Menschenleer, neblig und verregnet

Sonntag, der 27. August. Ich werde um 4 Uhr 30 von der verrückten Nachbarin geweckt, sie hört „I will always love you“ von Whitney Houston in Stadtteilfestlautstärke. Und ich weiß, da es quartalsmäßig auftritt, dass dann bald wieder „Heal the world“ von Michael Jackson folgen wird, etwa zwanzigmal wird sie es im Laufe des Vormittags mindestens abspielen, dabei immer noch etwas lauter werdend. Heal the world, make it a better place. Meinetwegen könnte sie dabei gerne mit ihrem Auszug anfangen, for you and for me and the entire human race.

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Gestern habe ich mit der Herzdame noch zwei Folgen einer Krimiserie auf arte gesehen: „Trom – Tödliche Klippen.“ Das interessiert mich inhaltlich eher nicht, Krimis sind nicht mein Ding, aber es spielt auf den Färöer-Inseln, da kann ich also Kulissen und schöne Landschaften gucken. Und nebenbei auf dem Handy alles zur Inselgruppe nachlesen. Wer da aber in den Folgen wen warum umgebracht hat – mir doch egal. Das ist kein Werturteil, es hat mit der Qualität der Sendung nichts zu tun, es ist nur mein Geschmack, also kein Maßstab für überhaupt nichts, abgesehen von meiner Freizeitgestaltung. Vielleicht ist es sogar ein hervorragender Krimi, mir fehlen da generell auch die Kriterien und Vergleichsmöglichkeiten. Ich füge hier eben ein späteres Update ein, nachdem wir alle Folgen gesehen haben: Nein, es ist wohl eher kein guter Krimi, die Dialoge sind gegen Ende hin dermaßen deppert und aufgesetzt, hohl runtergeplappert, um dem Publikum nur bloß alle Informationen zu geben, das kann nicht gut sein. Es endet zudem mit einem Cliff-Hanger, und es wurden dann allerdings keine weiteren Folgen gedreht, wie fatal ist das denn.

Aber die Straßen, die da durch die menschenleeren, nebligen oder verregneten Landschaften führen, die könnte ich mir stundenlang ansehen, die sind grandios. Da könnte man kaum entlangfahren, ohne pausenlos „Gott, ist das großartig“ zu brüllen.

Auf den Inseln da oben wird es gar nicht richtig kalt, dort liegt auch kaum jemals Schnee, das wusste ich nicht. An Tagen in zu warmer Dachwohnung wirkt das Wetter dort jedenfalls nicht unattraktiv auf mich. Es hat für den Freundeskreis 12 Grad ganzjährig viel zu bieten.

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Nebenbei sehe ich, dass die Ringeltaube, die ich vermutlich im Plural bezeichnen sollte, aber für mich ist es einfach immer derselbe Vogel, nach mehreren Monaten der intensiven Konkurrenzbeobachtung tatsächlich gelernt hat, mit den Erdnüssen auf dem Balkon umzugehen. Also im Rahmen ihrer Möglichkeiten, versteht sich, es haftet ihren Bemühungen dabei stets etwas Trampeliges, Clowneskes an. Aber sie hat es jetzt jedenfalls raus, die Erdnüsse aus dem kleinen Blumentopf, in den ich sie jeden Morgen lege, auf den Balkonboden zu werfen und die Schalen dort dann zu zerhacken, was wohl keine leichte Arbeit für sie ist. Sie braucht lange dafür und von gezielter Aktion kann kaum die Rede sein, sie rät wohl mehr, was da zu tun ist und sieht dabei aus, als würde sie sich fortwährend über positive Arbeitsergebnisse wundern. Es ist auch eng auf dem Balkonboden, zwischen den Stuhl- und Tischbeinen und den Blumentöpfen und Pflanzenständern, sie hat nicht genug Bewegungsfreiheit da unten für einen doch so stattlichen Vogel, und sie rempelt daher unentwegt alles an, es scheppert, es lärmt. Wir haben einen Flatterpoltergeist vor dem Fenster, es rumort und randaliert dort. Wenn ich nachsehen gehe und die Balkontür öffne, hat die Taube nicht genug Zeit, aus der arg eingeengten Lage herauszukommen und rechtzeitig vor mir zu fliehen, sie sitzt dann da kurz erstarrt unter dem Tisch auf ihren hart erwirtschafteten Erdnusstrümmern, sieht konsterniert zu mir hoch und hat dabei einen Gesichtsausdruck, als würde sie jeden Moment im Tonfall von Miss Piggy „Mon Dieu!“ rufen.

Die Kohlmeisen, die sich solche Szenen vom Dach aus mitansehen, lachen hysterisch. Hast du gesehen, die Taubentrulla wieder.

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Ein Dorf verschwindet im tauenden Permafrost

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4 Kommentare

  1. Die Faröer sind landschaftlich schon beeindruckend. Gestern gab es in den Sci-Logs einen Artikel über die Abschlachtung ganzer Wal-Herden. Abschreckend.

  2. Lesen bildet, heute habe ich wieder was gelernt: mit der Bezeichnung Trulla (hier Taubentrulla) scheint besonders trotteliges, leicht doofes Verhalten verbunden zu sein. Als ich mir diesen Namen wählte zum Kommentieren in Blogs, war mir das nicht bewusst – allein deshalb bestätigt sich also in meinem Fall der Klassiker „nomen est omen“.
    Humor ist, wenn man trotzdem lacht…

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