Donnerstag, der 10. August. Gestern noch gehört: Seneca, Vom glücklichen Leben. „Glücklich ist, wer in Eintracht mit seinen Verhältnissen lebt“, schreibt er, und da klappt man dann das Notebook zur Home-Office-Zeit doch gleich viel seliger auf, wenn nicht sogar happy. Nein, im Ernst, ich finde bei seinen Texten eher die Sprache attraktiv, weniger den Inhalt, fürchte ich.
Das Gekränkel der Herzdame kommt mit etwas Verspätung auch bei mir an, ich hänge auf halbmast vor den Meetings, knapp an der Krankmeldung vorbei. Nach der Arbeit lege ich mich lieber hin und denke, dass ich mich heute überzeugend so fühle, als hätte mich eine Walze überfahren, daher bleibe ich erst einmal liegen und mache und denke gar nichts mehr. Das immerhin fühlt sich richtig an.
Danke auch für mehrere Hinweise auf Mastodon zur zeitlichen Korrektheit der Corona-Tests, aber wir haben viele und zu allen möglichen Zeitpunkten gemacht, es blieb alles bei allen negativ und man kann sich also weiterhin und auch im Sommer einfach mal mit anderen, wie sagt man, konventionelleren Viren amüsieren.
Die Herzdame fährt währenddessen mit einem Sohn zum Baumarkt und kauft Farbe, denn ihm gefällt eine Wand in seinem Zimmer nicht mehr und er ist alt genug, um das selbst zu ändern. Erfreulich! Ich bleibe ein überzeugter Anhänger dieses Großwerdens.
Es kommt ein Brief vom Finanzamt, er ist drei Seiten lang und ich verstehe auch beim dritten Lesen so gut wie nichts, abgesehen von der Anrede. Ich bin voller Bewunderung, denn man muss es auch erst einmal hinbekommen, einen Sachverhalt, der am Ende sicherlich wie immer pappeinfach ist, dermaßen sprachlich zu verkomplizieren – man kann es vielleicht auch als Kunstwerk verstehen, aber das denke ich nur, um, wie hieß es, in Eintracht mit meinen Verhältnissen zu leben. Denn man kann es drehen und wenden wie man will, auch mit dem Finanzamt hat man nun einmal ein Verhältnis, und ich loche den Brief also und lege ihn sorgsam ab, am Ende ist er für irgendwas wichtig. Ich stelle den Ordner ins Regal zurück, adrett in die Reihe, die Optik stimmt. Immerhin.
Concordia domi, wie es in meiner Hauptstadt hieß.
Am Abend geht es mir spontan wieder besser, ich gehe noch eine Runde. Zum ersten Mal nach der Reise streife ich wieder durch die City, um nachzusehen, ob alles noch da ist und wie vertraut aussieht. Es gibt einen neuen Laden, in dem irgendwas mit viel Zimt verkauft wird, Kuchen oder etwas noch Spezielleres, das sicher nicht mehr banal Kuchen genannt wird, dieses Geschäft trägt auch im Namen irgendwas mit Zimt. Ich habe es schon wieder vergessen, wie es genau hieß, dachte im Vorbeigehen aber immerhin kurz an Bruno Schulz, denn man hat auch als lesender Mensch Leserin Verpflichtungen.
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Wo bitte findet man den Zimtladen vor Ort? Die Gegend und dann immer der Nase nach … Hamburg ist die einzige Stadt, in der ich gutes Zimteis bekomme, sonst gibt es das gar nicht oder grauslich
Cinnamood in der Mönckebergstraße Richtung Bahnhof auf der linken Seite vor Peek und Cloppenburg. Zu erkennen häufig auch an der langen Schlange. Sehr lecker ?
Cinnamood in der Mönckebergstraße Richtung Bahnhof auf der linken Seite vor Peek und Cloppenburg. Zu erkennen häufig auch an der langen Schlange. Sehr lecker