Freitag, der 10. November, das Finale einer zähen, eher unerfreulichen, übertakteten Woche.
Ein wenig lästig finde ich ja, dass es mir gar nichts nützt, kein Novembertief zu haben und bei diesem Wetter eher angeregt zu sein, wenn der Rest der Welt in diesen Wochen so zuverlässig deprimiert ist, dem trostlosesten Blues verfällt und offenkundig das Wetter nicht recht verträgt. „Lest doch was“, möchte ich dauernd sagen, „dafür ist diese Zeit doch da“, aber wer wäre ich, traurigen Menschen blöde Ratschläge zu geben. Ich reiße mich also zusammen.
Weiter und gerne die Deutschstunde gehört, Lenz. Hervorragende Beschreibungen, ich sagte es bereits, ich weiß. Das Buch wird noch eine ganze Weile halten, es ist dick genug, um als Hörbuch tagelang zu reichen.
Auch etwas in „Arnes Nachlass“ gelesen, ebenfalls vom Lenz, das fällt gegen sein früheres Werk aber deutlich ab. Es ist damals mit dem Fedder verfilmt worden, die Rezensionen lesen sich leider einigermaßen gruselig und eher nicht so, dass man den Film dringend sehen möchte.
Nach dem Fedder ist in Hamburg schon eine Straße benannt worden, nach dem Lenz noch nicht, soweit mir bekannt. Egal.
Es ist jedenfalls genug nostalgisches Hafenzeug und Nacht an der Elbe im Buch, es wird auch auf betont norddeutsche Art im Kattegat und im Fluss gestorben, ich lese es schon deswegen durch, denn auch das ist novemberkompatibel und es ist ja so, ich brauche eigentlich Sonderurlaub für diese Interessen. Wirklich schlimm, wenn literarisch etwas gerade gut passt und man hat dann nicht genug Zeit, sich darum zu kümmern.
Im Bild, halbwegs passend, die Station Elbbrücken, wo die U-Bahn-Gleise knapp vorm Wasser enden.
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Ich habe wieder überlegt, meinen Facebook-Account zu löschen, da ich dort nicht mehr aktiv bin und auch niemanden mehr lese, keinem mehr folge – außer der Stadtteilgruppe. Mit anderen Worten, ich nutze Facebook nur noch als (allerdings grottenschlechtes) lokales Medium, als kostenloses Wochenblatt etwa, und das ist auch eine Entwicklung, die man vor ein paar Jahren nicht unbedingt vorhergesagt hätte.
Die gelöschten Accounts bei Extwitter und Tiktok fehlen mir nicht, und zwar gar nicht.
Im übertragenen Sinne nämlich ist auch das Löschen und Archivieren, das Abschließen von Kapiteln im Internet ein schönes Thema im November, der digitale Tod von Phasen, die vorbei sind. Ich bin auch bei anderen Accounts in Versuchung, es fühlt sich gerade gut und gesund an und die Lust am Analogen holt weiter auf.
Nächster Kandidat ist Linkedin, das mir ebenso sinnlos wie gruselig vorkommt.
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Gelesen: Ein Interview mit A.L. Kennedy im Standard: „Deshalb bin ich auch gern für Lesungen und Vorträge im Ausland. Es ist nett, Dinge sagen zu können ohne die Angst, dass Menschen zu dir nach Hause kommen und dich bedrohen.“
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Gehört: Den Podcast Lage der Nation, und da sagt Herbert Reul, Minister in NRW, über Migranten: „Es geht ja um Menschen, nicht um irgendwelche Leute.“
Soll man länger darüber nachdenken oder lieber nicht, was ist das für ein Satz.
Vielleicht lieber weiter Bücher lesen.
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Facebook Account ist seit einem Jahr gelöscht, ich denke gerade über Insta nach. Die Lust am Analogen lässt mich wieder Briefe schreiben, die Empfänger_innen sind alle entzückt. Ich dachte, es läge am Alter, aber den Herren geht es auch so, wie beruhigend
(Zitat) “ .. .. Nach dem Fedder ist in Hamburg schon eine Straße benannt worden, nach dem Lenz noch nicht, soweit mir bekannt. Egal. ..“ (Zitat-Ende)
—> Ein alter Senatsbeschluss verhindert diese ‚Ehrung‘ !
Denn der 2014 verstorbene LENZ war Mitglied der NSDAP
und ein Senatsbeschluss aus dem Jahre 1985 schliesst für diesen Fall eine (Stassen) -Benennung aus.
@Albert: Ah, danke!
Dem Abendblatt von 2020 entnehme ich die Information, dass eine Kommission aus genau dem Lenz-Grund an den formalen Straßenbenennungskriterien arbeiten wollte. https://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article228204605/Hamburg-Strassen-Namen-Nazi-Geschichte-Siegfried-Lenz-Ehrenbuerger-NSDAP-Helmut-Schmidt-Kolonialismus-Staatsarchiv.html
Es gibt im „Dreiländereck“ Stellingen – Lokstedt – Eimsbüttel einen Lenzweg. Allerdings hat der Name vielleicht eher mit der Lage an dem dort befindlichen Kleingartengelände zu tun, was durch die Anmerkung von Albert bestätigt würde.
Dank an Albert und Southpark für die Aufklärung.
Ehrenbürger wurde Siegfried Lenz aus guten Gründen, Straße nach ihm zu benennen aber geht nicht? Muss man das verstehen?
Soll das, was ein 17 jähriger einst tat – wissentlich oder unwissentlich lasse ich dahingestellt – mehr zählen als das, was sein gesamtes späteres Leben und Wirken über ihn und sein – geläutertes – Denken aussagt? Ähnlich bei Günter Grass. Sie sind in diesem Sinne m.E. entschuldigt.
Es fallen mir spontan Personen ein, deren Mitgliedschaft in der NSDAP bekannt war, und die trotzdem in der Nachkriegszeit herausragende Stellungen eingenommen haben wie z.B. Karl Carstens, der immerhin Bundespräsident werden konnte.
Hans Filbinger war viele Jahre Ministerpräsident, im Gegensatz zu einfacher Mitgliedschaft aber als Marinerichter tatsächlich verstrickt in das Naziregime.
Der Artikel im Hamburger Abendblatt stammt aus 2020, ist man seitdem etwa zu keinem Ergebnis gekommen?
Finde ich traurig.