Sonnabend, der 2. September. Ich habe im Traum das neue Bürogebäude der Berliner BloggerInnen besucht, es war beeindruckend, eine wirklich sehr durchdachte Konferenzraumgestaltung hatten sie da, mit all diesen beweglichen Glaswänden. Ich bin dann mit erheblicher Verwunderung aufgewacht, was macht mein Hirn da wieder, kaum dass ich mal kurz nicht aufpasse? Das Bürogebäude der Berliner BloggerInnen, geht’s noch. Noch beim Frühstück durchgehend den Kopf geschüttelt.
Dann am Morgen gelesen, es hat sicher nur zufällig auch einen Bezug zur Hauptstadt: „Sie haben jetzt auch Cold brew in Berlin.“, Der Text wurde in den Timelines lebhaft herumgereicht. Danach las ich noch einen Text von Annette Dittert, den die Kaltmamsell freundlich empfohlen hatte: „Geisterschiff Großbritannien: Verdrängen ohne Ende.“ Sehr feine Lektüre für die erste Stunde des Tages.
Um noch kurz zu illustrieren, dass es mit meinem Hirn auch nicht immer einfach ist – die Silbenfolge von „Sie haben jetzt auch Cold brew in Berlin“ passt auf den Refrain des alten deutschen Songs „Prinzessin de Bahia Tropical“, und so höre ich das nun schon seit Stunden in meinem Kopf. Schlimm.
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Im Discounter.
Kassiererin: „Sie könnten aber schon guten Morgen sagen!“
Kunde vor mir: „Hab ich doch!“
Kassiererin: „Dann sagen Sie es halt zweimal. Meine Güte.“
Kunde vor mir: „Alles muss man doppelt machen. Alles.“
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Ich gebe einen Stapel Büchereibücher ab, in die ich nur kurz hineingesehen habe. Ich kehre entschlossen zurück zur Lesedisziplin und überlege, von welchem Buch ich zuletzt abgekommen bin, das war (… sortiert zehn, fünfzehn Bücher zur Seite …), das war, hier habe ich es: „Süßer Ernst“, von A.L. Kennedy, Deutsch von Ingo Herzke und Susanne Höbel. Da mal weiterlesen! Die Hauptfigur hört Howlin‘ Wolf, sehe ich, eine hervorragende Gelegenheit, auch noch einmal hinzuhören und zuzusehen, denn der Herr war sehr gut:
Da jedenfalls mal konsequent weiterlesen, das war doch eh ein lesenswertes Buch, was kam mir da denn bloß dazwischen, wieso bin ich wieder abgesprungen?
Wenn ich auf diese Art alle Bücher zurückgehen würde, von denen ich einmal durch ein weiteres Buch abkam, ich würde vermutlich irgendwann bei meinen Kinderbüchern landen oder bei den Asterixbänden, wenn nicht sogar bei Superman oder Clever & Smart.
Vor der Bücherei hängt ein großes Plakat an einem Zaun, es ist künstlerisch gestaltet, eine bunte Grafik, darauf steht groß „Deine Stadt und Du“, und abgebildet sind fröhliche Menschen beim Wassersport oder beim Spielen im Park. Direkt unter dem Plakat schläft ein Obdachloser.
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Ein Sohn wird heute 16, ich staune leise über die Zahl.
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Wir fahren in unseren Spätsommergarten. Verblassende Blüten, sinkende Stauden, die Hortensien neigen die gekrönten Häupter schon zur Erde. Es reifen noch einige Kürben, es gibt noch Himbeeren, Blaubeeren, Kornelkirschen, Aronien, Birnen und Äpfel, ich könnte auch Kartoffeln und Steckrüben ausgraben, noch später die Topinamburknollen. Auf dem Rasen liegen einige wenige gelbe Blätter, die sind eher versehentlich gefallen und sehen aus wie von Hand dorthin dekoriert. Das ist noch kein echtes Herbstlaub, es ist kaum als Zeichen zu verstehen.
Nur die Aronien haben schon etliche intensiv rote Blätter an zumindest einem Zweig, aber das fällt im Gesamtbild des Gartens kaum auf. Es ist fast alles noch grün, wenn auch müdgrün und zusehends etwas kraftlos aussehend, es ist kein Prachtsommer mehr. Die ganze Schreberkolonie wirkt wieder, wie schrieb es die Bachmann neulich in der Hotelbeschreibung, „wie in Ehren verarmt“, das beschreibt den noch sanften Verfall des Septembers recht treffend. Im Gras liegen die roten Spielperlen des Weißdorns, achtlos ausgeteilt.
Wenn man aber stillsitzt und der Wind in die Bäume und Büsche fährt, ist das Rascheln des Laubs jetzt ein anderes, trockener klingt es, mürber. Man hört es, dass die Blätter bald gelb werden, bald herunterkommen. Warte, warte, nur ein Weilchen.
Auf dem Heimweg fallen mir Eicheln vor die Füße, klackernd springen sie zur Seite, einige Schalen knirschen unter den Schuhen, und als ich hochsehe, sitzt da ein Buntspecht am Baum. Den ganzen Sommer habe ich ihn nicht gesehen, jetzt aber endlich.
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Es stirbt Jimmy Buffet. „Ein Lifestyle-Guru, von dem man den süßen Müßiggang unter Palmen lernen konnte“, schreibt die Tagesschau, und in der FAZ erschien ein längerer Nachruf.
Noch einmal nach Margaritaville, gefällige Klänge am Strand.
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Im Discounter, 9 Uhr vormittags
Ich: „Entschuldigung, darf ich Sie kurz etwas fragen?“
Verkäuferin, beim Ware einsortieren: „wie wär’s denn mit Guten Morgen sagen?“
Ich: „Ja gern, Guten Morgen!“
Ich gebe zu, ich war leicht schockiert und frage mich, wer von uns beiden nun unhöflicher gewesen ist.
Ich mag deine Gartenbeschreibungen, zu jeder Jahreszeit, aber in der Erntezeit noch mehr. Da hängen so viele Erinnerungen dran …
Wenn ich dann über Einkaufen in Deutschland lese, schüttele ich öfter den Kopf. Supermärkte hier sehen teilweise zwar ganz genauso aus, aber es ist doch etwas völlig anderes – zu meinem Glück.