Dann ein komplett unblogbarer Tag, wie er in der Intensität selten vorkommt, was wiederum noch ein Glück ist. Das sollte ich vielleicht ab und zu erwähnen, dass so vieles hier nicht steht, dabei ist es bei allen oder bei fast allen Bloggerinnen so – wir schreiben nur über Anteile der Tage, und manchmal sind sie klein, fast winzig. Das Berichtbare eben, das man sich manchmal mit der Lupe und mit langer Bedenkzeit zusammensuchen muss. Das allerdings, dieses Suchen und Bedenken, könnte man glatt in Lebensratgebern empfehlen, so sinnvoll ist es (ich schrieb eben versehentlich Lebensrastgeber, wie schön ist das denn), so heilsam vielleicht auch, aber das klingt schon gefährlich kitschig, da hört man schon die Klangschale im Hintergrund. Gott bewahre, meine Wellness-Allergie.
Kalt war es gestern jedenfalls, das kann ich immerhin notieren, viel zu kalt war es, überall froren die Menschen. Man sah es ihnen deutlich an, und es lag, das sah man auch, an der märzbedingten Winterjackenverweigerung, denn wir tragen jetzt alle verbissen unser Übergangszeug. Es war ja schon einmal warm, nicht wahr.
Die Herzdame war kurz im Garten und kam mit diesen rustikalen Spuren zurück, Zweiglein im Haar, Rindenfetzen auf der Jacke, Moos an der Hose, Gras an den Schuhen, wie man das Outfit einer Kleingärtnerin fürs Fernsehen präparieren würde. Frühlingsspuren.
Sohn II, der seit Jahren ein unheimlich anmutendes Abo auf platte Fahrradreifen hat, stand zum ersten Mal in diesem Jahr mit demontiertem Rad im Flur und suchte sein Flickzeug in der Abstellkammer. Auch das ist bei uns ein Saisonbeginn. Ich hatte als Kind nie einen Platten, er hatte bereits etwa zwanzig, wir wissen nicht recht, wie das zugehen kann. Schlechtes Fahrradreifenkarma vielleicht. Er wird im letzten Leben die Reifen der Fahrräder anderer Menschen zerstochen haben, und er flickt jetzt so lange, bis er das überwunden hat. So etwas.
Der andere Sohn liegt krank und unbrauchbar herum, ich war nur zum Einkaufen und zu einem Termin draußen und ich kann mich, merke ich gerade, an diesen Einkauf nicht erinnern. Das kennen Sie vermutlich vom Autofahren, wenn man sich manchmal, auf bekannten Wegen, kaum an die Strecke erinnern kann, aber doch angekommen ist, weil man als höchstens halbbewusster Automat gefahren ist.
Offensichtlich kaufe ich manchmal so ein. Es ist neues Zeug im Kühlschrank, ich muss beim Discounter gewesen sein. Manches nur ableiten, es wird schon stimmen.
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Dafür, dass nix zu berichten war, aber dann doch irgendwie interessant.
Schließe mich an: erstaunlich, was es doch zu berichten gibt!
“ Das kennen Sie vermutlich vom Autofahren, wenn man sich manchmal, auf bekannten Wegen, kaum an die Strecke erinnern kann, aber doch angekommen ist, weil man als höchstens halbbewusster Automat gefahren ist.“
Kürzlich wurde in einer Sendung des DLF thematisiert, warum uns mit zunehmendem Alter die Zeit immer „schneller vergehend“ vorkommt. Zum einen liegts natürlich an der Tatsache, dass ein beliebiger Zeitabschnitt einen immer kleineren Teil der bereits gelebten Zeit ausmacht. Neu war mir, dass auch die vielen eingeschliffenen Rituale, also die Zeiten, in denen wir als „halbbewusster Automat“ durchs Leben gehen, dazu beitragen. Das Gedächtnis merkt sich dieses „immer Gleiche“ gar nicht erst. Es wird „verschwundene Zeit“ und damit erscheint die erinnerte Zeit (eher an Erlebnisse, die nicht alltäglich / immer gleich sind) deutlich kürzer.
Kurzum: Mal anderswo einkaufen, andere Wege gehen, andere Zeiten wählen etc. verlängert die „gefühlte Lebenszeit“. 🙂
Marathonreifen. Teuer, aber funktionieren wirklich.
Auf der Straße Frühlingsspuren
von den Gülle-Sprühlingsfuhren.