Der Januar wird es richten

Am Montagmorgen, ich wache wie immer sehr früh auf, auch wenn mir deutlich Schlaf fehlt, sieht es vor dem Dachfenster aus wie immer. Die Welt ist noch da, auch die Kirche steht noch, dieses neue Jahr sieht man der Gegend gar nicht an. Nach dem gewohnten Regen sieht es schon wieder aus, und üblicher Wind kommt auf, der zum nächsten Sturm in der langen Reihe der Winterstürme werden kann. Im Wetterbericht sehe ich bereits die Warnsymbole. Ausgesprochen ungemütlich ist es.

Die Ringeltaube sitzt neben mir auf dem Dach, wie ich erst nach einer ganzen Weile merke, fast in Griffweite sitzt sie. Der Vogel fliegt nicht weg wie sonst und sieht mich nur müde an. Arg zerzaust sieht diese Taube aus. Die hatte sicher auch eine unangenehm unruhige Nacht. „Guten Morgen“ sage ich, und sie rollt indigniert die aufgerissenen Augen, als sei das mit Abstand das Allerdümmste, was jemand zu dieser Uhrzeit sagen kann.

Es sind dann, kaum dass es hellgrau draußen wird, schon die ersten Eltern mit ihren Kleinkindern auf dem Spielplatz. Sie setzen den Nachwuchs im Morgengrauen in die Schaukeln, ich höre das leise Jauchzen, als sie ihnen Schwung geben. Da sind wohl die familiären Rhythmen bei einigen gründlich durcheinandergekommen, wie immer zu dieser Jahreszeit. Na, es wird sich bald alles wieder finden. Auch die momentan ausgeprägt eulenhaften Teenager hier im Haushalt werden bald nachts wieder schlafen, nehme ich an. Der Januar wird es im weiteren Verlauf schon richten, mit seinem beinharten Alltag.

Im Hauptbahnhof später der riesige Rollkofferauflauf, es ist wieder vollkommen absurd voll dort. Das ganze Land scheint heute auf Reisen zu sein und sehr viele kommen hier durch. Von den Gleisen unten höre ich die Durchsagen mit dem so verlässlichen „Grund dafür ist …“, vielfach und variantenreich wiederholt. Vor dem Edeka, dem einzigen geöffneten Laden weit und breit, stehen sie in einer langen Schlange und schimpfen knurrend auf die jeweils anderen. Der Mensch ist dem Menschen ein Hindernis.

Es war dies das erste Silvester, das wir nicht im Viererbund begangen haben, was ich allerdings erwartet hatte. Das ist eine normale Entwicklung, kein Drama. Die Herzdame war auf einer Party, Sohn I war auf einer anderen Party, Sohn II und ich haben alles von zuhause aus nach Kräften ignoriert. Ich habe zum ersten Mal seit meiner Kindheit den Jahreswechsel erfolgreich verschlafen. Ich habe zum ersten Mal seit damals auch nicht Dinner for one gesehen. Ich bin im Moment kein Mensch, der Silvester irgendwie begehen möchte.

Aber auch das kann sich selbstverständlich wieder ändern, immer vieles für möglich halten. Der Mensch ist ein ergebnisoffener Prozess.

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Im Bild noch einmal ein Rettungsring für Sie, ich war wieder an der Alster.

Ein Rettungsring in einem Ständer am Ufer der Außenalster, der Blick geht über das Wasser Richtung Mundsburg

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