Um auch mal einen anwendbaren Tipp zu geben, bei dem ich oft überrascht bin, wie viele schreibenden Menschen ihn nicht anwenden: Wenn man niemanden hat, der für einen Texte Korrektur liest, ist es ungemein hilfreich, sich die Texte von Word (etc.) einmal vorlesen zu lassen. Man hört jeden Grammatikfehler, man hört viele sonstige Fehlleistungen und auch Wortwiederholungen, wenn man sie schon hartnäckig nicht sieht. Ich mache das oft, wenn ich denn die Zeit und die Gelegenheit dafür habe, es wären sonst sicher noch viel mehr Fehler hier zu finden. Es kommt so gut wie nie vor, dass ich beim Hören mit einem Text voll einverstanden bin und ihn ohne weiteren Eingriff abnicke. Ich höre und finde immer etwas.
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Es wurden wieder Pro-Palästina-Demos um die Ecke aufgelöst, da alle Veranstaltungen dieser Art bis Sonntag in Hamburg verboten sind. In den Medien sehe ich kritische Kommentare dazu, es ist kompliziert. Von den Einsätzen bekommen wir nichts mit, obwohl es hier wieder überall von Polizei nur so wimmelt, Wagen an jeder Ecke, aber der Geräuschkulisse nach zu urteilen, wird es nicht fürchterlich hoch hergegangen sein. Wobei es hier auch den Effekt geben kann, den einige vielleicht von anderen Nachrichtenlagen kennen – in irgendeiner Gegend ist Weltuntergang, die Medien verteilen schreckliche Bilder, man ruft besorgt den einen bekannten Menschen an, den man dort hat, der sieht aus dem Fenster und sagt: „Also hier ist nichts.“ Das beweist dann keine Lüge, das beweist auch keine Propaganda, das beweist nur, was die Entfernung von einem Block, von ein paar Metern ausmachen kann. Ein leicht unterschätzter Effekt.
Am Bahnhof Hammerbrook, ich sah es im Laufe der Woche, hat jemand klein an eine Wand „Free Palestine“ geschrieben, es ist eine vereinzelte Wortmeldung. Sonst fiel mir nichts Neues in den Straßen auf. Aber wie bei jedem dieser Themen gilt, dass die allfälligen Sticker, Flyer etc. dazu auch erst einmal designt, bestellt und geliefert werden müssen. Sie werden sicher bald zu sehen sein, mit Ausprägungen in die eine und in die andere Richtung.
Am Abend auf einer Tanzveranstaltung, die Musikauswahl ist schlecht, sehr schlecht. Die Herzdame tanzt mühsam und engagiert dagegen an, aber es ist doch ein wenig so, als hätte man auf einer Fahrt durch Niedersachsen versehentlich einen Oldiesender mit einem berufsmäßig fröhlichen Boomer-Moderator eingestellt, der sogenannte Partykracher spielt, die in seiner Jugend schon alt waren. Man kann nicht immer Glück haben, und es ist auch okay.
Immerhin wird einmal die Tanzfläche spontan voller, als eine Discoversion von Hava Nagila läuft, ein kleiner Soli-Moment, und wenn ich schon dabei bin, zeige ich hier noch einmal die bemerkenswerte Version, die in diesem Blog bereits einmal vorkam:
Ich lese später den Text des alten Liedes in der Wikipedia nach, und dort steht, dass die Aufforderung in der ersten Zeile, Hava nagila, lasst uns glücklich sein, ein Kohortativ sei, den Begriff habe ich noch nie gehört. Faszinierend.
Lasst uns immer alles nachlesen, auch Kohortative.
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Im Bild die Außenalster. Die Aufnahme ist schon 11 Tage alt, aber die Färbung der Bäume hat sich seither nicht bedeutend geändert.
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Danke für den Vorlesetipp. Ich schreibe in WP und lese in Word Korrektur. Durch die andere Optik fallen mir da mehr Fehler auf. Dass man sich Texte in Word vorlesen lassen kann, wusste ich kann nicht. Werde mich mal auf die Suche machen, wie das geht.
Schönen Sonntag!
Und wenn man schon in Word ist, dann stellt man die Schriftgröße auf 40, wählt eine seltsame Schrift und findet auf einmal alle Rechtschreibfehler. Ich schließe mich dem Dank für den Tipp mit dem Vorlesen-Lassen an.
Außerhalb der Linguistik – im normalen Leben – kommt der Terminus „Kohortativ“ nicht vor, das was er bezeichnet schon.
Das erste Ausprobieren des Vorlesens in Word war erfolgreich. Gleich zwei Endungsfehler gehört, die ich überlesen hatte, und einen Schachtelsatz gekürzt. Lustig finde ich, dass die Vorleserin eine andere Satzmelodie hat als ich. Es ist nicht die Aussprache der einzelnen Wörter, es ist der Tonfall. Zu hören, wie es anders als auf Hamburgisch klingt, gibt nochmal einen weitere Korrekturnote dazu. Danke nochmal für den Tipp!