Dreifaches Gelb

Weil sich alles in allem spiegelt und das Private nun einmal politisch ist: Die Brotschneidemaschine beim Bäcker ist erneut kaputt, nachdem sie das bereits monatelang war und nie jemand verfügbar war, der sie reparieren konnte – der Personalmangel. Jetzt hat sie nach kurzer und finaler Betriebsphase endgültig den Geist aufgegeben. Es wird also ein neues Gerät geben müssen und auf meine Frage, wie lange das mit Bestellung und Lieferung denn dauern könne, gab es resigniertes Achselzucken und die vage Auskunft: „Sehr, sehr lange.“ Es klang wie sieben Jahre oder dergleichen, jedenfalls aber nach vatikanischen Zeitmaßstäben.

Ceterum censeo: Wir lösen keine Probleme mehr, wir sind wirklich recht weit heruntergekommen, was Prozesse, Lösungen und schon gar die Effizienz angeht. Ob nun bei der Digitalisierung, bei Fregatten oder bei Brotschneidemaschinen, einfach bei allem. Kommste heut nicht, kommste morgen. (Diese Wendung schnell einmal nachgelesen, manche führen sie auf einen Satz aus Köln zurück: „Küss de hück nicht, küss de morje.“ Das ist doch wenigstens nett.)

In diesem Zusammenhang ist auch interessant, wie lange mittlerweile Postsendungen aus UK zu uns brauchen. Wir waren vermutlich im 19. Jahrhundert schon einmal nennenswert weiter dabei und ja, es nervt alles und ebenfalls ja, es sind privilegierte Probleme, ich weiß.

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Andrea Diener über Straßenfotografie, gefunden via Kaltmamsell. Fotos mit einer Kamera könnte man auch mal wieder machen, fällt mir dabei ein. Ich neige dazu, so etwas jahrelang zu vergessen.

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Frau Fragmente wird 20, wie ist das nun wieder möglich. Glückwunsch jedenfalls!

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Kurz im Garten gewesen. Drei Stationen sind das nur mit der U-Bahn. Dort ausgestiegen und überrascht gemerkt, dass es da, wo es etwas mehr Park und Hecken gibt, ein paar mehr Rasenflächen auch und mehr Bäume, tatsächlich nach März und Frühjahr riecht, nach Erde, nach Grün und überhaupt deutlich nach Natur, ganz auffällig riecht es dort so. Bei uns im kleinen Bahnhofsviertel ist das nicht so, diesen Effekt schafft der kleine Spielplatz vor der Haustür nicht.

Im Garten blühen die Osterglocken, die Forsythien und die Kornelkirsche, dreifaches Gelb. Und der Rhabarber treibt frisch aus, eine rote Note von unten. Man muss aber noch genau hinsehen, sonst geht man ohne Notiz daran vorbei.

Na, es wird. Das meinen auch die dicken Knospen an Birne, Apfel und Kirsche.

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Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

9 Kommentare

  1. Großer Gamechanger: Ich habe uns vor ein, zwei Jahren eine kleine, feine, private Brotschneidemaschine gekauft. Seitdem sind wir unabhängig von den Brotschneidefähigkeiten des Bäckers. Erst seit wir die haben, fällt mir auf, wie oft man beim Bäcker gefragt wird, ob man das Brot geschnitten haben will und mit „Nein“ antwortet. (Ein bisschen wie die Frage nach Payback an der Rewe-Kasse.) Tatsächlich meinen wir, das Brot würde besser und frischer schmecken als vorgeschnitten. Und natürlich ist das Ergebnis um Welten besser als bei unseren Versuchen, das Brot krumm und schepp per Hand zu schneiden … Also: eine der besten Küchen-Anschaffungen der letzten Jahre.

  2. Seltsam! Grade mal „Brotschneidemaschine Gewerbe“ gegoogelt und gleich sehe ich mehrere Angebote, so ab 1200,-. Die würde ich der Bäckerei glatt mal zeigen, schon um zu erforschen, warum die so lange brauchen wollen!

  3. Auch hier eigene Brotschneidemaschine, schneidet auch Kürbis oder Kohlrabi usw. Nie mehr ohne!

  4. Ich schneide seit Jahren mein Brot mit der Hand, weil ich dicke Scheiben mag, und gerade das Krumme und Schiefe gefällt mir daran. Eigentlich müsste ich es auch noch selber backen, aber dazu bin ich zu faul.

  5. Hier gibt es meinen Mann der (auch noch linkshändig) Brot in jede denkbare Schnittbreite zerschneidet. Sehr gut, vor allem da hier der Platz für eine eigene Maschine wirklich nicht wäre.

  6. Wir haben eine Brotschneide, aber ich schneide seit Jahren mit der Hand. Eh ich die Maschine aus dem Schrank geholt habe, bin ich fertig. Hab mir aber auch schon in den Handballen geschnitten. Meine Oma hat früher das Brot vor der Brust gehalten und dann geschnitten. Ich weiß nicht, ob das jemand kennt.

    Gruß Katrin

  7. Hier in der Schweiz hat eine Bekannte neulich herzhaft gelacht bei der Vorstellung, dass es bei deutschen Bäckern eine grosse Brotschneidemaschine gibt und man das Brot dann geschnitten in einer Tüte kauft,

  8. private Brotschneidemaschine: in der ersten Einbauküche meiner Eltern aus der Schublade ausklappbar, sehr wenig genutzt, immer verbröselt. Deshalb hielt ich eine lange für unnötig, mein Vater schnitt selbst, ebenfalls linkshändig und äußerst akkurat.
    Aber dann, erwachsen, wechselte ich zu einem stillen Traum. Einmal habe ich eine elektrische bestellt und dann wieder zurückgeschickt. Zu wenig Platz. Die manuellen sind auch toll. Aber ach. Im nächsten Leben dann. Was alles geschnitten werden könnte…
    (Die Patriarchin auf dem Bauernhof der Freunde meiner Eltern, die alle Oma Lina nannten, hat ihre Riesenlaiber Roggenbrot auch vor der Brust geschnitten. Sehr beeindruckend, und lecker mit Mus oder Hausmacher)

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