Karawanen und Einzelreisende

Am zweiten Feiertag habe ich das gemacht, was an diesem Tag meiner Meinung nach vollkommen angebracht ist, also rein gar nichts. Ich habe nur herumgelegen, in Bücher gesehen, ein Hörbuch gehört und ab und zu die Vögel auf dem Balkon versorgt. Dann bin ich doch einmal zur Belebung des Kreislaufs um den Block und durch den Bahnhof gegangen, der schon voll war von Familienkarawanen auf Rückreisen. Dazwischen Einzelreisende, die auffällig oft von absurd anmutenden Gepäckmengen überfordert waren. Vor dem Bahnhof der geschlossene Weihnachtsmarkt, Touristen fotografierten noch die großen Deko-Elemente, das waren so die Weihnachtsabschlusshandlungen.

Und es regnete, natürlich regnete es doch wieder.

Vor unserer Kirche hatte jemand einen ganzen Laib Brot abgelegt, einen großen sogar, und die Schar der so beschenkten Tauben beeilte sich flügelschlagend und drängelnd, alles zu vertilgen, bevor es komplett durchgeweicht war. Feed the birds, gleich ergab es wieder einen Ohrwurm.

Ich lag ansonsten herum und las Hans Sahl, „Die Wenigen und die Vielen – Roman einer Zeit.“ Eines dieser Bücher, bei denen wir uns jetzt überlegen können, ob sie der Nachbearbeitung einer finsteren Zeit oder aber der Vorbereitung auf eine finstere Zeit dienen, und das ist eine Frage, die ich mir noch gar nicht so lange ernsthaft stelle. Ich hätte auch gerne auf den Gedanken verzichtet. Zufällig klingt vom gerade durchgehörten Hörbuch noch der berühmte letzte Satz von Fitzgeralds Großem Gatsby nach: „So stemmen wir uns voran, in Booten gegen den Strom, und werden doch immer wieder zurückgeworfen ins Vergangene.“ (Deutsch von Rainer Kaiser, im Original so: „And so we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past.”

Eigentlich nicht das, was man jetzt hören möchte. Aber welche Wahl haben wir.

Wieder früh ins Bett, nachdem die Familie selbstverständlich bekocht wurde.

Hörbuch am Abend: Eichendorff, Das Schloss Dürande. Es geht da neben den bei Eichendorff vollkommen unverzichtbaren Nachtigallen im Mondenschein um den gesellschaftlichen Umbruch und um drastische Maßnahmen, und es fühlt sich so an, als lebten wir nun in einer Phase, an die man literarisch von überall aus anschließen kann. Immer wieder die klaren Linien, die Pfeile, die Hinweise.

Es ist fast alles schon einmal aufgeschrieben worden.

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2 Kommentare

  1. „Es ist fast alles schon einmal aufgeschrieben worden.“ Und es ist so wenig daraus gelernt worden, jede Generation fängt wieder von vorn an mit dem Fehlermachen… Offenbar.

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