Am Ende gibt es Rührei

In der aktuellen Ausgabe der Lage der Nation empfehle ich besonders den hervorragend informativen Teil über Parteiverbote. Auf diese Art aufgebarbeitet wünsche ich mir das, und fand es in Zeitungen und anderen Medien eher nicht. Vor allem fand ich dort das doch einigermaßen naheliegende Argument nicht, dass eine Repräsentationslücke für Extremisten gewollt sei. Man möchte ein Ausrufezeichen an den Rand malen, aber wie geht das bei einem Podcast. Die in anderen Medien oft gesehene Schlichtlogik, dass man eine Partei doch nicht verbieten könne, wenn sie Wählerinnen habe, sie ist eben aus demokratischer Perspektive entschieden zu simpel gedacht.

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Außerdem zum Holocaust-Gedenktag gehört: Diese Folge von „Alles Geschichte“ über und mit Anita Lasker-Wallfisch.

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Und wo ich schon beim Thema bin, es gab wieder eine Demo in Hamburg. Und wie immer bedenkend, dass ich nur von einer winzigen Stichprobe der Wirklichkeit ausgehe, möchte ich doch aus einigen Gesprächen der letzten Tage beim Friseur, im Supermarkt und anderswo ableiten, dass die Bewegung dahinter tatsächlich so umfassend und bunt ist, wie sie auf den Bildern im Fernsehen etc. aussieht. Man trifft hier Demoverabredungen mit einer Beiläufigkeit, als ginge man gemeinsam auf Weihnachtsmärkte, teils mit einem lapidaren und in Anbetracht der Fülle eher illusorischen „Man sieht sich.“

Schon schön, finde ich jedenfalls, und es wurden dann auf diese Art auch zwischen 60.000 und 100.000 Leuten, die da noch einmal zusammenkamen.

Die Demo war im Vergleich zur letzten besser oder sogar hervorragend organisiert, man merkte FFF die Routine an und es war der Sache dienlich, wie man kaum übersehen konnte. Es lief alles ganz hervorragend, eine Musterdemo geradezu, soweit ich es mitbekam. Aber man bleibt natürlich auch da auf einen kleinen Ausschnitt angewiesen.

Nachdem die Reden durch waren, wurde auf eine Playlist geschaltet, es lief dort die Bohemian Rhapsody von Queen, die schneller werdende Stelle mit „Oh mamma mia, mamma mia“, Darauf reagierten nicht wenige einigermaßen ekstatisch und in recht ähnlicher und ausdrucksstarker Weise, Sie kennen diese Muster vermutlich. Aber einige kleine Kinder kannten sie noch nicht und starrten etwas entgeistert auf die plötzlich so verhaltensauffälligen Erwachsenen um sie herum. Man muss eben auch solche Riten erst mühsam weitergeben. Galileo!

Ich stand ansonsten fast eine Stunde lang neben einem Menschen, der auf einen Pizzkarton geschrieben hatte: „Ich glaube fest daran, dass uns Pizza retten kann!“ Diese Botschaft ist politisch vielleicht noch ausbaufähig, aber ich bekam dermaßen Hunger dabei, dass es doch etwas anstrengend war. Allerdings hatte ich in weiser Voraussicht diesmal schon vor der Demo gekocht, eine Maßnahme, die ich für Winterdemos mit einiger Dringlichkeit empfehlen kann. Es ist doch erstaunlich, wie dankbar man sich selbst für so etwas sein kann, wenn man dezent angefrostet nach Hause geht.

Und eine Kleinigkeit noch, zur Illustration des Umstandes, dass es eine norddeutsche Demo war. Eine junge Frau, die von anderen in der Menge gefunden werden wollte und diese Suchenden per Handy dirigierte, rief immer wieder – man musste alles wiederholen, es gab kaum Empfang – „Backbord! Ich stehe mehr backbord!“

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Bei Alfred Andersch, ich bleibe gewissermaßen noch im Kontext, biege aber gleich unerwartet ab, sehe ich die Formulierung „Sie stocherte in der Omelette herum“ (Sansibar oder der letzte Grund). Da habe ich dann kurz im Lesefluss angehalten, denn ich wusste nicht, dass manche dieses Gericht in der weiblichen Form benennen, ich kannte nur das Neutrum, das Omelette. Ich lese das also selbstverständlich nach. In Teilen von Österreich und in der Schweiz macht man das so. Der Herr Andersch kam aus Bayern, vielleicht mischt es sich da. Wobei das Wort Omelette in Österreich hinten, in der Schweiz aber vorne betont wird und im Singular in Österreich auch noch ein zusätzliches -n am Ende mit sich tragen kann, da gibt es dann also eine Omeletten. Meiner Rechtschreibkorrektur in Word passt das ünerhaupt nicht und wenn man es alles en detail nachliest, ist es etwas verwirrend. Am Ende macht man sich doch lieber Rührei, das ist sprachlich simpler und schmeckt auch.

Plötzlich schon wieder Hunger.

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7 Kommentare

  1. @m.buddenbohm „“….denn ich wusste nicht, dass manche dieses Gericht in der weiblichen Form benennen, ich kannte nur das Neutrum, das Omelette…. … und… es (ist) etwas verwirrend…“

    Um Ihrer ‚Verwirrung‘ noch etwas hinzuzufügen: Es gibt da noch das (von mir sehr geschätzte) *Omelette sucrée à la confiture* !
    mise-en-place: Œufs, Fleur de Orange, Confiture, cassonade….
    PS: Pour un repas entre amis…. flambez avece du rhum… Voilà…..
    Bon appétit !

  2. Lieber Herr Buddenbohm,

    ich vermute ja, dass Sie nur das Omelett kennen, mit e am Ende sind’s dann mindestens zwei.

    VG aus dem Rheinland

    Henrike

  3. „Ich glaube fest daran, dass uns Pizza retten kann!“
    Dieser Plakatspruch ist aus dem Lied „Pizza“ der Antilopen Gang. Falls das nicht bekannt war/ist.

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