Ich habe seit Tagen einen Lyrik-Ohrwurm. Es geht mir nicht mehr aus dem Kopf dieses Gedicht, nämlich „Nicht gesagt“ von der Kaschnitz (das kann man etwa hier lesen). Ich bin dermaßen angetan von dem Ende, wie unfassbar gelungen ist das gemacht, den Titel als Ellipse wieder aufzugreifen …. Großartig. Ich würde als Deutschlehrer vermutlich vollkommen unangemessen vor der Klasse in Ekstase geraten, beim gemeinsamen Lesen und Studieren.
Aber auch sonst. Den Verfall nicht geleugnet und nicht die Verzweiflung, es kommt mir nachvollziehbar vor und klingt dabei noch gut, ein sehr zugängliches Gedicht. Wenn man viele Jahre viel geschrieben hat, dann bleibt einem schließlich so etwas wie diese Verse. Ich sympathisiere heftig.
Es gibt eine Lesung mit der Kaschnitz bei Youtube, aus dem Jahr 1966, sehe ich gerade und bin nach dem Ansehen erneut beeindruckt. Sehen Sie mal rein – wie ernst das war, wie besonnen, durchdacht und bemüht. Aus dieser Zeit komme ich, das war mein Geburtsjahr und es ist für mich immer wieder fantastisch, aberwitzig und unvorstellbar, wie weit wir uns von der Möglichkeit und auch Stimmung solcher Sendungen fortentwickelt haben, in welch anderer Zeit wir gelandet sind.
Es ist einerseits vollkommen klar und erwartbar, wie sehr sich die Welt in nur einem Leben ändert, jedes Geschichtsbuch belehrt einen da umfangreich, es bleibt andererseits kaum zu verarbeiten.
Interessanter Kanal übrigens, da mal noch mehr ansehen.
***
Ich lese abends immer noch in „Schau heimwärts, Engel“, Thomas Wolfe. Auch hier anschließender Spaß mit KI: Ich befrage eine Software nach dem Inhalt des Buches, nur um recherchehalber zu sehen, was da „gewusst“ wird. Das Ergebnis ist sogar plausibel, eine brauchbare Inhaltsangabe, und darunter werden mir dienstbeflissen weitere Fragen vorgeschlagen. Eine der empfohlenen Fragen dort lautet: „Welche Rolle spielt Johannes im zweiten Teil des Buches?“ Ich klicke die Frage an. Die Antwort lautet: „In dem Buch kommt kein Johannes vor.“
Ja, so wird man schlauer.
***
Berit Glanz wies auf Mastodon auf dieses sehenswerte Tanzvideo hin:
***
Sie können hier Geld in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Danke für das Tanzvideo. _mitwippend aus dem Zug gesendet_