine Frau springt auf, nimmt einen Schrubber mit Lappen und wischt direkt hinter mir auf, meine nassen Fußspuren müssen weg, sofort. „Was ist das denn für ein nasses Wetter“, sagt sie zu mir, und sie sieht mich dabei an, als würde sie meinen: „Was sind Sie denn für ein nasser Mensch.“
Die Batterie wird eben gewechselt, zehn Minuten dauert es, zehn Euro kostet es. In dem Laden laufen hundert Uhren und noch mehr, Standuhren, Wanduhren und Armbanduhren, und während ich kurz warte, höre ich leises Ticken und Tropfen, das eine von drinnen, das andere von draußen. Vor der offenen Tür gehen Passanten vorbei, die schon so nass sind, dass sie keinen Schirm mehr nehmen und auch die Jacken nicht schließen, sich nicht mehr vor dem Regen schützen, es ist alles egal geworden und es ist auch gar nicht so kühl wie gedacht. Geht doch. Die Uhren gehen, das Wetter geht, und ich gehe auch wieder weiter.
Es müssen auch noch Rezepte besorgt werden, ich gehe zum Hausarzt meiner Mutter. Die Praxistür steht ebenfalls offen, auf der Treppe davor sitzt eine Frau mit einem stark übergewichtigen Mops und wartet, vermutlich auf jemanden in der Praxis. Der Mops atmet rasselnd und keuchend, er hustet und japst, man hört es bis zur Anmeldung, an der ich stehe und ebenfalls warte. Neben mir ein Mann mit einem Problem der Atemwege, er atmet rasselnd und keuchend, er hustet und japst. Er sieht zu dem Hund, der genau so klingt wie er, der auch eine ähnliche Figur hat, er hört ihm kurz zu, er schüttelt missbilligend den Kopf: „Das ist doch kein Zustand, mit dem Hund da. Das geht doch so nicht!“
In der taz las ich einen Artikel über die Bleche und Kreuze vor unserer Haustür.
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Das erinnert mich an ein Nach-Urlaubs-Zitat meiner Großmutter (1905 -1995), das in unserer Familie schon lange kursiert.
Oft war sie mit uns im Sommerurlaub, als wir klein waren (und sie kümmerte sich ums Kochen im Ferienhaus) – und beim Heimkommen sagte sie: „Jetzt kommen noch ein paar schöne Tage, und dann ist Weihnachten!“
Und ja: dieses schnelle Vergehen der letzten Monate im Jahr, das nehme ich inzwischen auch so wahr.