Sonnabend, der 5. August. Ein Stadtteil in wimmelnder, bebender und erwartungsfroher Unruhe schon ab dem Morgen, es ist CSD in Hamburg mit dem Epizentrum, dem Paradenstart vor der Haustür. Es soll, so lese ich, der größte CSD werden, den es hier bisher gab, und klein waren die letzten auch nicht gerade. Ich winke freundlich vom Balkon und wünsche vom Herzen das Beste, halte mich aber diesmal von den Massen fern. Ich finde zu viel Mensch gerade unbekömmlich, aber das ist eine ganz unpolitische Befindlichkeit. Politisch, versteht sich, ist der CSD eher wieder wichtiger geworden, denn die Zeiten, sie sind so.
Da ich aber dennoch fürs Essen einkaufen muss, ziehe ich am Rande des Demo-Geschehens mit dem Hackenporsche vorbei, wie einer dieser alten Männer, die in Dokus unvermittelt und unwillkommen durchs Bild latschen. Ist schon recht, ich denke dabei an die Zeiten, als ich da noch fröhlich und partyhungrig mitgelaufen bin, einmal sogar elegant gewandet u.a. mit den hochhackigen Stiefeln der Herzdame, in die ich heute um die Waden herum gar nicht mehr hineinpasse, warum auch immer nicht.
Über Stunden wummert dann die Musik von den Wagen durch die offene Balkontür herein, dem Klang nach zu urteilen hat man viel Spaß da. Kirchliche Trauungen finden während des Zuges statt, lese ich, der Bürgermeister und seine Stellvertreterin gehen vorweg und ich finde es alles richtig so.
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Ich lese, immer noch urlaubsbedingt interessiert, eine Meldung über eine Änderung im Buchungsverhalten und finde den Link gerade nicht mehr, pardon. Man kann jetzt schon absehen, stand dort, dass für nächstes Jahr mehr Skandinavien gebucht werden wird, was mir noch nachvollziehbar vorkommt, allerdings auch mehr Kanada und mehr Nationalparks in den USA, zu denen man dann fliegen muss, was die Probleme mit dem Klima weiter verschärfen wird, das ist also wie mit den Kreuzfahrten zu den Pinguinen. Himmel nochmal. Und in Europa werden sonst wohl eher „Geheimtipps“ gebucht, so heißt es da, etwa Slowenien, es wird als einziges Land explizit genannt.
Zwei Stunden, nachdem ich das gelesen habe, kommen die Meldungen über die schweren Unwetter in Slowenien, über die Todesfälle dort, es sterben an diesem Tag Reisende und Einheimische, man kann es sich so nicht ausdenken. Wenige Tage später dann auch die Unwetter in Skandinavien, um hier ein späteres Update einzubauen. Don’t look up, don’t check the weather report.
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Die Herzdame ist währenddessen im Garten und plant ein Projekt, ich sitze zuhause und warte auf ein wichtiges Paket, welches kommen oder auch nicht kommen wird, denn wenn CSD ist, kommt man hier mit dem Auto kaum durch, wir sind für Lieferdienste dann quasi unerreichbar. Aber wenn ich in den Garten fahren würde, dann würde es dennoch kommen, das ist eh klar, dann würde sich irgendein Kurier heldenhaft durchschlagen.
Ich warte also. Ich habe sonst auch nichts vor, ich warte heute einfach nur. Ich gucke Friends, eine ganze Staffel. Ich lese was, die Bachmann-Frisch-Briefe wieder, und nach nur etwa sechs liegend verbrachten Stunden habe ich dann das vage Gefühl, ich könnte auch mal wieder irgendwas machen. Was auch immer. Womit also final dieser Urlaub als Erfolg betrachtet werden kann. Manchmal dauert es eben drei Wochen, bis dieses Gefühl eintritt, einer der Gründe, warum ich mich seit Jahren nicht mehr mit zwei Wochen zufriedengebe. Es funktioniert bei mir sonst einfach nicht.
Das Paket allerdings, es kommt heute nicht. Vielleicht am Montag, man wird sehen.
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Am Abend fahre ich mit Sohn II in den Garten, um dort zu übernachten. Die Laube ist warm von den wenigen Stunden Sonne heute, und im Garten ist es ruhig, sehr ruhig. Es ist fast nichts zu hören dort, die Vögel in den Hecken singen nicht mehr, nur ab und zu, alle zehn Minuten vielleicht, das satte „Plopp“, mit dem ein reifer Apfel vor der Laube ins abendnasse Gras fällt. Mehr passiert hier nicht.
*Plopp*
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Ein ‚Plopp‘ am Tag und schon geht es besser. Einen schönen Sonntag für die ganze Familie 🙂