Faustkeilanwendungsfragen

Freitag, der 18. August. Im Standard lese ich ein Update zum Tourismus, bzw. zum Over-Tourism, es geht um die zu buchenden Tickets für die üblichen Attraktionen. Die Perspektive des Textes scheint mir allerdings ganz auf Seite der Touristen zu verbleiben, und das wird der Sache kaum gerecht, denke ich.

Deutlich wird jetzt, dass der neulich geteilte Text von Lars Fischer zu Corona keine Einmaligkeit war, es werden nun nach langer Pause wieder mehr Artikel, Thesen und Krankmeldungen zum Virus breit geteilt, here we go again. Man ergreift in den Timelines routiniert Partei pro oder contra mehr Schutzmaßnahmen, denn man ist ja nach mehreren Pandemiejahren gut ausgebildet und mit Argumenten üppig versorgt, die reichen sicher auch noch durch den Herbst und den Winter.

Am Vormittag Home-Office in der etwas öden Ausprägung, ein Wochenende würde dem Tag jetzt gut tun, fällt mir schon früh am Tag auf, und das denke ich dann durchgehend bis 13 Uhr. Danach Erledigungen aller Art, was man sich so auch auf die Visitenkarte schreiben könnte, es passt schon und beschreibt den Alltag treffend und zureichend.

In der Apotheke sehe ich ein neues Hinweisschild auf das E-Rezept und mir fällt dabei ein, dass ich über dieses Thema exakt gar nichts weiß. Ich müsste also, wenn es mich denn demnächst betreffen sollte, erst einmal aufholen, siehe auch E-Auto-Betankung, Balkonkraftwerke und gewiss noch etliche andere Themen, auf die ich gerade nicht komme. Es ist manchmal schwer zu unterscheiden, ob es an meinem Alter liegt, wenn ich bei einigen Entwicklungen erst einmal zögerlich oder schlicht vollkommen desinteressiert zurückbleibe, oder ob manche Prozessänderungen und Neuerungen einfach gerade flott Fahrt aufnehmen und der Rückstand bei mir also nur durchschnittlich und erwartbar ist. Es ist vermutlich auch egal.

Aber es wird auch immer wahrscheinlicher, dass ich z.B. in einer Situation, in der ich ein E-Auto laden müsste, erst einmal wie ein Steinzeitmensch vor den Gerätschaften stehen werde. Wo kommt denn hier der Faustkeil rein?

Währenddessen lese ich in den Briefen der Ingeborg Bachmann an Max Frisch, dass sie gerade in seiner Wohnung ist, er aber auf Reisen, und der Plattenspieler (sie verwendet in den Briefen noch oft das Wort Grammophon) nicht funktioniert, es muss da erst ein Spezialist kommen, ihn zu reparieren, und sie leidet etwas, denn sie kann keine Musik hören. Das ist ein Gefühl, das die Söhne nicht kennen, fällt mir auf, ich aber schon noch – keine Musik hören zu können, weil der Plattenspieler nicht geht.

Ja. So war das. In der Steinzeit.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

 

 

2 Kommentare

  1. Mein Vater, Jahrgang 1935, hat sich jahrzehntelang gegen alles gesträubt, was mit Computern und computerähnlich zu bedienenden Dingen zu tun hat. Jetzt kämpft er mit einfachsten Menüs von Telefonen, Elektrogeräten und Geldautomaten, kann keine aktuellen Zugverbindungen, Adressen oder Öffnungszeiten nachschauen oder irgendwohin per Navi fahren, muss für jede Überweisung in die einzig verbliebene Bankfiliale in der Innenstadt fahren, formuliert stundenlang an Briefen in Handschrift usw. Und er ist oft auch richtig wütend über diese Welt, die ihm zunehmend all die vernünftigen Wege, Dinge zu tun verwehrt und dafür all das unverständliche Zeug aufgezwungen hat. Gleichzeitig sehe ich andere, gleich alte Senioren sich mit ihren Smartphones in Whatsapp-Gruppen zum Kaffeetrinken verabreden. Ich hoffe sehr, ich habe in meinen verbliebenen Jahren ein besseres Gefühl dafür, was in die Kategorie „ach nee, brauch ich selbst nicht, aber macht Ihr jungen Leute mal“ und was unter „ich sollte mich damit beschäftigen, um nicht aus der Welt zu fallen“ fällt.

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