That’s the spirit

Im phänologisch-urbanen Kalender wird vorgerückt, in einem der Karstadt-Schaufenster sehe ich beim Sonntagsspaziergang einen Hinweis auf den „großen Karnevalsmarkt“, dazu Kinderschaufensterpuppen in Kostümen. Eines dieser Kostüme hat ein Sohn sogar einmal getragen, damals. Da habe ich meinen Nostalgiemoment des Tages auch gleich im Vorbeigehen abgedient.

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Am Nachmittag fahre ich mit der U-Bahn in den Garten, um die reichlich angesammelten Küchenabfälle auf den Kompost zu werfen. Es regnet, der Weg ist unerfreulich, dunkelgrau. Auf der Bille sehe ich in der Mitte noch einen schmalen Streifen Eis. Er bewegt sich langsam, man bemerkt es nur, wenn man etwas stehenbleibt. Für eine kleine Pause fließt der Winter heute ab, aber es kommt fraglos noch etwas nach, vielleicht morgen schon.

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Gestern habe ich gelernt, dass das Wort Streik eine Ableitung aus dem Englischen ist und, was aber wohl nicht ganz sicher ist, vermutlich von „to strike the sails“ kommt, die Segel streichen. Ich habe das in einem auch sonst interessanten Podcast über die Geschichte der Streiks gehört. In der Wikipedia steht es ebenfalls, hier im Abschnitt unter Etymologie. Lokführer, die die Segel streichen, ich habe da jetzt ein neues Bild im Kopf. Auch schön!

Diese Podcastreihe, Radiowissen, macht mir gerade Spaß, ich höre mich da quer durch die Serie. Jeweils um 25 Minuten reines Bildungsprogramm ohne Smalltalk und ohne zehn Minuten Begrüßungsbohei, ohne Werbung auch. Nur Fakten und Belehrung, das habe ich jetzt eine Weile gesucht. Und mir gleich so dermaßen viele Folgen abgespeichert, es wird eine Weile reichen und ist mir beim Kochen, Bügeln etc. wirklich willkommen.

Und ich bin nach wie vor verflucht, denn wenn ich einen Radiosender anmache, irgendeinen, laufen dort immer entweder Sport, das Kinderprogramm oder das Wort zum Sonntag. Mit schon gruseliger Sicherheit ist das so, so wie auch auf der Autobahn im Radio immer Phil Collins läuft, unweigerlich. Nichts gegen Phil Collins, aber es reicht auch irgendwann.

Deswegen muss ich alles Interessante ausschließlich in den Podcastversionen hören. Na, macht ja auch nichts, es gibt schlimmere Schicksale.

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Ich war am Wochenende im Theater, beim kabarettistischen Jahresrückblick auf 2023, den Sie jetzt allerdings nicht mehr live sehen können, die Spielzeit ist durch. Wir gehen da jedes Jahr hin und sehen diesen Herren zu. Es ist ein überaus empfehlenswertes Vorhaben, notieren Sie das ruhig für den nächsten Dezember oder Januar, wenn Sie da wohnen, wo sie auftreten.

Beachtlich fand ich aber auch, dass in dieser rascheligen halben Stunde vor dem Beginn der Vorstellung, in der noch alles auf- und abgeht, sich durch die Reihen zwängt und drängt und Plätze sucht, sich die Jacken und Mäntel auszieht, in der sich alle Welt begrüßt und umarmt und nach Kräften smalltalkt, in der es also eher unruhig und trubelig ist, dass da zwei vor mir saßen, die in diesem Wirbel konzentriert lasen. In diesem nur dämmerigen Licht da. Die eine las ein Buch, der andere eine gedruckte Zeitung, breit auseinandergefaltet.

Konzentrationsvorbilder im Alltag mit kulturellem Doppelschlag. Ins Theater gehen und dort lesen. That‘s the spirit, möchte ich meinen.

Und hier noch einmal die Binnenalster, vom Jungfernstieg aus.

Ein Schifff der weißen Flotte am Anleger am Jungfernstieg

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