Was in diese Zeit passt

Vorweg ein herzlicher Dank für die Zusendung des Großen Sommers und der Sagen des klassischen Altertums in der Köhlmeier-Version – der Stapel auf dem Nachttisch erreicht wieder eine angenehme, also markant kippgefährdete Höhe. So muss es da aussehen, eh klar.

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Ich höre mir auf meinen Wegen an, was in diese Zeit passt, auch wenn uns die Zeit unmöglich passen kann – die Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn Bartholdy, in der neuen Aufnahme von Igor Levit. Hier erklärt er etwas dazu:

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Am Morgen wird der Strom bei uns abgestellt, größere Bauarbeiten vor dem Haus. Für ein paar Stunden ist alles aus, die armen Nachbarn, die schon irgendwas für Weihnachten im Tiefkühlfach haben, das könnte schwierig werden. Wir haben da nichts liegen, ich habe das natürlich alles eingeplant, Haushaltsführungsstreber, der ich nun einmal bin. Die letzten Kartoffelpuffer aus dem Vorrat habe ich rechtzeitig verbraten, den letzten Fisch gab es gestern, just in time.

Um acht Uhr morgens wird es also bei uns also schlagartig wieder dunkel, so dunkel wie draußen. Spitze Schreie hören wir aus dem Treppenhaus, da wird es jemanden zwischen zwei Etagen erwischt haben. Kein Licht mehr, kein WLAN, kein gar nichts. Die Herzdame macht einige Kerzen an, eine batteriebetriebene Lichterkette glimmt noch an der Adventsdekoration, wir legen uns wieder hin.

Was soll man auch machen. Es ist ein Fall von Notwehr, da auch die Heizung zwischendurch ausgeht und die Temperatur in der Wohnung schnell fällt. Man kann sich in solchen Situationen nur unter eine Decke zurückziehen und dort dann sicherheitshalber gleich bis zum Mittag bleiben, auch wenn die Lampen schon längst wieder angegangen sind. Bloß keine unnötigen Risiken eingehen, wer weiß denn schon, ob der Strom dauerhaft bleibt. Erst einmal lange die Lage prüfen, erst einmal sichernd abwarten.

Die Wagen der Elektrikfirmen stehen immerhin noch vor dem Haus, es wird auch noch Werkzeug durch die Gegend getragen, es wird noch in der Erde gewühlt, es sieht weiterhin nach Gefahr im Verzug aus.

Regen rauscht währenddessen unentwegt auf das Dach, unter dem wir liegen, große Mengen von Regen. Der Wind pfeift dazu an den Fenstern, draußen an der Nordsee kommt wieder Sturm auf und macht sich landeinwärts auf den Weg. Er sieht hier später kurz vorbei, um dann schnell nach Schweden abzubiegen, guten Tag und guten Weg.

Die Unwetterwarnungen werden auf meinem Handy heute wie immer in der Reihenfolge Helgoland, Eiderstedt, Hamburg eintreffen. Das mal gelassen abwarten und nebenbei ausführlich genießen, dass wir endlich kein großes Trampolin im Garten mehr haben, welches wir bei herananrauschendem Orkan neu vertäuen und mit ekelhaft nasskalten Kompost- oder Erdsäcken beschweren müssten.

Nein, wir können hier liegenbleiben. Und wir machen das auch. Es kann nicht einmal jemand klingeln bei uns, denn auch das geht nicht ohne Strom. Wie aber kommen wir in nächster Zeit zu mehr langen Stromausfällen? Dieser hier kam mir jedenfalls außerordentlich nützlich, angenehm und erholsam vor.

Am Nachmittag dann doch kurz zum Einkaufen, und wenn der Eindruck nicht sehr täuscht, liegt die Krankheitsquote im Stadtteil nun bei etwa 75%. Kollektive Hinfälligkeit, jeder Gang im Supermarkt ein Krankenhausflur. Ich denke nicht, dass ich das schon jemals in dieser Ausprägung erlebt habe.

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Im Bild die Kunsthalle um die Ecke, jetzt mit der großen Ausstellung zu Caspar David Friedrich. Das auch mal einplanen. Auf das stählerne Kunstding im Vordergrund mussten die Söhne früher bei den Spaziergängen dort vorbei unbedingt klettern, bei jedem Wetter. Heute sagt immer jemand von uns, wenn wir es passieren: „Weißt du noch …“ und erinnert dann an diese langwierige Kletterei. Es ist eines unserer Familienmerkzeichen im Stadtteil.

Blick auf die Kunsthalle (alter Teil)

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3 Kommentare

  1. Nun ja, ein paar Stunden ohne Strom sollten bei einem guten Gefrierschrank nichts ausmachen, wenn er ordentlich gefüllt ist (im Zweifel am Tag vorher noch mit Mehl o. Ä. aufstocken — je voller, desto besser hält sich die Kälte) und man ihn während der stromlosen Zeit nicht öffnet.

    Als Ausrede also eher weniger geeignet. 🙂

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